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Rathaus Hammelburg: Testcenter zieht ins Bürgerspital


Autor: Ralf Ruppert

Hammelburg, Dienstag, 07. Dezember 2021

Zum Teil lassen sich mehr als 300 Menschen am Tag im Rathaus-Durchgang testen. Vermutlich ab Freitag soll alles ins leer stehende Bürgerspital verlagert werden. Die Pandemie überschattet auch die Arbeit im Rathaus.
Zum Teil mehr als 300 Menschen lassen sich im Rathaus-Durchgang täglich impfen, ab Freitag wird das Testcenter verlagert.


Fast drei Stunden lang hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung zahlreiche Themen diskutiert. Im Mittelpunkt stand dabei gleich mehrfach die Corona-Pandemie. "Die Verwaltung ist stark beansprucht und macht kaum noch was anderes", sagte Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) bereits zu Beginn der Sitzung. Telefonische Beratung, Unterstützung des Landratsamtes bei der Impf-Hotline, 3-G-Tests der Mitarbeiter, Home-Office und unvorhersehbare Langzeit-Erkrankungen bei Führungskräften würden den Dienstbetrieb "stark beeinträchtigen". "Ich bitte um Verständnis, wenn Dinge nicht so schnell erledigt werden können", sagte Warmuth im Stadtrat, und: "Wir gehen alle auf dem Zahnfleisch."

Eigentlich habe er drei Bürgerversammlungen noch in diesem Jahr geplant und bereits vorbereitet, aber: "Die Ereignisse überschlagen sich." Trotz aktueller Themen wie dem geplanten Mobilfunkfast für Gauaschach habe er die Bürgerversammlungen verschieben müssen. Die Verwaltung arbeite daran, ob und in welcher Form im ersten Quartal 2021 ein Austausch mit den Bürgern in den Hammelburger Stadtteilen möglich gemacht werden kann. Trotzdem werde natürlich an wichtigen Projekten weitergearbeitet: Der Rohbau des Bürgerhauses sei abgenommen, die Vorbereitungen für den Schulcampus seien so weit, dass die Ergebnisse vermutlich im Januar dem Stadtrat vorgelegt werden können. Kurzfristig angegangen werden müsse die Test-Strecke im Rathaus-Durchgang. "Die Situation hat sich deutlich verschärft, teilweise stehen die Testwilligen bis quer über den Marktplatz." Auch von den Mietern der Vinothek gebe es Beschwerden wegen Beeinträchtigungen.

Eindeutiges Votum gegen Mietforderung

Deshalb schlug Warmuth dem Stadtrat kurzfristig und ergänzend zur Tagesordnung einen Umzug ins leer stehende Bürgerspital vor. "Ich will das Thema transparent angehen", begründete er die öffentliche Diskussion. Bei der Installation des Testcenters im Frühjahr hatte es Kritik im Stadtrat gegeben, unter anderem weil CSU-Stadtrat Patrick Bindrum an der Testcenter GmbH beteiligt ist.

Tatsächlich gab es auch kritische Nachfragen im Gremium: "Warum muss das unbedingt innerorts sein?", fragte etwa CBB-Stadtrat Alexender Stolz. Im Einzelhandel gelte 2G, ungeimpfte Beruftstätige, die sich dort testen lassen, könnten in den meisten Geschäfte also nicht einkaufen. "Die Zielrichtung war, die Leute in die Innenstadt zu kriegen", verwies Bürgermeister Warmuth dagegen auf Absprachen mit dem Verein für Wirtschaft und Stadtmarketing. Auf Nachfrage von CBB-Stadtrat Dominik Sitter stellte der Bürgermeister zudem klar, dass die Testcenter GmbH für die Nutzung des Rathausdurchgangs keine Miete zahle. "Ich bin dankbar für jeden, der uns in dieser Situation hilft", betonte Warmuth. Andere Kommunen wären froh, wenn sie eine solche Einrichtung hätten, warnte er vor finanziellen Auflagen. Trotzdem stellte Sitter den Antrag, dass die Stadt für die Nutzung des Bürgerspitals einen "angemessenen Betrag" verlange. Beziffern wollte Sitter seine Forderung nicht, er überlasse der Stadtverwaltung eine Einschätzung, was an Nebenkosten anfalle.

"Wir riskieren mit solchen Diskussionen die ganze Infrastruktur", entgegnete CSU-Fraktionssprecher Martin Wende, und: "Ich bin dankbar, dass wir unseren Bürgern ein solches Angebot machen können." Auch 3. Bürgermeister Christian Fenn (Junge Liste) warnte vor einem "falschen Signal", wenn jetzt über Miete und Nebenkosten gesprochen werde. "Die Verhältnismäßigkeit läuft gerade aus dem Ruder", kommentierte SPD-Stadträtin Rita Schaupp Sitters Antrag, der am Ende mit 18:3 Stimmen abgelehnt wurde. Trotzdem kündigte Bürgermeister Warmuth an, mit dem Betreiber zum Beispiel über die Reinigungskosten zu sprechen. Der Grundsatz-Beschluss, dass das Testcenter ins Bürgerspital umziehen kann, fiel danach einstimmig. Zudem will sich die Stadt laut Bürgermeister um ein Impfzentrum im Bürgerspital bemühen. Um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen, müssten im Landkreis rund 6000 Menschen in der Woche geimpft werden, sagte Warmuth.

Täglich morgens und abends geöffnet

Kai Achilles, der das Testcenter in Hammelburg betreibt, kündigte gestern auf Nachfrage an, dass der Betrieb im Bürgerspital voraussichtlich bereits am Freitag startet. Die Öffnungszeiten würden gleich bleiben: Täglich von 9 bis 11.30 und von 17 bis 19 Uhr. Zudem gebe es jeden Montag und Donnerstag von 12.15 bis 13.30 Uhr eine Teststation auf dem Parkplatz der Reifen-Müller-Hauptverwaltung im Gewerbegebiet Westheim. Das Bürgerspital habe er sich vorab angeschaut, berichtet Kai Achilles, das ehemalige Seniorenheim sei baulich und nach den Hygiene-Vorgaben geeignet. "Solange die Stadt uns braucht, bleiben wir", sagte Achilles auf Nachfrage.

Wer genau getestet werde, dazu könne er keine Angaben machen. "Bei uns wird jeder gleich behandelt, wir fragen nicht ab, ob jemand geimpft oder ungeimpft ist", berichtet Kai Achilles. Aktuell gebe es auch viele positive Tests: Bei mehr als 300 Tests pro Tag seien so gut wie jeden Tag Verdachtsfälle auf eine Covid-19-Infektion dabei. In diesen Fällen nehme entweder sein Team selbst die Probe für einen PCR-Test oder schicke die Getesteten bei Überlastung ins Testzentrum des Landkreises nach Oerlenbach.