Wenn Rinnsale zu Fluten werden
Autor: Gerd Schaar
Wartmannsroth, Sonntag, 07. Oktober 2018
Beim Treffen der Gewässer-Nachbarschaft ging es um die Phänomene Starkregen und Sturzfluten, mit denen sich mehrere Gemeinden beschäftigen mussten.
Nicht nur sommerliche Hitze und Dürre, sondern auch Starkregen und Sturzfluten kennzeichnen zunehmend die Wetterextreme unserer Zeit. Im Feuerwehrhaus Wartmannsroth traf sich die Gewässer-Nachbarschaft des Landkreises Bad Kissingen zu ihrer jährlichen Tagung. Das Gremium der etwa 50 Gäste bestand aus Vertretern der verschiedenen Ämter und Kommunen.
Martin Rottenberger, Berater vom Wasserwirtschaftsamt, berichtete über das Phänomen Starkregen und Sturzfluten. Birgit Imhof, die für den Landkreis Bad Kissingen zuständige Abteilungsleiterin beim Wasserwirtschaftsamt, gab Einblicke in die Gewässerschau. Von Alexander Pusch, dem Leiter der Bereiche Abwasserbetrieb und Hochwasserschutz der Stadt Bad Kissingen, gab es ein Hochwasseraudit.
Wenn Bäche wie der Klingenbach in Windheim vom Rinnsal zur reißenden Flut werden, dann ist Hochwasserschutz angesagt. Wartmannsroths Bürgermeister Jürgen Karle erinnerte an das Hochwasser heuer an der Grundschule in Dittlofsroda. "An dieser Stelle hätten wir zuvor nie mit so einer Überschwemmung gerechnet", sagte er. Dort hin begaben sich die Besucher nach den Vorträgen, um bei einem Ortstermin Einblick zu nehmen.
Flut brachte Überschwemmungen
Bauhofleiter Bernd Wald aus Oberthulba berichtete von reißenden Fluten, die sich ihren Weg heuer Ende Mai zwischen Hetzlos und Frankenbrunn auch nahe von Bebauungen gebahnt haben. Die Neuwirtshauser Straße in Reith sei aufgrund der Wassermassen von stündlichen 75 Litern pro Quadratmeter vorübergehend zum Fluss geworden. "Da bleiben Schäden auch auf den Privatgrundstücken nicht aus", so Wald. Überschwemmungen habe es ebenfalls in Thulba gegeben. Einlaufbauten seien daraufhin erneuert, Entlastungsgraben gebaut und Brücken überprüft worden. Das Thema Hochwasser sei auf 170 Jahre alten Landkarten, auf denen eine Fluthilfe verzeichnet ist, schon nachweisbar.
Vorsorgemaßnahmen in Hammelburg
"Zumeist ist Hammelburg von extremen Niederschlägen verschont", wies Peter Kress von der Stadt Hammelburg auf die oft schon am Sodenberg abgeregneten Wolken hin. Aber am 3. Januar und am 29. Mai habe es Ausnahmen mit Starkregen gegeben, die auch die Ortsteile Diebach, Obererthal und Untererthal betrafen. Das sei Grund genug gewesen, um verstärkt über Vorsorgemaßnahmen nachzudenken. So zum Beispiel über eine Staumauer und Änderungen im Gewässer-Entwicklungsplan.
Detaillierte Auskunft über Starkregen aus Sicht des Deutschen Wetterdienstes und über die verschiedenen Arten von Hochwasser gab Martin Rottenberger. "Es kann überall passieren, dass wild abfließendes Wasser zur Sturzflut wird", sagte er. Leider seien solche Ereignisse nicht vorhersagbar. Allerdings gebe es eine Handy-App mit Wettervorhersage. Schäden seien an Gebäuden, in der Landwirtschaft und im Forst möglich.
Privatleuten rät Rottenberger, anhand der individuellen Risiken über eine Elementarversicherung nachzudenken. Kommunen (zuständig für Gewässer dritter Ordnung) sollten geeignete Vorsorgemaßnahmen im Rahmen eines Risiko-Managements treffen. Ein besonderes Lob erhielt der Katastrophenschutz des Landkreises Bad Kissingen von Rottenberger: "Der ist besonders leistungsfähig". Der Biberbau werde oft vom Hochwasser weg gerissen, beantwortete Rottenberger eine Frage seiner Zuhörer. Diese Tierart sei jedoch geschützt und dürfe nicht beseitigt werden.