Trotz allen eine gute Weinernte
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Donnerstag, 23. Oktober 2014
Die Ernte ist spätestens seit dieser Woche in den Kelter- und Kellerräumen eingelagert. Das Anbaujahr brachte nicht nur Trockenheit zu Beginn und Regen gegen Ende, sondern auch einen neuen Schädling.
In diesem Jahr konnten die Winzer die Trauben nicht zu lange hängen lassen. Das regnerische Wetter Ende August und Anfang September bewirkte ein schnelles Einsetzen der Fäule. Daher musste die Ernte zügig über die Bühne gehen.
"Wir mussten ziemlich schnell fertig werden", erklärt Matthias Büttner vom Winzerkeller Hammelburg. Das habe einen großen Andrang an der Kelter bedeutet. Wegen der Fäule "mussten wir drauf drücken", sagt Ulrike Lange. Für ihr Weingut Schloss Saaleck zählt sie diesmal vier Lesetage weniger als sonst. Und Gerald Baldauf berichtet: "Wir haben innerhalb von drei Wochen alles geerntet.
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Dass das Anbaugebiet im Saaletal im Vergleich zu anderen Regionen eher kleinflächig und zerstückelt ist, hat die Ausbreitungsgefahr wohl etwas eingedämmt. Das gilt vermutlich auch für die Kirschessigfliege.
Sie ist zwar vorgekommen, allerdings insgesamt nicht in dem Ausmaß wie in den südlicheren Weinbaugegenden.
Hoffen auf Frost
Dort wo die Kirschessigfliege auftauchte, hat sie aber für deutliche Ausfälle gesorgt. Büttner weiß zum Beispiel von einer stark befallenen Fläche im Trautlestal. Dort habe es 30 bis 40 Prozent weniger Ertrag gegeben. Beim Weingut Baldauf hatte es eine Dornfelder-Lage erwischt. Dort mussten 50 bis 60 Prozent der Trauben rausgeschnitten werden, und es musste beerenweise geerntet werden, wie Baldauf berichtet.
Das Auftreten der Kirschessigfliege führen die Winzer auf den milden Winter zurück. Sie hoffen nun auf Frost. Auf den wartet Baldauf ebenfalls - nicht zuletzt, weil er nach 2012 wieder Trauben für Eiswein hängen lässt.
Baldauf: "Eiswein ist die Krönung eines Jahrgangs."
Trotz aller Unbill sind die Winzer mit dem Ernteergebnis zufrieden. Sie sprechen von einer guten Qualität und Menge. Zwar wird es nicht der Spitzenjahrgang, über den im Sommer manchmal spekuliert wurde. Dennoch liegt die Qualität "noch gut über dem durchschnitt", meint Stefan Ruppert .
Auch Florian Müller schätzt den Jahrgang als überdurchschnittlich ein. Und: "Die Weine zeigen sich schon jetzt unheimlich fruchtig."
Um eine ganz spezielle Zielgruppe zu bedienen, will das Weingut Schloss Saaleck zum ersten Mal eine kleine Menge eines Rot- und Weißweins des 2014er Jahrgangs in Bag-In-Box-Verpackungen abfüllen lassen. "Wir werden auffällig oft von Wohnmobilisten danach gefragt", sagt Lange.
Die Kunden erzählten, dass sie das zum Beispiel aus Frankreich kennen.
Zum ersten Mal auch hat das Weingut Schloss Saaleck das Ende der Weinlese vernehmbar gestaltet: Ein geschmückter Traktor zog in der vergangenen Woche zum Marktplatz, wo es für alle Neugierigen Federweißer und Wein zu kosten gab. Das will Lange nun jedes Jahr so machen. Weitere Winzer können sich anschließen.