Druckartikel: Stationsnetz für Radler nimmt in Hammelburg seinen Anfang

Stationsnetz für Radler nimmt in Hammelburg seinen Anfang


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Dienstag, 25. März 2014

Ein Netz von Hütten soll unkomplizierte Unterkünfte bieten. Ein Hammelburger Hotel übernimmt die Vorreiterrolle.
Halt auf langer Strecke: Das Hotel Kaiser ist unterfrankenweit der erste Betrieb, der demnächst Radwanderhütten anbieten wird. Foto: Arkadius Guzy


Der Radtourismus nimmt immer mehr zu, hat Sandra Kaiser beobachtet. Ihr Hotel liegt ja auch direkt am Radweg nach Westheim. Daher lässt Kaiser auf dem Gelände zwei Hütten für Radwanderer errichten. "Man muss immer wieder etwas Neues versuchen", sagt Kaiser. Ihr Betrieb ist damit unterfrankenweit zu einem Pilotprojekt geworden.

In den kommenden zwei bis drei Jahren sollen 25 bis 30 solcher Radwanderhütten in Unterfranken entstehen. "Das Hotel Kaiser war der erste Betrieb, der ein konkretes Interesse zeigte", sagt Christoph Groetsch. Sobald die Genehmigung da ist, soll es mit dem Bau losgehen. Für Mai rechnet Groetsch mit der Fertigstellung. Laut dem Geschäftsführer des Netzwerks Forst und Holz Unterfranken gibt es nach einem Informationstag in Hammelburg vor einer Woche bereits weitere potenzielle Investoren.

Alle Hütten haben ein einheitliches Design. Studenten der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt entwickelten es im Rahmen eines Wettbewerbs. Die Inneneinrichtung konzipierten Schüler der Meisterschule für das Schreinerhandwerk in Ebern.

Die quaderförmigen Hütten sind knapp neun Meter lang und 3,5 Meter breit. Im Inneren gibt es Dusche und WC, einen Ess- und Kochbereich mit zwei Herdplatten, Kühlschrank und Spüle. Damit können sich die Radfahrer selbst versorgen.

Bis zu vier Personen können pro Hütte übernachten: "Das Besondere der Inneneinrichtung ist das Doppelhochbett. Das hat Frau Kaiser mit der Schreinerei maßgeblich mitentwickelt", erklärt Groetsch. Das Netzwerk Forst und Holz hat der Schreinerei Heusslein aus Billingshausen (Landkreis Main-Spessart) die Lizenz für den Bau der Hütten zugesprochen. Mit etwa 37 000 Euro müssen Interessenten laut Groetsch für eine dieser Behausungen rechnen.

Urlaub auf dem Bauernhof

Die Investoren müssen dabei nicht nur aus dem Hotel- und Gastronomiebereich kommen. Auch landwirtschaftliche Betriebe, die zum Beispiel Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, oder sogar private Grundstückseigentümer können sich an dem Radwanderhütten-Vorhaben beteiligen. "Wir haben eine Anfrage eines privaten Vermieters, der einen schönen, großen Garten hat", sagt Karin Müller vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt. Das Amt versucht Fördermöglichkeiten an Land zu holen.

Die Unterkünfte beschränken sich auch nicht allein auf Radler als Zielgruppe: Wanderer, Wanderreiter, Bootswanderer und Motorradtourenfahrer kommen als Gäste infrage. "Die Radregion soll attraktiver werden", sagt Müller. Die Hütten sollen die touristische Infrastruktur im ländlichen Raum verbessern. So gebe es gerade in Regionen wie Rhön und Main-Spessart noch Lücken. Am Mainradwanderweg sei das Unterkunftsnetz dagegen gut ausgebaut. Die komplett aus Holz gefertigten Häuschen sollen außerdem für den heimischen Rohstoff Holz werben.

Holz als hochwertiges Produkt

Die Verantwortlichen wollen demonstrieren, dass Holz in ein hochwertiges Produkt verwandelt und nicht nur energetisch genutzt werden kann. "Der natürliche Werkstoff steht im Vordergrund", sagt Groetsch. Schließlich seien 41 Prozent von Unterfranken bewaldet.

Neben dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Netzwerk Forst und Holz sitzen bei dem Projekt Betriebe und Touristiker aus den unterfränkischen Landkreisen zusammen. Für Kaiser ist vor allem die Verbindung mit dem im Saaletal geplanten Genuss- und Weinwanderweg vielversprechend. "Gerade die Vernetzung ist schön", sagt sie.