Rhöner Whisky und Holler-Gin bei den Tagen der edlen Brände
Autor: Gerd Schaar
Wartmannsroth, Sonntag, 19. Oktober 2014
Die "Tage der edlen Brände" lockten wieder zahlreiche Besucher nach Wartmannsroth, Neuwirtshaus, Windheim und Völkersleier. Die Brenner warteten mit einigen neuen Kreationen auf.
Der Kenner schwenkt das nach oben verjüngte Stielschnapsglas und hält es vor die Nase. Dann atmet er das Aroma ein und nimmt ganz vorsichtig einen ersten kleinen Schluck, den er sich auf der Zunge zergehen lässt. Das hochwertige Destillat aus Rhöner Brennereien ist ein Juwel für Genießer. Es sollte bei Zimmertemperatur verkostet werden.
Die Veranstalter der "Tage der edlen Brände" freuten sich am Wochenende über viele Besucher. In Wartmannsroth beteiligten sich die Edelbrennerei Bischof und die Brennerei Kleinhenz. In Neuwirtshaus öffneten "Bold´s Schnapsideen" und Voglers Bauernhof ihre Pforten. In Windheim kamen die Gäste in der "Genussbrennerei Lutz" auf ihre Kosten, nach Völkersleier lockte sie "Schnaps-Kocher" Robert Koch.
Letzterer nahm das erste Mal an der Veranstaltung teil. "Schon in der vierten Generation wird in meiner Familie edler Schnaps gebrannt", berichtete Koch. In die Selbstvermarktung ist er jedoch erst jetzt eingestiegen. Zu seinen Klassikern zählt Koch den Brand der Williamsbirne, den Apfelbrand, den Zwetschgen- und Pflaumenbrand. Bei seinen Likören liegt Haselnuss ganz vorn. Aber auch Johannisbeere, Rhabarber, Löwenzahn und Chilli in den Flaschen überzeugten die Gäste.
Ihm zur Seite steht Ehefrau Cornelia, die sich am Wochenende auch um das Essen kümmerte: So gab es zum Beispiel Spanferkel und Brot aus dem Holzofen. "Den Stress gab es im Vorfeld, doch jetzt genieße ich es, wenn viele Leute bei uns reinschauen", sagte sie.
Gäste aus Hessen begeistert
Aus Züntersbach reisten Marianne und Sigrid an. "Dies familiäre Atmosphäre ist was ganz Besonderes", betonte Marianne. "Ich habe schon eine Menge Leckereien entdeckt", schwärmte Sigrid. Beide waren das erste Mal zu Gast bei den "Tagen der edlen Brände" und wollen diese in ihrer Heimat weiterempfehlen. Für das leibliche Wohl der Besucher wurde unter anderem mit Apfelbratwürsten, Grillhähnchen und Fränkischem Hochzeitsessen gesorgt. Für den guten Zweck gab es Kuchen von den Kindergärten sowie Pizza vom MoMo-Stammtisch.
"Ich stehe voll und ganz hinter dem Projekt Brennerweg und der Brennergemeinschaft", freute sich Brenner Thomas Kleinhenz über die Unterstützung durch die Gemeinde. Neu bei ihm war der Schlehengeist, der wie auch sein Williams-Christ-Brand heuer Gold bei der Prämierung holte. Mittlerweile sind auch Kirschen und Aroniabeeren in den Flaschen.
Beim Brand vergären die Früchte, und der Fruchtzucker des Stein- und Kernobstes setzt sich in Alkohol um, der in den Anlagen destilliert wird. Beim Geist kommen indes nicht vergärbare Geschmacksträger wie zum Beispiel Nüsse mit neutralem Alkohol zusammen. So wird deren Aroma eingefangen. Spirituosen sind Geiste oder Brände, die mit Zugabe von Zucker oder Früchten angereichert wurden. Alle Arten liegen meist bei etwa 40 Prozent Alkohol.
Das Kastanien-Holzfass von Edelbrenner Anton Bischof zog die Freunde des Rhöner Whiskys an. Der schmackhafte Tropfen brachte es auf einen Alkoholgehalt von 58 Prozent. "Feinschmecker verdünnen sich diesen fünf Jahre im Eichen- und Kastanienfass gelagerten Weizen-Whisky glasweise mit der Pipette selbst auf ihre individuell gewünschte Stärke", erläuterte Bischof.
Nüsse, Kräuter und Früchte
Mittlerweile gibt es den Rhöner Whisky bei den meisten Brennereien. So auch bei Lothar Bold, der drei verschiedene Sorten offeriert: einen 44-prozentigen Single-Malt-Whisky, einen Dinkel-Whisky und den normalen Whisky aus Weizen. Ein neues Geschmackserlebnis waren Bolds Haselnussgeist sowie die Welt von Kräutern und Früchten der Region in Form von Dipps und Marmelade.
Großer Andrang herrschte auch bei Edelbrenner-Sommelier Andreas Lutz, bei dem heuer auch ein Rhöner Gin im Angebot war. "Es ist dem Zufall zu verdanken, dass Holunderblüten mit dem Gin zusammen kamen", sagte Lutz. So entstand ein 45-prozentiger "Holler-Gin". Nicht nur bei ihm gab es Führungen zum Thema Brennen.
Ein lohnendes Ziel für die Besucher war auch Voglers Bauernhof. Hier durfte nicht nur der Eierlikör verkostet werden, auch Einblicke in den Hühnerstall waren möglich.