Druckartikel: Suche nach den eigenen Wurzeln

Suche nach den eigenen Wurzeln


Autor: Ralf Ruppert

Sulzthal, Mittwoch, 06. März 2019

An gleich mehreren Stellen fanden sie Hinweise auf mögliche Vorfahren.
Dr. Manfred Scholz (von links), Max Warmuth und Karl Warmuth betrachten die Steintafel am Ortseingang von Sulzthal, die an den Bau der Dorfmauer unter dem damaligen "Schultes Hansen Warmut" erinnert. Foto: Ralf Ruppert


Der Ausflug von Manfred Scholz, seinem Vetter Karl Warmuth und dessen Enkel Max nach Sulzthal war nicht nur eine Fahrt von Nürnberg nach Unterfranken, sondern auch eine Reise in die Vergangenheit. Ihr Vorfahre Wilhelm Warmuth wurde am 5. Oktober 1871 in Sulzthal geboren. Mit Hilfe der Gemeinde und einiger Bürger fanden die drei Nürnberger nun zahlreiche Hinweise auf ihren Familien-Namen und trafen sogar einen entfernten Verwandten zum ersten Mal.

In Stein gemeißelt

Der Name Warmuth ist in Sulzthal seit Jahrzehnten ausgestorben. In Stein gemeißelt gibt es allerdings zahlreiche Hinweise: Etwa eine Sandstein-Tafel aus dem Jahr 1581, eines der ältesten steinernen Zeugnisse in der Region überhaupt, die auf den Bau der Dorfmauer hinweist: "Mit Gottes Hilf dise Mauer angefangen war durch Hansen Warmut Schultes dieser Zeit sampt einer gantzen Gemein in Sonderheit" war darauf bis vor wenigen Jahren gut zu lesen. Die Tafel litt allerdings, weil sie vor Jahrzehnten von einer Scheunenwand in eine Bruchstein-Mauer versetzt wurde. Ein Foto in Originalgröße direkt daneben dokumentiert allerdings den Zustand von vor einigen Jahren.

"Ich habe angefangen, mich mit meiner Familiengeschichte zu befassen", berichtet der 30-jährige Max Warmuth von der Motivation, seinen Großvater Karl nach Sulzthal zu begleiten. Max Warmuths Frau, eine Enkelin der früheren Bundestags-Vizepräsidentin Renate Schmidt, habe einen Stammbaum mit in die Ehe gebracht, also forschte auch er nach: "Viele Erfahrungen schlagen sich in den Genen nieder", ist der 30-Jährige überzeugt, und: "Das kann man nur wissen, wenn man weiß, wo man herkommt."

Der einzige der drei, der vor dem jetzigen Besuch schon einmal in Sulzthal war, ist Karl Warmuth. "So wie die jungen Leute heute mit dem Internet die Welt erkunden, sind wir damals mit dem Auto herum gefahren", erinnert sich der 81-Jährige. 1976 habe er seinen Vater nach Sulzthal zu einem Ludwig Büttner begleitet. "Die beiden haben sich Vetter genannt", erinnert er sich. Mit Hilfe eines älteren Sulzthalers wurde das Rätsel schnell gelöst: Ludwig Büttner hatte eine Augusta Warmuth geheiratet, vermutlich die letzte Trägerin dieses Namens im Ort.

Beim Enkel von Ludwig Büttner, dem langjährigen Gemeinderat Josef Büttner, holten sich die Besucher denn auch spontan weitere Daten. Selbst hatten sie bereits einen Stammbaum, der bis 1750 zurück reicht: Die Namen Weingärtner und Dietz kommen darin auf der Sulzthaler Seite vor. Schuhmacher, Tünchner und Schreiner waren die Warmuths. Großvater Wilhelm Warmuth wanderte wohl um 1900 nach Nürnberg aus. "Das waren damals quasi Gastarbeiter", berichtet Karl Warmuth. Im Stadtteil Krottenbach baute er eine Schreinerei mit bis zu 30 Angestellten auf.

Zufrieden mit den Ergebnissen

In Nürnberg lernte er seine aus Hessen stammende Frau Martha Blecker kennen. "Wegen unserer Oma sind wir auch alle evangelisch, sie bestand darauf, dass die Kinder evangelisch sind", berichtet Manfred Scholz. Der 81-Jährige saß neun Jahre lang für die SPD im Landtag und leitete viele Jahre die SPD im Nürnberger Stadtteil Reichelsdorf. Parallel beschäftigte er sich immer wieder mit fränkischer Geschichte. "Vor mehr als 40 Jahren habe ich die Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik Mittelfranken mitgegründet", nennt er als Beispiel. Mittlerweile hat er noch mehr Zeit für sein Hobby: "Nach meinem Ausscheiden aus dem Landtag habe ich mich der fränkischen Geschichte gewidmet", erzählt der studierte Wirtschaftsingenieur und promovierte Volkswirt. Er besucht Vorlesungen und erforscht die Dialekte. Unter anderem brachte er Bürgermeister August Weingart seinen Fragebogen zu typischen Kirmes- oder Kerwa-Traditionen in Franken mit.

"Die Fahrt hat mehr Erkenntnisse und Begegnungen gebracht, als wir erhofft hatten", zog Manfred Scholz nach dem Ausflug Bilanz. Ludwig Büttner hat in seiner Familienchronik unter anderem aufgelistet, dass der Onkel von Augusta Warmuth, Emil Warmuth, von 1888 bis 1900 Bürgermeister in Sulzthal war. Insgesamt listet die Dorf-Chronik von Arnulf Diez sieben Mal den Namen Warmuth als Bürgermeister auf, als erstes eben Hansen Warmuth von 1574 bis 1600. In dieser Zeit wurde die 1100 Meter lange Dorfmauer gebaut, die bis heute den Altort vollständig umgibt.

Die Ahnenforschung geht nun gemeinsam weiter: "Wir haben vereinbart, dass wir im Diözesanarchiv weitersuchen", sagt Manfred Scholz über das Treffen mit Josef Büttner, und: "Vielleicht können wir in den alten Matrikelbüchern die Lücke zwischen dem 18. und dem 16. Jahrhundert noch schließen."

Viele Bilder für die Chronik

Außerdem haben die drei Nürnberger jede Menge Bilder gemacht: Von der Sulzthaler Kirche, von Grabsteinen auf dem Friedhof mit dem Namen Warmuth oder von der Rückseite des Bildstocks an der Serpentine oberhalb des Ortes. Dort steht auf der Rückseite: "Zur Ehre der allerheiligsten Dreifaltigkeit gestiftet von Joh. Leonidas Weingart und seiner Ehefrau Anna Maria, geb. Warmuth. 1887" Anna Maria Weingart war von einem Felsbrocken getroffen worden, überlebte den Vorfall aber. Der Bildstock wurde aus Dankbarkeit gestiftet.