Ungewöhnliche Führung durch die Herrenmühle
Autor: Gerd Schaar
Hammelburg, Montag, 10. März 2014
Ungewöhnliche Führung durch die Herrenmühle ermöglichte ungeahnte Einblicke in das Leben und Arbeiten der Vorfahren.
Den saisonalen Jahresauftakt in Sachen Museumskultur gab es am Sonntag in der Herrenmühle. Weil sich die lebendigen Figuren der alten Handwerker rund um "Brot und Wein" schon im vergangenen Sommer auf der Museumsinsel großer Beliebtheit erfreuten, tauchten sie jetzt zur Eröffnung wieder auf.
Rund 50 Besucher freuten sich auf die ganz besondere Führung durch das 1991 gegründete Museum "Brot und Wein" in der Herrenmühle. Nein, es waren nicht nur Mitglieder des Museums-Förderkreises oder Anwohner aus dem Altlandkreis Hammelburg eingetroffen. Auch Kurgäste aus Bad Kissingen und Bad Bocklet sowie Ausflügler aus den Nachbarlandkreisen Schweinfurt und Main-Spessart waren gezielt, zum Teil mit der gesamten Familie, angereist. Die Ankündigungen in den Medien hatten ihre Früchte getragen. Einschließlich "facebook"-Hinweise für Kurzentschlossene.
Museums-Leiterin Elli Böck schlüpfte in die Rolle einer Müllerin. Sie wurde durch den "Müller" Benno Zellhan, die "Weinbäuerin" Christiane Schmid, "Dienstmagd" Brigitte Keitel, "Bäcker" Josef Keitel und "Pfarrer" Franz Herrler bei der lebendigen Museumsführung unterstützt. Überdies wirkte Manfred Scheller noch als informativer "Ratsherr" bei der Einführung mit.
Wiederholung im Herbst
"Ich bin selbst Winzerin und gestalte gar manche Stadtführung mit", verrät Schmid. Außerdem sei sie noch Vorsitzende des Förderkreises Herrenmühle und freue sich deshalb über die gute Resonanz bei dieser Veranstaltung. Über den tollen Erfolg war auch Böck erfreut: "Ich hatte bei dem guten Wetter nicht mit so vielen Besuchern gerechnet". Die hätten nachgefragt, ob es solche lebendige Führungen nicht öfter mal gebe. Zumindest im kommenden Herbst sei dies noch einmal eingeplant, bestätigt Böck auf Nachfrage.
Was heutzutage die Steuern für das Finanzamt, das waren in früheren Jahrhunderten die Abgaben der Landwirte und Müller an die Stadt Hammelburg in Form von Getreide und Mehl. Oder der Wein der ansässigen Winzer. "Zum Ende des Geschäftsjahres (nach dem Fasching) wurden die Ratsherren in die Mühle zu reichlich Speis und Trank eingeladen", erzählt Scheller aus zurückliegenden Jahrhunderten. Ganz nach dem Motto: "Das Trinken ist der Ratsherren erste Pflicht, denn leere Lampen leuchten nicht". Auch in den Ratssitzungen der ältesten Weinstadt Frankens sei damals viel Wein getrunken worden. Da haben sich die Zeiten bis heute offensichtlich gründlich geändert.
Mundart
"Ich finde es gut, dass die Erklärungen der historischen Gestalten in Mundart vorgetragen werden", lobt die Besucherin Margarethe Mützel aus Fuchsstadt die lebendige Museumsführung. "Da läuft man nicht so einfach durch die Räume, sondern interessiert sich für die vergangenen Zeiten auch im Detail", meint sie. Nicht immer ganz mitbekommen hatte Besucher Dieter Moschinsky aus Eckarts diese Mundartvorträge. "Als zugereister Berliner verstehe ich die Feinheiten des Rhöner Dialektes nicht", sagt er. Die Idee der historischen Rollenspiele aber finde er ausgezeichnet.