Stadt Hammelburg sagt Platz für Bildung zu
Autor: Ralf Ruppert
Hammelburg, Mittwoch, 24. Juni 2020
Die Regierung von Unterfranken meldet mehr Bedarf im staatseigenen Roten Schloss an. Bürgermeister Armin Warmuth will zur Not sogar die Stadtratssitzungen verlegen, um das NEZ nicht zu behindern.
Vorträge, Ausstellungen, Bildungsangebote: Alles das will das neue Naturerlebniszentrum (NEZ) Rhön in Hammelburg etablieren. Dafür braucht es langfristig Platz: Der aktuelle Sitzungssaal des Stadtrates und Teile der Stadt-Bibliothek sind fest eingeplant. Die große Frage ist deshalb: Wann zieht die Stadt aus dem Roten Schloss aus? "Wir freuen uns auf die gute Nachnutzung, wenn wir hier rausgehen", betonte der Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth bei der offiziellen Eröffnung. Zudem kündigte er eine enge Zusammenarbeit an. Zur Not werde er den Sitzungssaal schon freigeben, bevor das neue Bürgerhaus fertig ist. "Dann gehen wir eben in die Markthalle oder stellen ein Zelt auf dem Marktplatz auf", sagte Warmuth.
Der Stadt brennt also der Umbau des ehemaligen Kaufhauses zum Bürgerhaus auf den Nägeln: Seit Jahren wird geplant, ein Bürgerentscheid dagegen verzögerte das Verfahren, seit 24. April liegt nun zwar die Baugenehmigung vor, allerdings gibt es dagegen eine Klage des benachbarten Ehepaars Sieglinde und Heribert Schilling (wir berichteten). Warmuth zeigt sich davon auf Nachfrage unbeeindruckt: "Die Baugenehmigung wurde vom Landratsamt Bad Kissingen eingehend geprüft und genehmigt. Die Klage dazu wird im Eilverfahren behandelt. Deshalb gehen wir davon aus, dass zügig eine Entscheidung darüber fällt, ob sie zugelassen wird", fasst er die Sachlage zusammen.
Bereits im Bescheid des Landratsamtes heißt es, dass Klagen keine aufschiebende Wirkung haben. Das sieht auch die Stadt so: "Damit es zu keinen weiteren Verzögerungen zum ursprünglichen Zeitplan kommen wird, müssen die Planungsarbeiten weiterlaufen", kommentiert Warmuth das weitere Vorgehen. Im Herbst sollen laut Stadt Demontagearbeiten im Inneren stattfinden. "Die weiteren Abbrucharbeiten sind dann für Frühjahr 2021 vorgesehen. In diesem Zusammenhang wird auch die Erneuerung von Entwässerungsleitungen im Umgriff des ehemaligen Kaufhauses erfolgen", teilt Warmuth außerdem mit.
Das NEZ kann also mit weiteren Räumen für seine Angebote für Öffentlichkeit, Schulen, Kommunen und Fachpublikum planen. "Das NEZ fügt sich in die bestehende Bildungslandschaft des Biosphärenreservates Rhön ein, indem es eine Lücke im südlichen Erweiterungsgebiet schließt. Zugleich setzt es aber mit dem Standort Hammelburg, der Jugendliche und junge Erwachsene für Nachhaltigkeit begeistern soll, und durch die Kooperation mit dem Wildpark Klaushof in Bad Kissingen innovative Akzente", sagt Schneider, und: "Ich freue mich, diese mitgestalten zu können."
Auch Felix Papsch freut sich auf "die Etablierung eines neuen Standorts", in dem didaktische Kompetenzen gebündelt, vernetzt sowie neue Erkenntnisse mit unterschiedlichen Kooperationspartnern gewonnen werden könnten. Papsch spricht außerdem von einer "spannenden und sehr vielversprechenden Bereicherung für die gesamte Region". In den Angeboten für Schulen und Bildungseinrichtungen sollten "das Naturerleben im Freiland und die Nutzung digitaler Werkzeuge sinnvoll Hand in Hand gehen", kündigt Papsch an.
Eigentlich war bereits für Mai mit dem Senckenberg-Museum Görlitz und der Stadtbibliothek Hammelburg die Veranstaltungsreihe "Abenteuer Bodenleben - Werkstatt des Naturerlebniszentrums Rhön" geplant. Wegen der Corona-Pandemie wurde sie jedoch vorerst auf Herbst 2020 verschoben.
Der Bad Kissinger OB Dirk Vogel bezeichnete den Aufbau des NEZ in Bad Kissingen und Hammelburg als Beispiel für "modernes staatliches Handeln", weil dadurch Kommunen und Regionen vernetzt würden. Landrat Thomas Bold freute sich über die Belebung des Roten Schlosses, das einst sogar als Landratsamt diente. Er lobte die Kombination aus dem Erleben der Tiere im Klaushof und die Einbeziehung des Saaletals als geologisch und klimatisch ganz anderen Raum in die Bildungsarbeit der Rhön. "Wir haben hier noch einiges vor", kündigte der Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth an, dass die Stadt eng mit dem NEZ zusammenarbeiten werde. Für die neuen Büros sind das Kulturamt und Teile des Archivs umgezogen, laut Warmuth könnten kurzfristig weitere Räume zur Verfügung gestellt werden.