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Was tun gegen den Pflegeplatz-Mangel?


Autor: Winfried Ehling

Hammelburg, Montag, 18. April 2022

Im Hammelburger Senioren- und Behindertenbeirat standen einige Ideen zur Diskussion, wo man Pflegemöglichkeiten unterbringen könnte. Für die Umsetzung bräuchte es vor allem Zeit. Doch diese haben die Verantwortlichen eigentlich nicht.
Die alte Volksschule in ein Pflegeheim umzubauen wäre für den Senioren- und Behindertenbeirat optimal. Dafür wären Zeit, viel Geld und die Genehmigung der Denkmalpflege und des Stadtrats notwendig.  Foto: Winfried Ehling


Pflegeplätze sind in der Saalestadt rar. Der Senioren- und Behindertenbeirat Hammelburg (SuBBH) bemüht sich seit längerer Zeit mit Ideen, Vorschlägen und der Suche nach geeigneten Räumen diesem Missstand zu begegnen und umgehend eine verbesserte Situation zu schaffen.

Bis zum Einzug in das geplante Wohnheim in der Berliner Straße - ein Sachstandbericht des Investors liegt in Kürze vor - dürfte es noch einige Zeit dauern. Der SuBBH zog die Alte Volksschule in Betracht, die nach Meinung von Sprecherin Bianca Volkert aufgrund der günstigen Innenstadtlage ein geeignetes Objekt wäre. Bürgermeister Armin Warmuth - "grundsätzlich für alles offen" - warf die Frage auf, wo das im Schulgebäude untergebrachte Jugendzentrum ein Quartier bekäme? Und wohin mit der Volkshochschule (VHS), bis diese Ins Bürgerhaus umziehen kann? Hinzu käme die noch ausstehende Auskunft des Landesamt für Denkmalpflege (LfD). Zur Alten Volksschule will Warmuth auch die Meinung des Stadtrats einholen.

Bianca Volkert wollte zudem wissen, ob eine Aussicht auf Tagespflege im Bürgerspital besteht. Warmuth verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass ein Gesamtkonzept derzeit fehle. Zur künftigen Verwendung des ehemaligen Seniorenheims, das aktuell als Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge dient, müssen mehrere Gremien gehört werden. Hier kann die Carl-von-Heß-Sozialstiftung über das ihr überantwortete Gebäude nur bedingt verfügen. "Gespräche laufen zwar aber niemand kann erwarten, dass alles ganz schnell geht", fügte der Bürgermeister hinzu, der " viel Feedback von außen" einräumte.

Ungleichgewicht beklagt

Die ehemalige Pflegeleiterin Anni Misch beklagte ein Ungleichgewicht bezüglich stationärer Einrichtungen. So sei Bad Brückenau mit halb so vielen Einwohnern wie Hammelburg mit Pflegeplätzen in fünf stationären Einrichtungen wesentlich besser ausgestattet als die Saalestadt.

Ist die stationäre Pflege eine Frage des Personals? Zu Pandemiezeiten kann dies durchaus der Fall sein oder gewesen sein. Doch glaubt ein Beiratsmitglied, dass das es nicht am Personal liege sondern: "Wir haben ein Qualitätsproblem." Worte, denen der Bürgermeister Einhalt mit dem Einwand gebot: "Qualität ist nicht unser Thema." Dennoch bemerkte ein anderes Beiratsmitglied: "Wenn eine Einrichtung kein Personal mehr hat, hat dies seine Gründe."

Neben dem ehemaligen Waisenhaus und der Alten Schule sollten weitere Institutionen wie beispielsweise die leerstehenden Schulgebäude - nach Umsetzung des Gymnasiums und weiterer Einrichtungen - in die Konzeption Pflege einbezogen werden. Das konnte sich auch Warmuth vorstellen. Doch das dauert noch einige Jahre. Und genau brenne dem Beirat auf den Nägeln. Man sei dem gesetzgeberischen und verwaltungsbürokratischen Status ausgeliefert, die finanzielle Ausstattung inbegriffen.

Was hätte die Saalestadt noch zu bieten um Pflegebedürftige nicht in der Ferne unterbringen zu müssen? Das Gebäude des ehemaligen Kupsch-Markts, das sich im Besitz der Stadt befindet. Eine Vorstellung des Leerstands ist bereits gelaufen. Wohnungen wären im Obergeschoss möglich, das Erdgeschoss sollte eigentlich Selbstvermarktern aus der Region vorbehalten sein. Doch die Resonanz interessierter Betreiber hielt sich in Grenzen. "Wir haben eine Vision präsentiert. An Ideen mangelt es uns nicht. Doch solche Mammut-Projekte brauchen eben Zeit", betonte der Bürgermeister.

Die Vorstellung weiterer Wohnmöglichkeiten für Senioren in Hammelburg hatte Jürgen Stein in einem digitalen Vortrag zusammengefasst. Das breite Ideenfeld, durchaus diskussionsfähig, benötigt allerdings das, was nicht vorhanden ist - Zeit.