Was Krieg für die Menschen bedeutet

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Eine Puppe in originaler Soldatenuniform und mit voller Kriegsausrüstung. Foto: Gerd Schaar
Eine Puppe in originaler Soldatenuniform und mit voller Kriegsausrüstung. Foto: Gerd Schaar
Die Kriegsnot war auch Thema auf dem Geschirr. Foto: Gerd Schaar
Die Kriegsnot war auch Thema auf dem Geschirr. Foto: Gerd Schaar
 
Das legendäre Soldatengewehr "K98" und zugehörige Bajonette versetzen den Betrachter in die Zeit von vor 100 Jahren.
Das legendäre Soldatengewehr "K98" und zugehörige Bajonette versetzen den Betrachter in die Zeit von vor 100 Jahren.
 
 
 
 
 
Wie es seinem Großvater Gregor als junger Soldat erging, schilderte Kurt Hornung in seinem packenden Vortrag.
Wie es seinem Großvater Gregor als junger Soldat erging, schilderte Kurt Hornung in seinem packenden Vortrag.
 
 
Viel Vorbereitungsarbeit hänge an dieser Ausstellung, bestätigte Werner Ziegert.
Viel Vorbereitungsarbeit hänge an dieser Ausstellung, bestätigte Werner Ziegert.
 
 
Vor 100 Jahren wurden schon die Kinder zum Hurra-Patriotismus ermutigt und der Krieg verharmlost.
Vor 100 Jahren wurden schon die Kinder zum Hurra-Patriotismus ermutigt und der Krieg verharmlost.
 
 
 
 

Die Ausstellung "100 Jahre Erster Weltkrieg 1914 bis 1918 - gegen das Vergessen" ist im Rathaus in Wartmannsroth zu sehen. Die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" hat auch in den Dörfern der Gemeinde ihre Spuren hinterlassen.

Krieg, das bedeutet immer auch menschliche Tragödien. Feldpostkarten zeugen von den Nöten der Soldaten. In ihren Schützengräben bei Verdun, in Russland oder auf dem Balkan schrieben sie an ihre Lieben. Der eine wünschte sich nur ein Stück Brot aus der Heimat, der andere berichtete von tragischen Erlebnissen.
So schrieb ein Max im September 1916 auf eine Postkarte: "Lieber Ludwig, ... es ist sehr traurig, dass schon wieder drei Mann gefallen sind. Wann wird dieses schreckliche Ringen ein Ende haben?" Auch über die Soldatenausbildung 1917 in Bamberg wurde berichtet: " ... vom Exerzierplatz heim gekommen heute. Abends war´s kalt und Appetit hat´s gegeben."
Viel Arbeit hing an der Vorbereitung der Ausstellung, wie Werner Ziegert bestätigte. Der Mitarbeiter aus dem Rathaus übernahm im Mai die Organisation und arbeitete die interessanten und teilweise schaurigen Geschichten auf. 2. Bürgermeister Roland Brönner freute sich zur Eröffnung am Samstag über die gute Besucherresonanz und dankte den Anwohnern für die vielen Leihgaben.
"Wir müssen aufeinander achten und Verantwortung zeigen", betonte Brönner und ergänzte: "Vor 100 Jahren war diese Verantwortung bei manchen Leuten komplett verloren." Der Erste Weltkrieg habe als "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts und Nährboden des Nationalsozialismus" auch in der Rhön deutliche Spuren hinterlassen. "Umso wichtiger ist es, dass wir uns der Sinnlosigkeit von Kriegen bewusst werden", mahnte Brönner und fügte das Henry-Miller-Zitat an: "Jeder Krieg ist die Niederlage des menschlichen Geistes." Der von 1914 bis 1918 dauernde Krieg kostete rund 17 Millionen Menschen das Leben. Auf den Gedenktafeln in Wartmannsroth und seinen Gemeindeteilen stehen die Namen von rund 90 gefallenen Soldaten.

Wie es dem Opa erging

Wie es seinem Großvater Gregor, 1895 in Neuwirtshaus geboren, als junger Soldat erging, schilderte Kurt Hornung in seinem packenden Vortrag. Der militärischen Ausbildung des Großvaters in Immenstadt im Allgäu folgten Einsätze im Balkan und an der französischen Grenze bei Verdun. Hornung ergänzte seinen Bericht durch umfangreiches Kartenmaterial, eindrucksvolle Fotos und aktuellen Recherchen vor Ort. So beeindruckten zum Beispiel Bilder von riesigen Grabfeldern gefallener Soldaten und von Gebeinhäusern in Frankreich.
"Es war höchste Zeit, noch greifbare Dokumente und Gegenstände einmal an die Öffentlichkeit zu bringen", dankte Ziegert vielen Einwohnern der Gemeinde für ihre Leihgaben. Zu den Originaltexten und Gegenständen hatte Ziegert mit viel Mühe Hintergründe recherchiert, die jetzt als Kommentare zu lesen sind. Die Schauvitrinen füllten sich zum Beispiel mit themenbezogenen Krügen und Geschirr. "Besser K-Brot (Kommissbrot) als kaa (kein) Brot" steht auf einem Tellerrand. Auch ist anhand der kleinen Butterdosen zu sehen, wie die Kriegsarmut zuschlug.
Weiterhin ist eine Puppe in originaler Soldatenuniform und mit voller Kriegsausrüstung zu sehen. Das Gewehr "K98" und zugehörige Bajonette versetzen den Betrachter in die Zeit von vor 100 Jahren. Damals wurden schon die Kinder zum Hurra-Patriotismus ermutigt und der Krieg verharmlost: "Mein Liebchen, mach´ mir das Herz nicht schwer - ich muss doch nun einmal zum Militär", wird auf einer Karte einem Buben im Vorschulalter in den Mund gelegt. Der trägt bei seinem Abschied von einem kleinen Mädchen Gewehr, Bajonett und Pickelhelm.
Geöffnet ist die Ausstellung am Samstag, 22. November, von 17 bis 20 Uhr und am Sonntag, 23. November, von 15 bis 18 Uhr sowie montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr bis zum 28. November. Am 22. und 23. November wird es zu Beginn einen Kurzvortrag geben.