Suche nach einer Verkehrslösung für Hammelburg
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Dienstag, 21. Februar 2017
Nach den Untersuchungen im vergangenen Herbst liegt nun das Verkehrskonzept des Planungsbüros Link vor.
Die Verkehrssituation ist seit Jahrzehnten das Dauerthema in der Stadt. Alle paar Jahre kocht es besonders auf. Nun ist es wieder soweit, die Diskussion geht in eine neue Runde. Denn der Stuttgarter Verkehrsplaner Christoph Link stellte am Montagabend im Stadtrat sein Gutachten vor.
Eine Verkehrszählung und eine Befragung der Autofahrer hatten im vergangenen Herbst die Daten dafür geliefert. Sie bestätigen vor allem das vertraute Bild. So gibt es in der Bahnhofstraße eine Asymmetrie, wie es Link formulierte: Mehr Autos sind nach Norden Richtung Postamtskreuzung unterwegs als in Gegenrichtung. Am Untersuchungstag wurden insgesamt fast 3800 Fahrzeuge gezählt. Die Spitze im Verkehrsaufkommen war zwischen 16.15 Uhr und 17.15 Uhr auszumachen.
Aber: Gemessen an Orientierungswerten sei diese Belastung für eine innerstädtische Straße relativ gering. Die rund 4000 Fahrzeuge am Tag in der Bahnhofstraße sowie in der Kissinger Straße bewegten sich "an der unteren Grenze für örtliche Geschäftsstraßen", lautete das Fazit des Verkehrsplaners.
Zum Vergleich führte Link Zahlen aus Jahrzehnte zurückliegender Vergangenheit an, aus der Zeit vor der Umgehungsstraße. Damals lag die Belastung in der Bahnhofstraße bei mehr als 9000 Fahrzeugen am Tag.
Einbahnstraße ist nicht die Lösung
Nach Ansicht Links könnte zumindest der Verkehr, der die Innenstadt nur zur Durchfahrt nutzt, verlegt werden. Er sprach sich dabei allerdings gegen eine Einbahnstraße in der Bahnhofstraße aus, egal in welche Richtung. Denn eine Einbahnstraßenregelung würde einen Teil des Verkehrs in die Altstadtgassen verdrängen.Im Vortrag kam dann mehr die Rote-Kreuz-Straße als die eigentlich belastete Straße heraus (6000 Fahrzeuge am Tag). Eine Möglichkeit für eine Umgehung sah er nicht. In der Rote-Kreuz-Straße sollte aber gestalterisch etwas für die vielen Radfahrer gemacht werden, so der Verkehrsplaner. Die Bahnhofstraße und die Kissinger Straße identifiziert das Gutachten ebenfalls als wichtige Radwegachsen. Eine Zunahme des Verkehrsaufkommens gegenüber der Vergangenheit spiegeln auch die Zahlen für die Seeshofer Straße und die Friedhofstraße.
Reimar Glückler (CBB) äußerte sich überrascht, dass das Gutachten in den Zahlen keine Veränderungen gegenüber den alten Konzepten zeigte. "Der Ist-Zustand ist seit vielen Jahren zementiert." Und er betonte, dass für die Bewohner der Bahnhofstraße die Verkehrsbelastung gerade nicht akzeptabel sei. Das Konzept sage nichts darüber aus, wie die Bahnhofstraße und die Rote-Kreuz-Straße unattraktiver für den Verkehr werden könnten.
Rita Schaupp (SPD) brachte Poller für die Altstadtgassen ins Spiel, um Ausweichverkehr zu blockieren. Link lehnte das als radikale Maßnahme allerdings ab.
"Ich bin froh, dass zunächst einmal der Ist-Zustand festgestellt wurde", meinte dagegen Patrick Bindrum (CSU). Und Norbert Schaub (SPD) deutete an, dass über alles weitere letztlich der Stadtrat entscheiden muss.
Diskussion mit den Bürgern
Das Gutachten wird als nächstes in einer eigenen Veranstaltung den Bürgern vorgestellt, wie Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) ankündigte. Es soll zudem Gespräche zum Beispiel mit dem Verein für Wirtschaft und Stadtmarketing (VWS) und der Gebietsverkehrswacht geben.Die Meinung unter den Zuhörern, die extra wegen des Verkehrsgutachtens in die Sitzung gekommen waren, war an dem Abend eindeutig negativ. Sie hätten sich Konkreteres gewünscht und fragten sich, was das Gutachten gebracht habe - zumal der Vortrag auch nicht sehr ansprechend war.
VWS-Vorsitzender Sebastian Hose, der die Sitzung ebenfalls verfolgt hatte, wollte diese ersten kritischen Stimmen nicht so stehen lassen. Auf Nachfrage erklärte er, dass der VWS das Konzept befürwortet habe. "Es ist wichtig belastbare Daten zu haben", sagte er. Die Frage sei nun, wie man mit dieser Datengrundlage umgehe.
Wichtig sei, mit den Anliegern zu diskutieren. Aber auch für ihn brachten die Ergenbisse erst einmal nicht besonders viel Neues. Hose vermisste eine detailliertere Betrachtung der Innenstadt, so zum Beispiel des Bereichs um den Viehmarkt.