Wenn Pferde zur Kirche gehen
Autor: Gerd Schaar
Sulzthal, Montag, 04. Mai 2015
Pastoralreferent Dirk Rudolph segnete etwa 30 Reiter und ihre Pferde an der Kreuzkapelle Sulzthal. Mancher fühlt sich danach sicherer. Andere wollen einfach nur ausreiten.
Den Segen für Mensch und Tier gab es am Sonntag an der Kreuzkapelle. Etwa 30 Reitern und ihre Pferden erteilte Pastoralreferent Dirk Rudolph einen segensreichen Spritzer mit dem geweihten Nass. "Hier sind keine Kreuzritter wie im Mittelalter sondern friedliche Reiter mit ihren Pferden", sagte Rudolph. Für ihn war die Tiersegnung eine Premiere.
Mit ihrem Paint-Rassepferd namens Merlin erhielt Reiterin Michaela den kirchlichen Segen. "Alle zwei Jahre gibt es hier die Tiersegnung, da wollten wir es nicht verpassen", sagt Michaela. Talamanca und Zotti heißen die beiden Quarterpferde, die Martina aus Wülfershausen auf die Weide führt. "Nach dem Segen fühle ich mich sicherer", sagt sie. Pferdebesitzerin Renate trug die Standarte und führte den Zug des Kreuzrittes an. "Seit vielen Jahren bin ich beim Segen zur Stelle", bestätigt die Sulzthalerin. Warum man diesen Ritt zur Kreuzkapelle auch bei widrigem Wetter macht? "Manch einer wünscht sich Gottes Segen, andere wollen ganz einfach ausreiten und freuen sich auf das gesellschaftliche Beisammensein", sagt Renate. Das Wetter sei dabei Nebensache.
Pferdeflüsterer aus Wasserlosen
Nicht am Fell vorbei ging der Segen für den andalusischen Hengst Camarero, der seit Jahren mit Pferdeflüsterer Karl-Heinz Simon aus Wasserlosen regelmäßig zu den Segensterminen der Kreuzkapelle reitet. Der Kunstschmied ist in der Region bekannt durch seine geschmiedeten Weihnachtskrippen. "Auf den Segen verzichten wir nicht und wir unterstützen die alte Tradition", spricht er im Namen von Camaro. Der Hengst versteht offensichtlich seinen Herrn und erwidert dies mit einem lauten Wiehern. Für den Sonntagmorgen wurde die Kreuzkapelle vorübergehend zur "Gäulskapelle". In früheren Zeiten seien es über hundert gesegnete Pferde gewesen, bedauert Simon den Schwund auf etwa 30.
Kutscher Herbert Schmitt aus Rottershausen bot den stilgerechten Fahrdienst für den Pastoralreferenten Rudolph. "Ich bin seit mindestens 20 Jahren dabei", sagt Schmitt.
Mit Scheibenbremse
Die Wagonette-Kutsche hat vorn zwei Sitze und hinten zwei gegenüber liegende Bänke in Längsanordnung. Gebremst wird die für Sportzwecke geeignete Kutsche mit hochmodernen Scheibenbremsen. Komfortabel ist die Fahrt, wird sie doch durch Federung und regelbare Luftkissentechnik unterstützt. "Für den Segen bin ich gerne zweieinhalb Stunden mit der Kutsche unterwegs", hat sich Schmitt gefreut.
"Diese Tiersegnung und der Gottesdienst in der Kreuzkapelle sind ein Signal für den Beginn der schönen Jahreshälfte", freut sich schließlich auch Pastoralreferent Rudolph. Gerade zu Beginn der Bitttage sollte der aufblühenden Natur und deren Geschöpfe gedacht werden. Einschließlich der naturverbundenen Reiter. "Dankbarkeit ist das Thema", betont Rudolph.