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Rochaden in der Bahnhofstraße


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Mittwoch, 22. Februar 2017

In den vergangenen Wochen ist Bewegung in den vor sich hin dämmernden Teil der Innenstadt gekommen.
Besonders im nördlichen Teil der Bahnhofstraße fallen die Leerstände auf. Foto: Arkadius Guzy


In der Bahnhofstraße sind jüngst im Immobilienbereich viele Veränderungen auf einmal zu beobachten. Ein Zeichen, dass sich doch was tut - auch wenn das nicht automatisch bedeutet, dass die Leerstände weniger werden.

Drei Jahre lang waren die Schaufenster des Xara-Geschäfts zugeklebt. Jetzt sind dort wieder Waren ausgestellt. Bis Sommer haben die Ladenräume eine neue Nutzung gefunden: Die Falken-Apotheke ist wegen Umbauarbeiten am eigenen Gebäude in den Xara umgezogen.

Das leer stehende Modegeschäft war eine perfekte Ausweichmöglichkeit, nicht nur weil es gleich auf der anderen Straßenseite liegt. "Der Umzug spart uns viele Nerven", erklärt Apotheken-Inhaberin Rita Schubert. Denn es würde schwierig werden, den Apotheken-Betrieb mit den Bauarbeiten unter einem Dach zu koordinieren. Es würde alles verzögert.

"Der frühere Xara bietet uns ideale Bedingungen", sagt Schubert. Sie hoffe, dass durch ihre Übergangsnutzung das Geschäft wieder aus dem Dornröschenschlaf geholt werde. "Viele Kunden sind erstaunt, wie es drinnen aussieht."

Im Juli, so der Plan, kehrt die Apotheke wieder in ihr angestammtes Haus zurück. Der eigene Laden ist dann komplett modernisiert und hat einen barrierefreien Zugang. Auch die Obergeschosse des Gebäudes, das Schuberts Mann gehört, werden dank eines Außenlifts barrierefrei zu erreichen sein. Die Umbauarbeiten dort werden voraussichtlich bis Ende des Jahres dauern. Es entsteht eine altersgerechte Wohnung und die frühere Praxis wird wohl ebenfalls für eine Wohnnutzung umgestaktet. "Man muss investieren, um Gebäude attraktiv zu halten", sagt Schubert.

Diese Meinung teilt Sebastian Hose vom Verein für Wirtschaft und Stadtmarketing (VWS). Der VWS-Vorsitzende sieht die Investition ins Apotheken-Haus als gutes Beispiel - auch wegen der Mischung aus Gewerbenutzung und Wohnen, die für Hose das Zukunftsmodell für die Bahnhofstraße ist.

Im einstigen Xara Shoes (Hirt-Gebäude) ist nun Augenoptiker Servatius zu finden. Das Laden-Geschäft hatte in den vergangenen Jahren wechselnde Nutzer. Und der Weltladen renoviert bis Anfang März seinen Verkaufsraum.

Der marktplatznahe Abschnitt der Bahnhofstraße ist denn auch nicht so sehr das Problem. Der nördliche Teil ist durch viele Leerstände und einen sichtbaren Investitionsbedarf geprägt. Allerdings ist auch in diesem Abschnitt der Bahnhofstraße zumindest Bewegung zu verzeichnen.

So öffnen die Stadtwerke am 1. März ihr neues Kundencenter im Schober-Haus. Die Stadtwerke-Tochter Hab-Net bietet dort schon seit Ende 2016 ihre Beratung an. Jetzt kommt die Betreuung für den Bereich der Energieversorgung dazu. Die Lage in der Innenstadt verbessert im Vergleich zur Rote-Kreuz-Straße die Kundennähe.

Hab-Net hatte schon vorher ein kleines Kundenbüro in der Bahnhofstraße - auf der anderen Straßenseite. Mit dem Umzug ins Schober-Haus sind die Räumlichkeiten nun größer geworden. So können jetzt "alle Fragen zur Energieversorgung und den Telekommunikationsprodukten der Stadtwerke Hammelburg gebündelt unter einem Dach beantwortet werden", heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke.


Tanzstudio im Stockheimer

In den Faschingsferien zieht Christiane Aul mit ihrem orientalischen Tanzstudio ins frühere Stockheimer-Geschäft. Nach acht Jahren muss sie die bisherigen Räume in der Kissinger Straße verlassen, weil der Eigentümer Eigenbedarf angemeldet hat, erklärt Aul. "Wir küssen die Bahnhofstraße wach", meint sie programmatisch, und so steht es als Ankündigung auf einer Tafel in der großen Schaufensterfront des Stockheimer-Geschäfts.

Aul unterrichtet eigenen Angaben nach 100 Kinder und 30 Erwachsene in orientalischen Tänzen. Die Trainingsstunden finden nachmittags und abends statt. Die Räume in der Bahnhofstraße haben für sie gerade die richtige Größe: "Nicht zu groß und nicht zu klein."

Der aktuelle Wandel in der Bahnhofstraße verringert den Bestand an leer stehenden Immobilien unterm Strich nicht wesentlich. Handelt es sich doch meist nur um Standort-Rochaden. Das Kundencenter und das Tanzstudio tragen aber wenigstens das Potenzial in sich, neue Leute in den äußeren Teil der Bahnhofstraße zu locken.

"Alles, was sich tut, ist gut", kommentiert Hose die Entwicklungen. Eine Trendwende bedeuteten diese dennoch nicht.