Rasern die kreative Kelle gezeigt
Autor: Gerd Schaar
Oberthulba, Donnerstag, 20. Sept. 2018
Mit einer Malaktion in der Quellenstraße machten Kinder auf sich aufmerksam. Messungen haben gezeigt, dass in der Straße häufig zu schnell gefahren wird.
Im Bereich von Kindergärten und Schulen sollte der Autofahrer besonders achtsam fahren. Messungen in der Quellenstraße haben gezeigt, dass es bei vielen Fahrern zum weit überwiegenden Teil an ihrem Bewusstsein für die Sicherheit der Kinder fehlt.
Negativer Spitzenreiter war ein Raser mit 77 Stundenkilometern Geschwindigkeit, der den Berg von der Quellenstraße im Bereich des vorübergehenden Kindergartens herunter brauste. Dort ist das vorgeschriebene Tempo aber 20 Stundenkilometer. Zum Glück sind nicht alle Autofahrer so unverantwortlich. Messungen der Gebietsverkehrswacht Hammelburg haben in der Woche vom 2. bis 9. August gezeigt, dass nur rund 10 Prozent von in beiden Richtungen gemessenen etwa 4500 Fahrzeugen das korrekte Tempo einhielten. Rund weitere 10 Prozent lagen mit bis zu 25 Stundenkilometern leicht darüber. Der Löwenanteil mit rund 56 Prozent fuhr zwischen 30 und 50 Stundenkilometer schnell am Behelfskindergarten vorbei.
Die Kinder in Gefahr sahen nicht nur die Eltern und Kindergarten-Mitarbeiterinnen. In einer gemeinsamen Aktion der Gebietsverkehrswacht Hammelburg, der Polizei und der Marktgemeinde Oberthulba gab es am Dienstag eine Straßenmalaktion. Die Quellenstraße wurde im Bereich des Kindergartens gesperrt, und die 36 Kinder durften mit bunter Kreide schöpferisch dort tätig werden. Neben den vielen Blumen, Fußbällen, Sonnen und farbigen Wolken machte das Zeichnen von Umrissen der auf der Straße freiwillig liegenden Kameraden viel Spaß. Die Kindergartenleiterinnen Birgit Armbruster (Oberthulba), Sigrid Albrecht (Thulba) und Nicole Gündling (Hassenbach) waren begeistert von den Ideen.
"Wenn die Autos zu schnell fahren, dann sind unsere Kinder in Gefahr", berichtete Leiterin Armbruster vom Marsch zum Spielplatz in der Hurschelwiese, der nur über den Gehweg längs der Quellenstraße erreicht werden kann. Bürgermeister Gotthard Schlereth (CSU/FW) sagte: "Es besteht Handlungsbedarf". Die Bevölkerung solle zum Thema Verkehrssicherheit sensibilisiert werden. Die Sperrung für diesen einen Tag zur Straßenmalaktion solle aufmerksam machen, und diese Aktion werde sicherlich über die sozialen Netze als Nachricht weiter verbreitet werden.
"Begleitet wurde diese Aktion im Vorfeld von einer Verkehrsdatenerhebung", sagte Karlheinz Franz, der Vorsitzende der Gebietsverkehrswacht Hammelburg. Er erläuterte die oben genannten Messergebnisse und wies auf die enorm langen Anhaltewege (= Reaktionsweg plus Bremsweg) bei hoher Geschwindigkeit hin. Kommt das Fahrzeug bei den vorgeschriebenen 20 Stundenkilometern nach acht Metern zum Stehen, dann sind es bei Tempo 50 schon 27,5 Meter und bei Tempo 70 gar 46 Meter. Da hat ein kleines Kind schlechte Chancen. "Das ist eine Situation, die wir nicht hinnehmen wollen", so Franz. Blut durch Unfälle soll hier nicht fließen, appellierte er an die Kraftfahrer
In den kommenden Tagen werde die Geschwindigkeit nochmals überwacht. Die Bußgelder innerorts fangen bei 15 Euro für die Tempoüberschreitung von 10 km/h an und stapeln sich in der Höhe laut Katalog. Wer 50 statt 20 fährt, ist einen Hundert-Euro-Schein los und erhält einen Punkt in Flensburg. Der eingangs genannte Raser mit 77 statt 20 km/h hätte 280 Euro zahlen müssen, einen Flensburger Punkt erhalten und seinen Führerschein für zwei Monate abgeben müssen.
Über die schönen Malereien freute sich Hauptkommissr Hubert Koch, der Verkehrserzieher aus der Hammelburger Polizei-Inspektion. Sogar einen gemalten Zebrastreifen habe er entdeckt. "Nur heute ist es den Kindern erlaubt, auf der abgesperrten Straße zu malen", betonte Koch. Zum Abschied gab es eine Winkerkelle der Polizei im Miniaturformat für jedes Kind.