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Sicherheitswacht für Hammelburg


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Donnerstag, 16. April 2015

Die Zahl der Straftaten im Altlandkreis Hammelburg ist seit einigen Jahren im langfristigen Vergleich niedrig. Jetzt will die Polizei mit ehrenamtlichen Helfern das subjektive Sicherheitsgefühl verbessern.
Auch wenn es 2014 doppelt so viele Wohnungseinbrüche wie im Vorjahr gab, liegt die absolute Zahl mit sechs Fällen auf vergleichsweise niedrigem Niveau (die Szene auf dem Foto ist nachgestellt). Foto: Archiv/ Arkadius Guzy


In Städten wie Münnerstadt, Bad Brückenau, Bad Kissingen und Schweinfurt gibt es sie schon seit längerer Zeit. Nun bekommt auch Hammelburg eine Sicherheitswacht.

Ehrenamtliche Helfer gehen wohl ab Herbst zu Fuß in der Stadt auf Streife, um Sachbeschädigungen, Vandalismus und anderen Straßendelikten vorzubeugen. Die Präsenz im öffentlichen Raum soll das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger steigern. Die Helfer der Sicherheitswacht stehen den Bürgern als Ansprechpartner zur Verfügung, erklärt Polizeihauptkommissar Günther May.

"Wir wollen die Sicherheitswacht aufgrund der guten Erfahrungen in anderen Städten einführen", sagt Alfons Hausmann. Der Leiter der Hammelburger Polizeiinspektion hat während seiner Zeit in Bad Brückenau dort bereits eine Sicherheitswacht ins Leben gerufen.

Doch es gibt auch Zweifel an der Notwendigkeit, wie die Diskussion im Stadtrat zeigte. Bei der Entscheidung über die Einführung gab es sieben Gegenstimmen. Insbesondere Florian Röthlein (Grüne), Alexander Stolz (CBB) und Christian Fenn (Junge Liste) sprachen sich gegen die Sicherheitswacht aus, jeweils mit deckungsgleichen Argumenten.

Diskussion über Sicherheitswacht

"Ich sehe keine Probleme in Hammelburg. Die Sicherheitswacht bewirkt das Gegenteil: Durch die Einführung wird gerade erst am Sicherheitsgefühl der Bürger gesägt", sagte Röthlein, im Berufsleben selbst Polizist. Sicherheit sei eine hoheitliche Aufgabe und dürfe nicht auf Ehrenamtliche ausgelagert werden. Röthlein forderte die Bürger vielmehr auf, im Alltag Zivilcourage zu zeigen.

Aus der CSU-Fraktion, die die Sicherheitswacht ausdrücklich befürwortete, handelten sich die Kritiker den Vorwurf ein, aus weltanschaulichen beziehungsweise ideologischen Gründen gegen das Vorhaben der Polizei zu sein. So meinte Arnold Eiben: "Ich kann die Ablehnung nicht nachvollziehen. Die grundsätzlichen Bedenken sind längst geklärt."

Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) nannte den Schlettenhof als konkretes Beispiel, wo die ehrenamtlichen Sicherheitswachtler für Ordnung sorgen könnten. Die Grünflächen des Parkplatzes werden seit der Sanierung zunehmend als Hundeklo missbraucht.

Freiwillige, die sich in der Sicherheitswacht engagieren wollen, können sich bereits jetzt bei der Polizei für ein erstes Gespräch melden. Das Team soll sieben bis acht Leute umfassen. Sie müssen 18 bis 60 Jahre alt sein und eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung nachweisen. Sheriff-Typen sind nicht gefragt, wie Hausmann erklärt.

Die Sicherheitswachtler müssen etwa 15 Stunden monatlich zur Verfügung zu stehen. Sie bekommen dafür eine Aufwandsentschädigung von acht Euro pro Stunde. Die Kosten übernimmt der Freistaat Bayern. Vor dem ersten Einsatz nehmen die Helfer an einer 40-stündigen Ausbildung teil. Die örtliche Polizei ist für die Diensteinteilung und Aufsicht verantwortlich. Die Mitglieder der Sicherheitswacht können Platzverweise aussprechen und die Identität von Personen feststellen, haben ansonsten nur die auch jedermann zustehenden Rechte wie Notwehr und Nothilfe sowie das vorläufige Festnahmerecht.

Serie von Einbrüchen

Die Straftaten im Zuständigkeitsbereich der Hammelburger Inspektion liegen mit 851 Fällen für 2014 auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre. Die Aufklärungsquote ist mit 69 Prozent höher als der Landesdurchschnitt (64 Prozent). Die Sicherheitslage bezeichnet Hausmann als gut. Er sieht aber gerade für das Stadtgebiet noch "Luft nach oben". Dort ist die Kriminalitätshäufigkeit höher als im Umland - für den Chef der Hammelburger Polizei ein Argument für die Sicherheitswacht.
Im Jahr 2014 forderte insbesondere die Serie von Einbrüchen in Kindergärten und Feuerwehrhäuser das Engagement der Polizei. Der mutmaßliche Täter, ein 68-jähriger Wohnsitzloser, sitzt bereits in Untersuchungshaft. Das gilt ebenfalls für einen 30-Jährigen, der eine Bäckerei in der Innenstadt überfiel.