Teueres Abwasser und viele leere Bauplätze in privater Hand
Autor: Gerd Schaar
Ramsthal, Freitag, 25. Sept. 2015
Eigentlich müssten die Abwassergebühren fast verdoppelt werden. Stattdessen entschied der Gemeinderat Ramsthal jedoch, die Sonderrücklage zu reduzieren. Damit bleibt die Gebühr für den Verbraucher zunächst unverändert.
Seine einhellige Zustimmung gab der Ramsthaler Gemeinderat dem Vorschlag des Kläranlagen-Arbeitskreises, der das Abwasserrohr in die Fränkische Saale leiten will. Bürgermeister Alfred Gündling stellte die Sachlage vor. Abgesegnet wurde ein damit verbundenes Planungs-Honorar in Höhe von rund 54 300 Euro.
Rein rechnerisch müssten sich momentan die Abwassergebühren etwa verdoppeln, rechnete Michael Unsleber, Geschäftsführer der Verwaltungsgemeinschaft Euerdorf anhand der Ausgabenliste vor. Pro Kubikmeter Abwasser käme die Gebühr dann auf 3,22 statt 1,47 Euro und das Niederschlagswasser auf 0,23 statt 0,10 Euro.
Für die Unterdeckung in Höhe von 157 000 Euro seien die in der Kalkulation von 2013 noch nicht berücksichtigten Positionen verantwortlich: zum Beispiel Betriebsnachzahlungen (50.000 Euro wegen Schmutzfracht aus den Jahren 2008 bis '14), Klärschlammräumung aus dem Vorjahr für
47 000 Euro oder rund 20 000 Euro wegen der Verwaltungs- und Kataster-Kosten sowie Globalraster-Berechungen.
Die Räte folgten dem Vorschlag, die Unterdeckung nicht in den neuen Kalkulationszeitraum zu übertragen, sondern die Sonderrücklage (mehr als 400 000 Euro) entsprechend zu reduzieren. Die Abwassergebühren bleiben somit für den Verbraucher erst einmal unverändert. Kostendeckend angeglichen werden die Gebühren alle drei Jahre, also erst wieder 2016. "Diese Käranlage ist eine Gemeinschaftsanlage und keine Sulzthaler allein", betonte Erich Krebs. "Ich wünsche mir mehr Information von diesem Arbeitskreis", sagte Bernhard Gössmann-Schmitt.
Für die vorgeschriebene Kanaluntersuchung durch Befahrung in Ramsthal vergaben die Räte einen Arbeitsauftag an die Firma Kanal-Türpe in Höhe von rund 72 000 Euro.
Untersucht werden laut Gündling auch die Einmündungen in die Hausanschlüsse.
Den drei vergebenen Bauplätzen stünden elf Leerstände und 39 freie Bauplätze innerorts gegenüber, listete Bürgermeister Gündling auf. Jetzt überlegten die Räte, ob mit einem neuen Baugebiet wenigstens vier neue Bauplätze entstehen sollten. Die Räte hatten zum Teil kein Verständnis dafür, dass mitten im Ort so viele private Bauplätze gehortet statt genutzt würden.
Manche Räte dachten sogar über eine Strafsteuer nach, wenn Grundstücke wie Sparbücher 30 Jahre lang behandelt werden. Da könne man sich als Besitzer nicht auf den Bestandsschutz als Begründung zurückziehen.
"In manchen Fällen gibt es ein Vorkaufrecht der Gemeinde", bestätigte Unsleber. "Angesichts der oben genannten Zahlen ist es ein Witz, neue Baugebiete auszuweisen", meinte Thürmer.
Gefahr für die Existenz des örtlichen Kindergartens sah Gössmann-Schmitt: "Deshalb brauchen wir genügend junge Familien". Selbst wenn jetzt ein neues Baugebiet in Angriff genommen würde: "Es dauert einige Jahre bis zur Erschließung, das ist zu lange für Bauwillige", so Markus Lomb. Abhilfe könnten die Besitzer jener 39 Grundstücke leisten.