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Sorge um die Existenz der Hammelburger Tafel wächst


Autor: Gerd Schaar

Hammelburg, Montag, 26. Januar 2015

Zwar hat die Hammelburger Tafel seit Januar einen fest angestellten Mitarbeiter. Aber andere Probleme bleiben der Einrichtung, zum Beispiel die steigende Zahl an Bedürftigen.
Flink ist Fahrer Winfried Schäfer, wenn es darum geht, die gespendeten Lebensmittel für die Hammelburger Tafel abzuholen.  Foto: Gerd Schaar


Die Helfer der Hammelburger Tafel haben viel zu tun, um dem Bedarf nach Lebensmitteln gerecht zu werden. Seit Jahresanfang ist der Fahrer Winfried Schäfer fest bei der Einrichtung angestellt. "Ich bin sehr gerne hier tätig", sagt Schäfer und strahlt fröhlichen Optimismus aus. Seine Tätigkeit als Fahrer und Einsammler von Lebensmitteln aus den umliegenden Supermärkten, Bäckereien und Metzgerläden übt Schäfer schon seit November 2013 für die Hammelburger Tafel aus.

Geändert hat sich Schäfers Arbeitsverhältnis, erläutert Tafel-Chef Dieter Roth. "Bis zum Jahreswechsel war Schäfer für uns als Bürgerarbeiter im Ein-Euro-Job tätig, der von der Bundesregierung finanziell voll unterstützt wurde", sagt Roth. Dieses Projekt werde jetzt nicht mehr in vollem Maße gefördert. Deshalb der Wechsel des Arbeitsverhältnisses. "Die Hälfte vom Lohn zahlt das Job-Center, die andere Hälfte die Tafel. Ab Juli ist die Tafel voll dabei", erklärt Roth.

Dank als Rückmeldung

Geändert hat sich auch die Arbeitsmenge für Schäfer. Von wöchentlich 20 wurde auf nun 25 Stunden aufgestockt. Schon am frühen Morgen ist er mit dem Kastenwagen der Tafel unterwegs und packt flink die bereitgestellten Paletten der teilnehmenden Geschäfte um. Obst, Gemüse, Margarine und Brot landen im Auto. "Es geht so vielen Menschen heutzutage schlecht, da packe ich gerne mit an", sagt Schäfer. Er kenne selbst Betroffene, die unverschuldet in Not geraten sind. "Da kommt oft der tiefe Dank als Rückmeldung", freut sich Schäfer über den Sinn seiner Tätigkeit. Mit seinen 52 Jahren fühle er sich noch recht fit zum Anpacken.

"Die Tafel muss solche Dinge finanziell stemmen", ergänzt Roth. Daher ist er über jede Spende dankbar, etwa über die 2000 Euro der beiden ansässigen Lions Clubs, weitere Beträge der Raiffeisenbank und der Sparkasse sowie Spenden von Privatpersonen. Dank empfindet Roth auch gegenüber seinen 35 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die im wechselnden Einsatz tätig sind. "Das ist ein hervorragendes Team, mit dem die Arbeit Spaß macht", ist Roth überzeugt. Auch sei das Tafelprojekt überhaupt nicht ohne die Hilfe der beteiligten Lebensmittelbetriebe denkbar.

"Dennoch nähern wir uns allmählich dem Kapazitätslimit", glaubt Roth. Sorgenfalten zeigen sich auf seiner Stirn. Zum einen seien weniger Gebende zu verzeichnen. Zum anderen hat er einen plötzlichen Zuwachs der Nehmenden bemerkt. "Waren es vor einem Jahr erst 30 Asylbewerber, so kamen im vergangenen November weitere 18 aus dem Hammelburger Hirschen und im Dezember noch zehn aus Euerdorf hinzu", sagt Roth. Aber auch der Kreis der einheimischen Bedürftigen, zurzeit knapp 70, wachse stetig an. "Ich rechne zudem noch mit einer Dunkelziffer an Bedürftigen, die sich gar nicht zur Tafel trauen." Das merkt er an den kostenlosen Brotauslagen in den Kirchen, die sofort vergriffen seien.

Die Ausgabestelle in der ehemaligen Bäckerei Claßen scheint jedenfalls die Kapazitätsgrenze als Lager der Tafel bald erreicht zu haben. "Wir suchen noch nach einer Alternative", verrät Roth. Die ehemaligen Deula-Räume hinter der Realschule hätten sich als ungeeignet herausgestellt.

Das neue Quartier müsse nicht nur den nötigen Platz, sondern auch noch weitere Merkmale aufweisen, so zum Beispiel eine Heizung mit annehmbaren Betriebskosten.