Die Tafel besteht in Hammelburg seit zwölf Jahren. Eines hat sich seit dem Beginn nicht geändert: Helfer und Fahrer sind noch immer dringend gesucht.
Die Idee der "Tafeln", einem Netzwerk, das gespendete und überschüssige aber brauchbare Lebensmittel sammelt und an Bedürftige verteilt, hat in zahlreichen Städten Fuß gefasst. Die Initiative, die Schule machte, verfügt heute sogar über einen Bundesverband.
Die Hammelburger Tafel informierte bei einem Tag der offenen Tür über die Arbeit und das soziale Engagement der Ehrenamtlichen und über das, was man als "Lebensmittelrettung" bezeichnen kann. Denn pro Jahr landen in Deutschland fast sieben Millionen Tonnen Lebensmittel in Abfalleimern und Biotonnen, die in großen Teilen noch verwendbar wären.
Warum wegwerfen, wenn es Menschen gibt - und die sind auch im "reichen Deutschland" zu finden -, die kein Geld haben, sich genügend und abwechslungsreiches Essen zu leisten, und diesen die brauchbaren Speisen für ein geringes Entgelt überlassen?
Zunächst im Kolpingheim
In der Saalestadt gründete Winfried Benner 2004 die Tafel. Im ehemaligen Kolpingheim richtete er mit Helfern die erste Abholstelle ein - und prompt nutzen 45 Abholer die Möglichkeit, eine Tasche voll Brot und Backwaren, Obst und Gemüse, Kühlware, Getränke und Konserven für "einsfuffzig" zu erwerben. Zwei Jahre später - das Kolpingheim musste dem neuen Pfarrzentrum weichen - siedelte die Tafel in die ehemalige Backstube der Bäckerei Claßen in die Krötengasse um und wurde sukzessive ausgebaut.
Nimmt man die heimische Abnehmerzahl als Maßstab, steigt die Zahl der Armen in Deutschland rasant. Heute registriert die Tafel die vierfache Anzahl "Empfangsberechtigter", nämlich 175, die teils noch ihre Familien mitversorgen. "Ich schätze wir kommen so auf rund 360 Kunden", sagt Dieter Roth, Vorsitzender der Hammelburger Einrichtung. Im Laufe der Jahre haben sich die Organisation, das Einzugsgebiet und damit auch die Fahrtwege geändert. Mit der Bildung der "Rhönachse", bestehend aus den Tafel Bad Kissingen,
Hammelburg und Bad Brückenau, etablierte sich ein regionales Netzwerk, das Überschüsse oder -mängel im Tausch ausgleicht.
Das macht Sinn. Denn "eine ganze Palette Joghurt brauche ich nicht. Wir geben Teilbestände weiter und erhalten dafür anderes, das bei uns fehlt", informiert Roth. Unterstützung erhält die heimische Tafel auch durch die "Schwestern" in Lohr und in Schweinfurt.
Mit der Vernetzung erweiterte sich das Einzugsgebiet der Spender, zu denen Großmärkte in Würzburg, Gochsheim und Schwebheim aber auch heimische Discounter, Bäckereien und Metzgereien und ansässige Firmen gehören. Nicht vergessen seien private Sponsoren, die mit überschüssigem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten oder mit finanzieller Unterstützung bei der Tafel willkommen sind.
Insgesamt 45 Ehrenamtliche und ein Vollbeschäftigter halten den Betrieb am Laufen. Das Sichten, Sortieren, Zuschneiden, Abpacken und die Ausgabe an Unterstützungsbedürftige sowie der Transport sind die Aufgaben der Ehrenamtlichen. Und natürlich etwas Freude am Umgang mit Menschen. Dieter Roth, der fast täglich in der Krötengasse zu finden ist - "Mein Bett steht noch nicht hier" - ist das Vorbild.
Alles in Butter, sollte man meinen. Dem ist aber nicht ganz so. "Helfer, Fahrer und Beifahrer sind immer gesucht. Wir müssen täglich sortieren, und nicht jeder Freiwillige kann an jedem Tag erscheinen, denn viele sind berufstätig", begründet der Vorsitzende, der hinzufügt: "Wie jede Spende und jeder Cent können wir auch jede helfende Hand gebrauchen."
Laufende Ausgaben bestreiten
Auch der Mitgliedsbeitrag von jährlich 15 Euro hilft der Einrichtung, wirbt Roth. Denn mit den Einnahmen - und den Geldspenden - muss die Tafel die laufenden Ausgaben bestreiten. Dazu gehören die Unterhaltskosten für die Fahrzeuge, die Räume, Anschaffungen und die Vollzeitkraft.
Trotz ihres sozialen Engagements auf freiwilliger Basis wird die Tafel gelegentlich - wenn auch nur selten - in Frage gestellt. So beschwerte sich ein Abholer an exponierter Stelle über das abgelaufene Mindesthaltbarkeitsdatum, was das Gesundheitsamt auf den Plan rief. Die Behörde bestätigte der heimischen Tafel jedoch Sauberkeit, Hygiene und brauchbare Ware.
Wer die Tafel unterstützen will kann dies mit seiner Mitgliedschaft, als Helfer oder Fahrer und mit Spenden (Spendenkonto der Sparkasse, IBAN DE 73 7935 1010 0008 2202 95, BIC: BYLADEM1KIS) tun. Infos gibt es bei Dieter Roth, Telefon 09732/2688, Mobil: 0172/284 49 16.