Private Kunst- und Alltagsgegenstände unter der Lupe
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Freitag, 07. Juli 2017
Adina Rösch und Elfriede Böck vom Stadtmuseum Herrenmühle begutachten private Gegenstände.
Hütte mit Tannen vor Bergkulisse: "Blick ins Tal" heißt das Bild. Elisabeth Vierheilig hat es als Erbstück von ihrer Mutter überlassen bekommen. Mehr weiß sie sonst nicht darüber. Daher hat sie das Bild, das sie bisher in einem Schrank deponiert hat, auf die Museumsinsel gebracht.
"Solche Motive waren eine lange Zeit sehr beliebt - vom 19. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre", erklärt Adina Rösch. Die Projektmanagerin am Stadtmuseum Herrenmühle und Museumsleiterin Elfriede Böck versuchen ad hoc dem Gemälde mehr über seine Herkunft zu entlocken.
Aus dem Stegreif ist das gar nicht so einfach. "Wir sind hier nicht bei ,Kunst und Krempel‘. Wir hatten keine Zeit für Vorrecherchen", sagt Rösch. Sie und Böck finden auf der Rückseite aber einige Hinweise. Dort steht nicht nur der Titel "Blick ins Tal" in Schreibschrift, auch verschiedene Nummern sind zu entdecken.
Sie deuten darauf hin, dass das Bild wohl durch mehrere Auktionshäuser gegangen war. Vierheilig weiß nur, dass ihre Mutter das Bild einst geschenkt bekam. "Solche Bilder waren früher als Hochzeitsgeschenk sehr beliebt", sagt Böck. Die verblassten Umrisse eines Stempels lassen sich zusätzlich auf der Rückseite des Bildes ausmachen, allerdings nicht mehr richtig identifizieren. Rösch, die sich beruflich schon viel mit Kunst befasst hat, sagt: "Die Rückseite eines Bildes verrät am meisten über die Provenienz, die Herkunft."
Die alpine Landschaftsmalerei präsentiert sich in einem sehr guten Zustand: Der Firnis ist nicht schmutzig oder vergilbt. Der schmucke Rahmen, der ein Bild immer zusätzlich wirken lässt, hat die Jahre ebenfalls schadlos überstanden.
Rösch versucht im Internet ähnliche Bilder mit der Signatur "W. Berger" zu finden, um dem Maler auf die Spur zu kommen. Doch solche Berg-Motive waren zu verbreitet: Eine Recherche bräuchte mehr Zeit. Rösch kann Vierheilig als Anhaltspunkt zumindest raten, in die "Neue Deutsche Biographie" zu schauen und dort nach dem Namen zu blättern.
Bei der Begutachtung steht nicht die wertmäßige Einschätzung im Vordergrund. Das soll nicht das Ziel der Veranstaltung auf der Museumsinsel sein. Nur so viel: Der Rahmen ist schön; das Bild kann man sich durchaus aufhängen, findet Rösch. Auf dem Flohmarkt sollte es nicht gleich landen.
Etwas ganz anderes, einen Alltagsgegenstand passend zum Thema "Mühle und Brot", hat Dieter Vogler mitgebracht: eine Metze. Mit dem zylindrischen Gefäß wurde in Mühlen Getreide abgemessen. "Jede Gemeinde hatte ihr eigenes Maß", weiß Böck zu erzählen. Diese Hohlmaße waren bis in die 1950er und 1960er Jahre im Gebrauch. Vogler hat die Metze von seiner Schwiegermutter. Der Gegenstand liegt in der Garage herum. Aber vielleicht, so Voglers Wunsch, findet er demnächst seinen Weg in die Ausstellung in der Herrenmühle.
Das Stadtmuseum veranstaltet am Donnerstag, 7. September, eine zweite Objektbegutachtung, dann zum Thema "Wein und Weinbau". Sie findet von 18 bis 20 Uhr auf der Museumsinsel statt.