Druckartikel: Renaissance fränkischer Volksmusik

Renaissance fränkischer Volksmusik


Autor: Gerd Schaar

Hammelburg, Mittwoch, 27. November 2013

Bei "Let's do frankisch" an der Bayerischen Musikakademie wurden alte Volkslieder frisch entstaubt. Da schlägt sogar der Siebenjährige Georg die Bongos im Takt.
Karlheinz Brand, der Posaunist der "Herzensblecher", hat mit seiner Gruppe den Wunsch nach neuen Wegen mit lebendigem Spaß in der Volksmusik. Foto: Gerd Schaar.


"Let´s do fränkisch" hieß das Motto für rund 20 Aktive aus ganz Franken, die sich erstmals um die zeitgemäße Anpassung der etablierten Volksmusik bemühten. Dieses Seminar in der Musikakademie war also eine Premiere. Wie der Name des Mottos schon verrät, entstaubte man die oft zu Unrecht als unmodern bezeichnete Volksmusik und brachte sie dem heutigen Zeitgeist näher.

Posaunist Karlheinz Brand aus Ramsthal spielt gern in der unterfränkischen Instrumentalgruppe "Herzensblecher" mit. Allein schon die leichte Namens-Verballhornung der sechs Blechbläser verrät den Wunsch nach neuen Wegen mit lebendigem Spaß in der Volksmusik. "Ich halte diesen Workshop für unbedingt wichtig und freue mich, dass die Premiere unter dem Dach der Musikakademie stattfindet", verrät Brand. Denn ansonsten seien Veranstaltungen des Landesverbandes oder der Volksmusik die Foren gewesen. "Unser Seminar geht jetzt über die normale Blasmusik hinaus", schätzt Brand.

Comeback der Blasmusik

"Die fränkische Blasmusik erlebt zurzeit ein Come-back-Revival" ist sich Brand sicher. Sein musikalischer Nachbar Hubert Göb aus Volkach gibt ihm völlig recht. Der spielt das Bass-Flügelhorn. Weitere Blechbläser kommen aus Sommerach, aus Niederlauer, aus dem Jagsttal (Baden-Württemberg) und aus Bad Staffelstein. Im ehemaligen Bierkeller der Musikakademie gibt es abends musikalische Kostproben. Ein reguläres Abschlusskonzert ist allerdings nicht vorgesehen.

Klarinettist Tobias Popp spielt normalerweise in der Kapelle der Untererthaler Musikanten oder bei den fränkischen Abenden im Wirtshaus Goldenes Kreuz auf. Für seine Teilnahme am Seminar "Let´s do fränkisch" sprechen gute Gründe: "Ich will hier neue Leute kennen lernen, die auf dieser fränkischen Volksmusikwelle schwimmen", so Popp. Denn schließlich sei diese Musik auch ein Stück seines Heimatdorfes. "Es gibt einen riesigen Fundus alter Lieder, die aus ihrer Versenkung wieder hochgeholt werden müssen", wünscht Popp. Weil es bislang oft keine passenden Arrangements dazu gab, soll solch ein Seminar helfen. "Früher hatten die Dorfmusikanten oft ohne Noten auswendig gespielt. Das ist heute anders", liefert Popp die Begründung des Vergessens. Deshalb freut er sich, wenn alte Musikstücke wie zum Beispiel "Ein Schneider wollte wandern" ausgegraben werden. Fränkische Lieder seien mitunter recht hintergründig oder witzig, hat Popp bei seinen Studien festgestellt. Weil der Schneider in diesem Lied zu viel soff, starb er und dessen Seele fuhr in die Geis.

Notenhilfe kommt vom musikalischen Fachmann Werner Aumüller, Redakteur aus Nürnberg für die regionale Volks- und Blasmusik Frankens im Bayerischen Hörfunk und Leiter der Herzensblecher. Er gibt den Teilnehmern fachkundige Tipps für moderne Arrangements. "Veranstalter für unser Seminar ist der Nordbayerische Musikbund", bedankt sich Aumüller für die offene Türe. Auch die moderne Computertechnik steht ihm zur Seite, wenn er auf seinem Laptop die Partituren für die Dirigenten zu zeitgemäßen Arrangements umändert. Ein Beamer projiziert das Ergebnis zeitgleich auf die Leinwand. Die begeisterten Teilnehmer können optisch folgen und die passenden Töne über den Lautsprecher hören. "Die Bezeichnung Volksmusik gibt es erst seit den Nationalsozialisten, die jene Jahrhunderte alte Sammlung von Dorfmusik zu Propagandazwecken vereinnahmten", stellt Aumüller fest.

Unter den Referenten ist auch Tanja Domes aus Bad Neustadt anzutreffen. Schon der jüngste Teilnehmer, der sieben Jahre alte Gregor, ist mit Begeisterung dabei und schlägt die Bongos herzhaft im Takt. "Ich bin zufrieden mit diesem ersten Seminar", bestätigt Aumüllers Ehefrau Ulrike, die sowohl die Organisation als auch die Tanzleitung übernahm.