Sulzthaler Bäckerei schließt die Backstube
Autor: Franziska Keller
Sulzthal, Freitag, 19. November 2021
Nach 200 Jahren Bäckerbetrieb hört Anton Hesselbach jetzt in der 5. Generation auf, obwohl seine Tochter Bäckereimeisterin ist. Er erklärt warum.
Die Stammkunden bedauern es und im Ort hat es sich schnell rumgesprochen: Die traditionsreiche "Donel-Bäckerei" der Familie Hesselbach in Sulzthal und ihre Filiale in Wasserlosen schließen Ende des Jahres endgültig ihre Türen. Senior-Chef Anton Hesselbach arbeitet hier in der 5. Generation. Das Geschäft feierte 2015 sogar sein 200-jähriges Jubiläum.
Bis vor 19 Jahren gab es in Sulzthal sogar zwei Bäckereien: Zum Jahresende 2002 hörte Bäcker Wolfgang Hesselbach auf. Ab Anfang 2022 wird es nun gar keinen Bäcker mehr geben. Anton Hesselbach arbeitete seit 1976 in der Bäckerei der Eltern mit. Der Grund für die Schließung ist nicht der mangelnde Absatz, sondern das Alter: "Ich bin schon 70 und eigentlich in Rente", sagt Hesselbach. Und: Es fehlt ein Nachfolger. Tochter Barbara, auch Bäckermeisterin, ziehe zu ihrem Freund nach Passau und steige dort bei einer Bäckerei ein. "Es ist anders gelaufen als wir uns erhofft hatten, aber jetzt ist es nun mal so", lautet die nüchterne Bilanz des Bäckermeisters und seiner Frau Maria. Beide haben sich mit der Schließung abgefunden, auch wenn ihre resignierte Körpersprache Bände spricht. Sie haben schon länger darüber nachgedacht, das Geschäft zu schließen, sagen sie, aber bis zuletzt versucht, sich mit anderen Bäckern kurzzuschließen, um vielleicht doch eine Lösung zu finden. Aber ohne Erfolg.
Die Option eines Dorfladens hätten sie erwogen, aber man habe in Aura an der Saale gesehen, dass dieser trotz Anstrengungen der Betreiber nicht funktioniert hat. Maria Hesselbach meint aber: "Wenn jemand pachten will, kann er das gerne tun." Obwohl der Laden im Wohnhaus der Familie integriert sei, kann er laut Anton Hesselbach relativ einfach baulich getrennt werden.
Anreiz fällt weg
"Die Menschen kommen von überall her, wenn sie etwas Bestimmtes wollen, beispielsweise unser Nassgelaibtes", erzählt Hesselbach. Bis zu 20 Laibe Brot würden Stammkunde von weit her holen. Wenn das eigene Angebot wegfalle, sieht Anton Hesselbach keine Perspektive: "Sulzthal ist zu klein und die Leute gehen eher zu größeren Supermärkten mit Backshops." Das sei einfach bequemer. Wenn der Laden schließt, gibt es die Backwaren, die die Bäckerei zu etwas Besonderem gemacht haben, nicht mehr und die Menschen hätten keinen Anreiz, herzukommen. "Es wäre einfach nicht dasselbe."
"Die Politik gibt dem Ganzen den Rest", sagen die Eheleute. Schon vor Corona sei die Situation schlimm gewesen. Außerdem hindere der hohe Aufwand und die Bürokratie viele Jüngere daran, sich selbstständig zu machen.
Ein weiteres Problem sei der Arbeitsalltag eines selbstständigen Bäckers. "Wenn man jeden Tag bis zu 13 Stunden arbeitet, ist man mit 50 platt. Und man bekommt kaum Rente", moniert Hesselbach. Seine Frau Maria betont: "Wenn die Frau nicht mitmacht, ist alles verloren." Man müsse sieben Tage die Woche arbeiten, dabei noch die Kinder erziehen: "Das ist wie Homeoffice und Homeschooling, das haben wir alles schon durchgemacht."
Zurück zur Bürokratie: Allein in den letzten Tagen gab es sieben Schreiben mit Änderungen der Corona-Auflagen. "Man kann nicht einfach vorbereiten, backen, verkaufen und am Abend das Geld zählen. Da stecken schon viel Arbeit und Aufwand dahinter", meinen die Eheleute. Sechs Leute sind im Betrieb beschäftigt; es gebe immer jemanden, der sich nur um die Büroarbeiten kümmere.