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Stadtrat Hammelburg: Mehrkosten und Verzögerungen


Autor: Ralf Ruppert

Hammelburg, Donnerstag, 09. Dezember 2021

Beim Bürgerhaus ist der Rohbau abgeschlossen, ob das Dach heuer noch dicht wird, ist aber fraglich. Vor allem die Ausschreibungen für das Feuerwehrhaus Obererthal fielen teurer aus als geplant. Die Architekten sollen Bilanz ziehen.
Der Rohbau ist fertig, der Kran mittlerweile abgebaut: Mit Hilfe von zwei mobilen Kränen wurde der Kran an der Bürgerhaus-Baustelle neben dem Hammelburger Rathaus demontiert.


Die allgemeine Situation im Baugewerbe spürt auch die Stadt Hammelburg. "Seit drei Monaten explodieren die Baustoffpreise", berichtete unter anderem CSU-Stadtrat Bernd Hüfner. Alleine beim Feuerwehrhaus Obererthal lagen die Vergabesummen um mehr als ein Drittel über den geplanten Kosten. Beim Bürgerhaus wurden in der jüngsten Stadtratssitzung Betonwerksteinarbeiten, die rund 271 000 Euro kosten sollten, für 366 500 Euro vergeben. Andreas Reuter von der Bauverwaltung der Stadt kündigte an, dass es zu den Großprojekten Bürgerhaus und Bahnhofstraße sowie zur Kostenentwicklung für die drei geplanten Feuerwehrhäuser in Obererthal, Gauaschach und Obereschenbach in einer der nächsten Stadtratssitzungen weitere Informationen geben soll: "Die Architekten stellen die Kostenentwicklung vor."

Der Rohbau des Feuerwehrhauses Obererthal war mit 243 600 Euro veranschlagt. Von sechs Angeboten lag das der Firma "Stolz" aus Untererthal mit rund 382 900 am niedrigsten. Die Zimmererarbeiten sollten gut 50 000 Euro kosten, gingen nun für 79 500 Euro an die Firma "Hans-Peter Rehwald" aus Karsbach. Die Spenglerarbeiten übernimmt die Firma "K. Weißenberger" aus Schwebheim für 7300 Euro, das Dach deckt die Firma "Handschuh" aus Schweinfurt für 52 300 Euro. Beide arbeiten zusammen stehen mit 50 000 Euro im Kostenplan. Den Gerüstbau bot die Firma "Stöth" aus Fuchsstadt für 10 500 Euro gut 3000 Euro über den geschätzten Kosten an.

Förderung für KfW-40-Standard

Prozentual geringer fielen die Kostensteigerungen beim Putz aus: Den Außenputz übernimmt die Firma "Gessner" aus Nüdlingen für 41 300 Euro (Plan: 35 800 Euro), den Innenputz die Firma "Wegner" aus Oberthulba für 46 900 Euro (Plasn: 43 000 Euro). Bei zwei Gewerken wurde es sogar günstiger als ursprünglich geplant: Fenster und Haustüren baut die Schreinerei Schenk aus Schwärzelbach für 27 200 Euro ein (Plan: 35 800 Euro), der Estrich kommt von "Ortloff" in Hohenroth für 18 900 Euro (Plan: 21 500 Euro).

"Bei so einer Kostensteigerung hätte ich mir schon gewünscht, dass der Architekt in die Sitzung kommt", sagte SPD-Stadträtin Rita Schaupp. Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) verwies jedoch auf die Corona-Situation und bat um Verständnis, dass die Sitzungen aktuell nicht so gut vorbereitet werden könnten.

Andreas Reuter aus der Bauverwaltung berichtete jedoch, dass der Architekt die Kostensteigerungen um mehr als ein Drittel bereits relativiert habe: Der größte Teil sei darauf zurückzuführen, dass das Feuerwehrhaus nach dem KfW-40-Standard gebaut werden soll. Dafür erwarte er eine Förderung von 140 000 Euro. Unterm Strich bleibe deshalb aktuell nur noch eine Mehrung von rund 80 000 Euro für die Stadt. Zudem schlug er bereits eine Minderung vor: Der Verzicht auf einen Ölabscheider könne rund 10 000 Euro einsparen. Allerdings könne die Wehr ihr Fahrzeug dann nicht mehr am Feuerwehrhaus waschen.

Mehrere Stadträte fragten nach, wie sich denn insgesamt die Kosten für die drei geplanten Feuerwehrhäuser entwickeln und welche Auswirkungen das auf den Haushalt habe. Zu Forderungen, weitere Einsparungen zu suchen, gab es Widerspruch: "Das sind keine Traumschlösser, die wir da bauen", betonte etwa der Gauaschacher Ortsbeauftragte Edmund Schaupp (HAB). Bei den Planungen sei darauf geachtet worden, dass die Mindestanforderungen für die staatlichen Zuschüsse eingehalten werden. Auch CSU-Stadtrat Patrick Bindrum sagte: "Ich erwarte, dass wir nichts einsparen können, sonst hätten wir vorher was falsch gemacht." Zudem würde jede Verzögerung zu weiter steigenden Baupreisen führen. Der Stadtrat segnete die Vergaben einstimmig ab, mit den Aufträgen muss die Stadtverwaltung jedoch noch auf Zusagen der Regierung von Unterfranken und der Kreditanstalt für Wiederaufbau warten.

Kritik an teuren Sonderlösungen

Für die Betonwerksteinarbeiten an den Fenstereinfassungen des Bürgerhauses ging nur ein einziges Angebot ein. Die Firma "Schick" erhielt trotzdem den Zuschlag, weil es sich um sehr spezielle Arbeiten und ein "angemessenes" Angebot handle. "Da stellt sich mir die Frage, wieso wir das überhaupt so machen müssen", kritisierte SPD-Stadtrat Norbert Schaub die Planung von teuren Sonderlösungen. Gar nicht eingeplant waren Betonsanierungen im Keller des früheren Kaufhauses. Erst als die Deckenverkleidung abgenommen und der Putz von den Wänden entfernt wurde, sei erkannt worden, dass die Bewehrung im Beton an einigen Stellen nicht mehr ausreichend überdeckt ist. Die Firma "B und S" aus Zellingen soll nun für rund 77 000 Euro die Mängel beseitigen.

Wie sich die Gesamtkosten für das Bürgerhaus entwickeln, sei noch offen, betonte Andreas Reuter. Zudem werde noch geprüft, ob Mehrkosten möglicherweise zu einer höheren Förderung führen könnten oder ausschließlich von der Stadt getragen werden müssen. Der Rohbau sei fertig und bereits abgenommen. Weil der Dachstuhl aus Holz- und Stahlelementen besteht, sei fraglich, ob die Zimmererarbeiten noch vor Weihnachten beginnen. Eigentlich wollte die Stadt das Dach noch vor Jahresende dicht bekommen. "Ich denke, dass das ins nächste Jahr rückt", kommentierte Andreas Reuter den Zeitplan.