Ritterkämpfe in der Herbstsonne
Autor: Winfried Ehling
Trimberg, Dienstag, 29. Sept. 2015
Die Trimburg ist immer ein Besuchermagnet, besonders aber wenn das Mittelalter in dem Gemäuer wieder lebendig wird. Allerdings kamen in diesem Jahr weniger Gaukler und Marketender in den Burghof, dafür waren die Gäste zahlreich.
Die Bewirtschaftungszeit auf der Ruine neigt sich dem Ende zu, und in vier Wochen stellen die Vereine ihre Tätigkeit ein. Am letzten Septembersonntag wartete der Schützenverein Elfershausen und die "Trimberger Ritterschaft" noch einmal mit einer "stilechten" Veranstaltung auf - der mittelalterlichen Burgbelebung - die allerdings im Vergleich zu früheren Veranstaltung etwas bescheiden ausfiel.
An Besuchern mangelte es an dem schönen Herbsttag nicht. Rund 300 Gäste suchten jedoch vergeblich nach Händlern historischer Waren, nach Gauklern und buntem Treiben im Schlosshof. Ein Ritterlager im Burggraben und "Gugelhupf", drei Spielleute der Hochmittelalter-Musik, begrenzten die Belebung, in deren Rahmen einige passend Kostümierte regelrecht untergingen.
Nur ein kleiner Rahmen
"Etwas schade", bedauerten nicht wenige Besucher in Erinnerung an frühere, prachtvolle Mittelalter-Feste und
-Märkte, bei denen die Burg vor Schaulustigen fast aus den Nähten platzte. "Wir haben nur einen Tag zur Verfügung und organisieren die Veranstaltung deshalb im kleinen Rahmen", verteidigt der Sprecher der Trimberger Ritterschaft, Reinhold Wahler. "Wir nehmen auch keinen Eintritt, vielen Akteuren geht damit die Motivation verloren", fügt er hinzu. Hier gingen die Meinungen auseinander. Während Wahler den monetären Aspekt als Grundlage für solche Veranstaltungen sieht, glaubt der stellvertretende Vorsitzende der "Freunde der Trimburg", Matthias Schiebl, dass "Ideen und Kreativität am Anfang stehen müssten". Manfred Feustel vom Schützenverein, sieht es gelassen. "Wir haben die Bewirtschaftung an dem Tag übernommen und betrachten die Burgbelebung als zusätzliche Attraktion." So sie denn eine ist, muss hinzugefügt werden. Denn speisende Ritter in ihren Zelten, die zu später Nachmittagsstunde behäbige Schwertkämpfe im Burggraben austragen, sind nur bedingt ein Zugpferd für Mittelalter-Fans, und das Bogenschießen für Kinder im ehemaligen Burg-Pferdestall findet auf nahezu jedem Fest in der Umgebung statt. Ein Lichtblick war dagegen das Familien-Trio "Gugelhupf", das Lieder und Tänze aus dem 12. bis 15. Jahrhundert intonierte.
Ein Familien-Hobby
Christian Kunert, Ehemann von Christine Sturm-Kunert und Vater von Kajetan und Leopold, arbeitet an einem "Schmiedebüchlein", während seine Lieben musizieren. Auf die Frage, wie es zu diesem Familien-Hobby kam, antwortet er: "Meine Gattin ist Kirchenmusikerin mit einer eigenen Musikschule. Sie hat ihre und die Interessen unserer Jungs umgesetzt.
Wir treten auf Mittelalter-Märkten, historischen Festen und Konzerten auf, und unser Einzugsgebiet reicht inzwischen von Thüringen bis Luxemburg", erklärt er stolz. Kunert, dessen Steckenpferd das Schmiedehandwerk nebst Entwürfen ist, erklärt auch, wie es dazu kam. "Für unsere Auftritte brauchten wir ein Zelt, für das wir Holz-Heringe (Erdnägel) in den Boden treiben mussten, eine Schweinearbeit. Heringe aus Stahl waren teuer, und so habe ich sie selbst gefertigt. Das war der Anfang meiner Leidenschaft", versichert er, der sein - im Vergleich zur feinfühligen Mittelalter-Musik - etwas grobmotorisches Hobby damit schlüssig erklärt. Inzwischen fertigt Christian Kunert Fibeln, kleine Messer, so genannte S-Haken, zum Aufhängen feiner, geräucherter Fleischwaren oder "Lupfer". Was sind denn Lupfer? "Ganz einfach der mittelalterliche Ahne des Öffners von Kronkorkenflaschen" (die es damals noch nicht gab), sagt der
"Mini-Schmied", der mit einem Bauchladen seine Artikel auf einschlägigen Festen verkauft.Dank eines schönen Herbsttages klang die Veranstaltung harmonisch aus, und die meisten Besucher gingen - trotz weniger Attraktionen - zufrieden nach Haus. Dennoch hätten die Trimburg und ihre Gäste etwas mehr verdient - auch wenn es nur für einen Tag ist.