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Spielen nützt Geist und Körper


Autor: Markus Reeh

Hammelburg, Mittwoch, 08. Oktober 2014

Im Dr.-Maria-Probst-Seniorenheim trainieren die Bewohner spielerisch Grips, Gedächtnis, Gleichgewichtssinn und motorische Fähigkeiten. Die Treffen fördern auch das harmonische Miteinander.
"Mensch ärgere Dich nicht", im seniorengerechten Großformat, ist eines der Spiele im Hammelburger Seniorenheim. Foto: Markus Reeh


Der Würfel fällt und zeigt eine Vier, Monika Fella schaut auf ihre Karte. "Wen sehen Sie am liebsten im Fernsehen?", liest die Betreuungsassistentin vor. "Günter Jauch", sagt eine Frau spontan, doch eine andere meint: "Den mag ich gar nicht." Ihr ist der Claus Kleber lieber. Und schon ist in der Runde ein munteres Gespräch im Gange - bis zur nächsten Frage.
"Vertellekes" ist ein Frage-und Antwortspiel, das speziell für ältere Menschen entwickelt wurde. Die Fragen sind allgemein und weit gefasst, so dass eigentlich jeder was dazu sagen kann. Und wenn es zum Beispiel heißt "Was fällt Ihnen zum Thema Schuhgeschäft sein?" erinnern sich einige auch an früher. "Wir waren froh, wenn wir überhaupt Schuhe hatten", berichtet eine Bewohnerin von schweren Zeiten, und eine andere weiß noch, dass sie die Schuhe der älteren Geschwister tragen durfte oder musste, wenn diesen die Schuhe nicht mehr passten.

Das "Frankenlied" erklingt

In der "zweiten Reihe" sitzt Max Merk mit seinem Akkordeon und wartet auf seinen Einsatz. Denn oft fällt den Senioren passend zu einem Thema auch ein Lied ein. Und dann greift Merk in die Tasten seines Instruments, und es wird gemeinsam gesungen. So erklingt eigentlich bei jedem Beisammensein das "Frankenlied".
Gertrud Kurz genießt die Spieletreffs. "Ich finde die geselligen Runden recht schön", sagt die 92-Jährige und ergänzt: "Man kann auch noch was dabei lernen." Im Probst-Seniorenheim hat die gebürtige Würzburgerin, die bis vor ein paar Jahren noch in Dittlofsroda lebte, eine neue Heimat gefunden. Hier fühlt sie sich wohl und engagiert sich auch als Vorsitzende des Heimbeirats.

Treff im Wintergarten

"Das Spielen ist ein Baustein des Ganzen", sagt Heimleiterin Andrea Eckert. Durch Befragen bemühe sich das Team, für jeden was Passendes zu finden. "Wenn einer sein Leben lang von morgens bis abends in der Landwirtschaft gearbeitet hat, bekommt man natürlich auch mal zu hören, fürs Spielen hatte ich früher keine Zeit", erzählt Eckert.
Aber fürs Kartenspielen ließen sich insbesondere die Männer dann doch meist begeistern. "Die verabreden sich dann auch mal ganz spontan und sagen, heute um 15 Uhr treffen wir uns im Wintergarten und spielen eine Runde", weiß Eckert.
Darüber hinaus stehen Memory zum Gedächtnistraining sowie "Mensch ärgere Dich nicht", im seniorengerechten Großformat, regelmäßig auf dem Programm. Beliebt bei den Senioren ist auch das Kegeln, womit Koordination, Gleichgewichtssinn, Grob- und Feinmotorik geschult werden.
Zudem bietet Christiane Küchler den Bewohnern Gymnastik an. Und wenn Helmut Cornielje kommt, dann geht es sogar fernöstlich zu. Sein Angebot ist Qigong, eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform.

Lob für Ehrenamtliche

"Über alle, die sich hier ehrenamtlich für die Bewohner engagieren, freuen wir uns natürlich besonders", lobt die Heimleiterin. Das hauptamtliche Personal, Pflege- und Gerontofachkräfte, Betreuungsassistenten und Ergotherapeutin, sei sehr dankbar für die Unterstützung.
Das Spielen fördere nicht nur die geistige Gesundheit der Senioren, sondern auch das Miteinander. "Die Bewohner lernen sich kennen, es bilden sich Grüppchen und Gemeinschaften, Freundschaften werden geschlossen", hat Andrea Eckert mehr als einmal erlebt. Für die Bewohner seien die geselligen Runden auch eine willkommene Abwechslung zum Alltag.