Viele Helfer, aber weniger Kröten
Autor: Elisabeth Assmann
Hammelburg, Dienstag, 22. April 2014
Heuer sind deutlich weniger Amphibien zu den Laichplätzen gewandert. Die feuchtwarmen Nächte fehlten, und Pestizide bedrohen die Tierbestände.
Wolfgang Friedel wundert sich. "So ein Jahr wie dieses habe ich noch nicht erlebt", sagt der Hammelburger. Mit seiner Frau Marion betreut Friedel für Tierschutzbund und Bund Naturschutz (BN) schon seit Jahrzehnten die Amphibienwanderstrecke vom Hammelberg in die Fischteiche.
Dabei kreuzen die Tiere die viel befahrene KG 12 zwischen Hammelburg und Elfershausen. Nach seinen Aufzeichnungen sind dieses Jahr nur etwa ein Drittel der Kröten zu den Laichplätzen gewandert. "Hier war das Krötenjahr so schlecht wie noch nie", bringt es Marion Friedel auf den Punkt.
Auch an anderen Stellen mit Schutzzäunen zählen die Amphibienschützer weniger Tiere. Der Winter und das Frühjahr waren zu mild und zu trocken. "Vielleicht sind etliche Amphibien schon im Januar und Februar gelaufen, und wir haben es nicht gemerkt", mutmaßen die Fachleute vor Ort wie etwa Werner Schaidt in Weißenbach.
Auch er zählte dieses Jahr nur die Hälfte der Kröten vom vergangenen Jahr.
Auch tagsüber zu sehen
Beim ersten Regen am 22. März gab es einen größeren Schub wandernder Kröten. Aber danach verlief es sehr zögerlich. Nach Paarung und Ablaichen verlassen die erwachsenen Amphibien die Gewässer und wandern zurück in die Wälder. Dann müssen die Schutzzäune umgelegt und abgebaut werden. Dieses Jahr haben sich Hin- und Rückwanderung überschnitten. Kröten wurden auch untypischerweise tagsüber beim Wandern gesichtet.
Jedes Jahr werden im Landkreis rund 3000 Meter Krötenzaun aufgestellt und tausende Amphibien von ehrenamtlichen Helfern vor dem Tod auf der Straße gerettet. Nun bauen sie die Krötenzäune wieder ab.
So wie in Westheim und Weißenbach sind an vielen Orten mehr als 50 ehrenamtliche Naturschützer im Moment unterwegs.
Marc Baumgart, 2. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe, appelliert an die Autofahrer: "Bitte an den Amphibienwanderstrecken vorsichtig fahren, vor allem in feuchtwarmen Nächten. Der Schutz der Krötensammler ist uns natürlich noch wichtiger als der Tiere."
Große Sorge bereiten den Naturschützern neue Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen des Gifteinsatzes in der konventionellen Landwirtschaft und im Gartenbereich. Eine aktuelle Studie der Universität Koblenz-Landau zeigt, dass schon der Einsatz der empfohlenen Menge an Fungiziden, Herbiziden und Insektiziden bei Grasfröschen zu einer Sterblichkeitsrate von bis zu 100 Prozent führt.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Frösche die tödlichen Pestizide direkt über die Haut aufnehmen. Laut Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) stieg der Verbrauch von Glyphosat zur Unkrautvernichtung in zehn Jahren von 1000 auf 5000 Tonnen.
Nicht zuletzt deswegen setzt sich der BN für ökologische Landwirtschaft und Naturgärten ohne Chemie ein.