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Tage der Edlen Brände: Bewusstes Genießen ist der Trend


Autor: Gerd Schaar

Wartmannsroth, Sonntag, 23. Oktober 2016

Die Tage der Edlen Brände haben am Wochenende Schnaps-Liebhaber nach Wartmannsroth gelockt. Brenner präsentieren sich und ihre Höfe.
Die Tage der Edlen Brände haben am Wochenende Schnaps-Liebhaber nach Wartmannsroth gelockt. Brenner präsentieren sich und ihre Höfe. Besucher können Produkte verkosten und hinter die Kulissen der Betriebe blicken. Foto: Gerd Schaar


Trotz mäßigen Wetters waren die Tage der Edlen Brände wieder ein Riesenerfolg. Und das bereits im fünften Jahr. Die Besucherzahl der Verkoster sei gegenüber dem Vorjahr erneut angewachsen, das bezeugten die Veranstalter: Genussbrennerei Lutz, Edelbrennerei Bischof, Landbrennerei Kleinhenz, Bold´s Schnapsideen und Vogler´s Hofprodukte. Wegen eines Trauerfalls in der Familie scherte Schnapskocher Robert Koch heuer aus.
Die Geschichte der edlen Brände gründet sich auf ein Jahrhundert alter Brenntradition in der Gemeinde Wartmannsroth. Dort gibt es über 70 Brennrechte, von denen zumeist für den privaten Bedarf Gebrauch gemacht wurde. Die oben genannten Betriebe jedoch haben beschlossen, im großen Stil zu brennen und einen Brennerweg ins Leben zu rufen. Gebrannt wird nicht irgendein Billigschnaps, sondern Qualität mit individueller Geschmacksnote. Und das zieht die zahlreichen Verkoster magisch an. An den Haltestellen für den Brennerbus standen wahre Menschentrauben, um im Shuttle-Betrieb zwischen den Dörfern Wartmannsroth, Neuwirtshaus und Windheim zu wechseln.


Besucher schätzen den Genuss

"Der Trend geht zum bewussten Genießen", bestätigt Andreas Lutz. Er habe beobachtet, dass von Jahr zu Jahr immer mehr neue Besucher auftauchten, darunter auch viele Jüngere - älter als 18 sollten sie aber schon sein. Man interessierte sich für die neue Betriebsstätte der Genussbrennerei Lutz. "Es dauert vermutlich noch bis zum nächsten Jahr", sagt Lutz. Bis dahin werden seine Brände, Geiste und Liköre noch in der alten Anlage produziert. Auch das beliebte "Nüssle" oder das "Riegele", der Sahnelikör.

Den Überblick genossen die Besucher bei der Edelbrennerei Bischof. Denn im Hof stand der Riesenkran, der momentan für den Bau der eigenen Destillathek benötigt wird. Franziska Bischof brennt voller Tatendrang, bereits in der vierten Generation der Familie Bischof. Die ausgebildete Edelbrand-Sommelière hat ihre eigenen Kreationen voll im Griff, so zum Beispiel den "Rebell"-Whisky, "Florian"-Gin und den "Musterknaben"-Williams-Christ.

Je dunkler der Himmel gegen Abend wurde, desto voller wurden die gemütlichen Scheunen und Häuser. So auch bei der Landbrennerei Kleinhenz, die ihre Besucherscheune durch eine liebevoll gestaltete Toilettenanlage im Rhöner Landhausstil bereicherte. "Wir kommen wieder", hatte sich eine Besuchergruppe aus dem Sauerland (NRW) vorgenommen, die auf den Aronia- und Haselnussgeschmack gekommen war. Von den Tagen der Edlen Brände hatten sie durch eine Verwandte aus Euerdorf erfahren. Diese Veranstaltung war auch heuer wieder die Plattform für ein buntes Rahmenprogramm, so zum Beispiel die Rhöner Kulturband Spilk, die Rhöner Hüttenmusikanten, Alleinunterhalter Helmut, Jungimker und DJ Rolli.


Birne: Renner des Jahres

"Natur pur" heißt die gelebte Schnapsidee von Lothar und Ingrid Bold. Denn dort landet die Ernte von der Streuobstwiese im Brennerofen oder Marmeladenglas. Die Birne sei heuer der Renner, sagt Lothar Bold. Die Besucher interessierten sich auch für die Technik des Brennofens, der ja die meiste Zeit verschlossen bleibt. Ein motorbetriebenes Schaufelrad sorgt für das Mischen der Maische. Im laufenden Betrieb hingegen war der Brennofen von Vogler. Seniorchef Karlheinz Vogler bekommt Sorgenfalten auf die Stirn, wenn er über die ab 2018 in Kraft tretende neue Branntweinsteuer nachdenkt. Dabei sind doch viele Besucher wegen seines leckeren Eierlikörs auf den Hof gekommen.