Der 89-jährige Hammelburger, Thomas Auer, singt seit 70 Jahren in der MGV-Chorgemeinschaft. Dafür wurde er jetzt ausgezeichnet.
Das gab es noch nie bei der MGV-Chorgemeinschaft: In der Jahresabschlussfeier im Vereinsheim ehrten der Fränkische Sängerbund (FSB) und der Deutsche Chor-Verband (DCV) mit Thomas Auer einen Sänger für 70 Jahre aktiven Gesang.
Der 89-jährige Hammelburger trat 1946 in den MGV ein, zu einer Zeit als die amerikanische Militärregierung nicht jedem den Beitritt in den Verein gestattete. "Ausgelöst hat es eigentlich das Tanzen. Ich habe immer gerne getanzt, und kam so in den Gesangverein", erinnert sich der Veteran, der die Stationen des damaligen Männergesangvereins immer noch nachvollziehen kann.
Einst eine Theatergruppe
Denn die Sänger mussten seinerzeit häufig ihre Lokalitäten für die Proben wechseln. Mal war es die Gaststätte Deutsches Haus, dann das Gasthaus "Engel", das Hotel "Post" und der "Hirschenwirt", weiß er noch. Den Namen des ersten Dirigenten, ein Düsseldorfer, hat er jedoch nicht mehr im Gedächtnis.
"Die Aufnahmegebühr betrug 1946 eine Reichsmark - das war viel Geld", betont Auer, der seinerzeit in der Theatergruppe mitspielte, die der MGV sieben Jahre lang hatte. "Wir spielten in der Landwirtsschule und hatten viel Spaß dabei. Allerdings schlief das Ganze nach einigen Jahren wieder ein", bedauert er. "Unser erster, großer Ausflug über sechs Tage führte uns nach Berchtesgaden zum Sängerwettstreit mit Österreich. Wir fuhren mit der Bahn, einem Sonderzug, an den für uns ein Waggon angehängt wurde. Ausgerüstet mit einem Sack Kartoffeln, Brot und Wurst und Fleisch aus der Metzgerei Guttenbach, kamen wir in die Alpen, wo wir uns selbst verpflegten", schildert er.
Begeisterung unter den Männern
"Der Gesangverein steht für mich immer noch an erster Stelle", beteuert der rüstige Sänger, dessen verstorbene Gattin Irma ebenfalls Sängerin war und für lange Zeit das Amt der Notenwartin inne hatte. Was dem Jubilar im Gedächtnis geblieben ist, sind "die vielen Auftritte des MGV, die mich beeindruckt haben". Außerdem erinnert er sich daran, dass einmal an einem Abend 16 Männer in den Gesangverein eintraten, den damals der langjährige Dirigent, Hubertus Müller, leitete. Den Frauenchor gab es seinerzeit noch nicht. Der Stellvertretende Vorsitzende des Bezirks und des Sängerkreises Schweinfurt, Paul Kolb, zeichnete schließlich gemeinsam mit der Hammelburger Vorsitzenden, Edith Deinlein, die "treueste Seele" des MGV, Thomas Auer, für 70 Jahre aktives Singen mit der Ehrennadel und den Dankesurkunden des FSB und des DCV aus.
Urkunde, Nadel, Ausweis
Für vier Jahrzehnte Chorsingen nahmen Irma Leimeister und Erika Gemetz die Würdigung entgegen, die Susanne Rottenberger im Nachgang erhält. Gisela Bindrum, die für ein halbes Jahrhundert Mitgliedschaft und Singen im Chor Urkunde, Nadel und Ehrenausweis erhält, wird bei nächster Gelegenheit ausgezeichnet.
Dirigentenwechsel
Vorsitzende Deinlein gab danach einen Rückblick über das ablaufende Jahr, in dem ein Dirigentenwechsel stattgefunden hatte. Im Januar verabschiedete sich Florian Seufert. Für ihn übernahm Nikolaus Metz die musikalische Leitung in der Chorgemeinschaft, der an diesem Abend mehrere Adventslieder dirigierte. Der traditionelle Rathausschmuck an Ostern, die Beteiligung am "Flash-Mob", der Liederabend im Pfarrzentrum, das "Höflesfest", und der Musikertreff Ü 60 waren weitere Höhepunkte im Vereinsjahr.
Verse und G'schichtlich
Ein kleines Geschenk erhielten Vorstandsmitglieder und Ehrenamtliche. Martha Scherpf, Günter Kress und Herma Klünspies ließen die Abschlussfeier mit adventlichen Versen und "G'schichtlich" ausklingen.