"Spätlese" mit viel Harmonie
Autor: Gerd Schaar
Obereschenbach, Donnerstag, 22. Januar 2015
Gemeinsamer Spaß am Musizieren, das zeichnet die Erwachsenen-Bläserklasse der Eschenbacher Musikanten aus. Viele von ihnen haben sich ihren Kindheitstraum erst jetzt mit dem Erlernen eines Instrumentes erfüllt.
Stolz auf ihre musikalischen Leistungsabzeichen sind sieben Instrumentenspieler aus der Erwachsenen-Bläserklasse "Spätlese" der Eschenbacher Musikanten. Wie der Name schon verrät, sind es Spätberufene, die als Erwachsene erst zum Musikinstrument griffen oder als Wiedereinsteiger nach vielen Jahren. Was sie eint, das ist ihr gemeinsamer Spaß am Musizieren.
Die Auszeichnung D-2 (Silber) erhielten die Klarinettisten Silvia Emmerling und Norbert Bauer. D-1 (Bronze) ging an die Saxophonistinnen Gisela Poettgen und Conny Holzinger sowie an die Tubaspielerin Elisabeth Borst, den Trompeter Rene Beckmann und den dirigierenden Flügelhornspieler Matthias Reith. Die Bläserklasse "Spätlese" gibt es schon seit 2011, also heuer schon im vierten Jahr.
Familie gab den Anstoß
So lange spielt dort Elisabeth Borst mit.
"Ich bin froh über meinen Forstschritt beim Musizieren und habe mir dadurch einen Kindheitstraum erfüllt", ist die Tubaspielerin glücklich über ihre bestandene Leistungsprüfung. Den Anstoß für ihre Entscheidung, mit rund 50 Jahren noch ein Instrument zu erlernen, gab ihr die Familie. Leitet doch ihr Mann die heimische Blaskapelle in Aschach, und auch ihr Sohn spielt die Tuba.
Investiert hatte Borst nicht nur in zahlreiche Übungsstunden und lange Anfahrtswege sondern auch in ihr glänzendes Instrument, das nahezu den Gegenwert eines Kleinwagens darstelle. "Die Tuba macht mir unheimlich viel Spaß", bekennt sie mit glänzenden Augen. In der Spätlese-Kapelle regelmäßig mitzuspielen, das sei für sie der schönste Abend in der Woche. Täglich übe sie daheim etwa eine Stunde lang. "Für Erwachsene ist das Musizieren manchmal ein wenig stressig", fühlt Borst trotzdem Erleichterung.
Als Neueinsteigerin habe sie zu Beginn vor drei Jahren keine Noten lesen können. "Damals konnte ich mir nicht vorstellen, wie das überhaupt gehen soll", sagt sie.
"Aktive Musik macht Spaß und Freude", bestätigt Saxophonistin Conny Holzinger. Sie hoffe, dass die Gemeinschaft der Spätlese-Musikanten noch lange zusammenbleibe. "Man muss sich mit seinem Musiklehrer gut vorbereiten und dann funktioniert es", schildert Klarinettistin Silvia Emmerling, wie sie mit viel Übungsfleiß an ihr silbernes D-2-Leistungsabzeichen kam. Ein Jahr zuvor hatte sie schon ihr Bronzeabzeichen erhalten. "Als Erwachsener ist man immer fleißiger und ehrgeiziger als die Kinder", meint Emmerling.
Die Gemeinschaft der rund 30 Leute in der Erwachsenen-Bläserklasse Spätlese gebe die Motivation, auch in Zukunft dabei zu bleiben, sagt Emmerling.
Außerdem seien auch Ehemann und Kinder mit Tuba, Schlagzeug und Posaune musikalisch tätig, nämlich in der Hauptkapelle der Eschenbacher Musikanten. Dankbarkeit signalisiert Klarinettist Norbert Bauer gegenüber dem Verein: "Es ist schön, dass wir als Erwachsene unserem Musikhobby so toll nachgehen können". Seit zwei Jahren sei er erst dabei. "Solche Prüfungen animieren mich, jetzt noch mehr zu tun, zu üben und mich zu engagieren", sagt er.
Tenor-Saxophonistin Gisela Poettgen hatte vor 40 Jahren schon Akkordeon gespielt. "Daher war die Musiktheorie nicht das Hauptproblem für mich, sondern das ganz praktische Beherrschen des neuen Instruments." Ihre Tochter habe schon in der Hammelburger Stadtkapelle gespielt. "Da sitzt man in den Konzerten der Tochter und kommt langsam auf die Idee, selbst wieder zu musizieren", sagt Poettgen.
Das Erlernen des Saxophons sei recht schnell gegangen: "Ab dem Zeitpunkt, als ich wusste, wohin meine Finger auf diesem neuen Instrument gehören", schildert Poettgen. Über den Hammelburger Förderverein sei sie an den Einzelunterricht gekommen. Speziell für die D-1-Prüfung habe sie die gewünschten Tonleitern und Stücke eingeübt.
"Eine Supertruppe"
"Die Spätlese ist eine Supertruppe, in der es mir Spaß macht und wo ich gerne freiwillig mitspiele", bekennt Poettgen. Und wenn einer mal falsche Töne spiele, werde der nicht schief angeschaut: "Dann lachen wir halt alle mal und alles ist recht locker", sagt sie. Einstimmig habe die Gemeinschaft der Spätlese nach drei Jahren beschlossen, weiter zu spielen.