Vernissage in Hammelburgs Stadtbibliothek

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Die Vergänglichkeit und daraus neu erstehendes Leben sind Themen der Foto-Ausstellung von Wiltrud Kuhfuß (links) in Hammelburgs Stadtbibliothek. Die Künstlerin hieß bei der Vernissage Bürgermeister Armin Warmuth (rechts) willkommen. Foto: Winfried Ehling
Die Vergänglichkeit und daraus neu erstehendes Leben sind Themen der Foto-Ausstellung von Wiltrud Kuhfuß (links) in Hammelburgs Stadtbibliothek. Die Künstlerin hieß bei der Vernissage Bürgermeister Armin Warmuth (rechts) willkommen.  Foto: Winfried Ehling

Wiltrud Kuhfuß zeigt die architektonischen Veränderungen am Luitpoldbad in Bad Kissingen und am nie vollendeten KdF-Bad Prora auf Rügen.

"Gebrochene Ansicht" nennt Wiltrud Kuhfuß ihre Foto-Ausstellung in der Stadtbibliothek, in der sie Momentaufnahmen von Materie im Verlauf des Vergehens festhält. Dazu wählte die Künstlerin zwei historische Objekte aus, das Luitpoldbad in Bad Kissingen und den "Koloss von Rügen", das nie vollendete KdF-Bad Prora.

Beide Objekte befinden sich in der Neugestaltung, einer Transformation. Während das Luitpoldbad zu einem Behördenzentrum heranwächst, verändert sich Prora - eine Planung der Nationalsozialisten aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts - nach und nach in ein Ferienzentrum. Dies war zwar schon unter dem NS-Regime geplant, doch ging den Machthabern seinerzeit das Geld für die Fertigstellung der rund sechs Kilometer Freizeit- und Erholungsanlage aus.

Abbruch und Aufbruch geben sich in der Ausstellung die Hand. Die Künstlerin hält diese Szenen in einer Reihe großflächiger Fotografien fest und zeigt die Zerstörung geschichtsträchtiger Bausubstanz, aus der neues Leben wächst, befand Bürgermeister Armin Warmuth in der Vernissage. "Damit haben wir auch in unserer Stadt zu tun", sagte er mit Blick auf die Umgestaltung des Rathauses und den daneben stehenden Neubau.

Wolfgang Kuhfuß zeigte in den Werken seiner Gattin das "Sein und Nichtsein", die Brüchigkeit und Fragilität architektonischen Schaffens, aber auch das Chaos im System auf. Die Themen-Kompositionen - eine Auflösung im Schwebezustand mit einer nur kurz sichtbaren Ästhetik - seien Unikate.

Die in Aschaffenburg geborene Wiltrud Kuhfuß besuchte mehrere Akademien, darunter auch die Textilfachakademie im holsteinischen Neumünster. Die dort erworbenen Kenntnisse begründeten ihre Kontakte in die Saalestadt, in der Josef Halbritter eine Designerin für seine Krawattenfabrik suchte. Er war auch zur Eröffnung gekommen und erinnert sich noch gut an die Künstlerin. "Wiltrud gestaltete unsere Krawatten, darunter auch die mit der Aufschrift ,Nobody is perfect‘, die sogar Minister trugen, und die unser Bestseller wurde", erzählte er.

Mit mehreren Kunstpreisen und Stipendien ausgestattet, wirkte die heute 77-Jährige auch als Dozentin an der Akademie für Gestaltung in Ebern und Würzburg und kann auf zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland verweisen. Wiltrud Kuhfuß ist zudem Collagistin, Malerin und Zeichnerin, wie ihr Sammelband "Anmutungen - Zumutungen" erkennen lässt.

Die Motive, die bei den Besuchern unterschiedliche Emotionen auslösen können, könnten für die Hammelburger Malerin Elisabeth Kohl-Spies eine willkommene Bereicherung sein. "Der marode Charme der Bilder regte mich sofort an, das selbst auszuprobieren", räumt sie ein. Die Ausstellung ist bis zum 6. Oktober zu besichtigen.