Poet mit fränkischen Wurzeln
Autor: Ralf Ruppert
Sulzthal, Donnerstag, 23. August 2018
Münchens früherer Oberbürgermeister Christian Ude erinnert sich an den Autor als einen "Typ, der sich tief eingeprägt hat".
Wenn der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude an Rudolf Schmitt-Sulzthal denkt, muss er schmunzeln: "Da stand ein dürres, kahlköpfiges Männchen mit einigen silbernen Haaren im Nacken", erinnert er sich an Auftritte des Literaten, und: "Er war Kettenraucher, selbst am Pult hatte er immer einen Zigarettenstummel im Mund, hat ständig gehüstelt, weshalb man ihn auch kaum verstanden hat." Trotzdem sei er in der Schwabinger Szene hoch geachtet worden: "Er hat sich als Typ tief eingeprägt", sagt Ude über Schmitt-Sulzthal, der am 24. August 1903, also vor 115 Jahren in Sulzthal zur Welt kam.
Viele Autoren angezogen
Schmitt-Sulzthal wohnte in Schwabing, wo auch Christian Ude bis heute lebt. Der Vater des späteren Münchner Oberbürgermeisters, Karl Ude, arbeitete als Kulturredakteur bei der Süddeutschen Zeitung und pflegte enge Kontakte in die Literaturszene. Deshalb war er auch regelmäßig Gast beim Tukan-Kreis. Als "Kristalisationspunkt des literarischen Lebens der Stadt München" beschreibt Ude den Tukan-Kreis noch heute. Allerdings sei er nur einer von vielen "Schwabinger Zirkeln" gewesen. Die "Traumstadt" oder die "Seerose" gehörten ebenso dazu, und: "Es gab manigfaltige Verflechtungen." Mehrere hundert Autoren holte Schmitt-Sulzthal zu Lesungen.
"Er war aber eher konservativ, die Treffen waren oft überaltert, das aufregende literarische Leben spielte sich eher in der Gruppe 47 ab", fasst Ude die Ausrichtung zusammen. Trotzdem gab es große Namen unter den so genannten Ehren-Tukanen wie Hugo Hartung, Eugen Roth oder Erich Kästner. Außerdem habe er jüdische Schriftsteller wie den in München als Fritz Rosenthal geborenen Schalom Ben-Chorin zu Lesungen in die Stadt geholt.
Die Rolle Schmitt-Sulzthals sei nach seinem Tod eher etwas verklärt worden. "In Wirklichkeit war der Tukan-Kreis ein Ein-Mann-Unternehmen von Rudolf Schmitt-Sulzthal", stellt Ude klar. Der Hauptgrund, einen Verlag zu gründen, habe darin bestanden, seine eigenen Werke zu veröffentlichen. "Aber er musste schnell feststellen, dass ein Verleger nicht viel verdient, wenn sich die Zeilen nicht verkaufen lassen."
Von seinen Aktivitäten mit dem Tukan-Kreis dagegen habe er passabel leben können, das kommentierte Schmitt-Sulzthal nach Udes Worten auch immer wieder ironisch: "Es bereitete ihm Freude, dass er sich durchs Leben schlug, ohne jemals etwas Richtiges gemacht zu haben."
Ganz anders sei Rudolf Schmitt-Sulzthals Frau Erica gewesen. "Sie hatte eine raubauzige Stimme wie eine Bardame und war nicht so versponnen wie er, die große Gemeinsamkeit war, dass beide Kettenraucher waren und jeden Raum verpesteten."