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Platz für phantasievolle Spiele


Autor: Winfried Ehling

Hammelburg, Freitag, 18. August 2017

Nach den Kita-Ferien können die Kinder in einem neu angelegten Gartengelände in St. Peter und Paul in Westheim spielen. Auch die Eltern halfen kräftig mit.
Biber spielen und einen Staudamm in den Bachlauf bauen ist eine feine Sache und ganz im Sinne der Westheimer Kindergarten-Pädagogik.


Das Freigelände des Kindergartens St. Peter und Paul erhielt ein neues Ambiente und steht kurz vor der Fertigstellung. Nach den Kita-Ferien können sich die Mädchen und Buben der Reggio-Einrichtung auf einen nagelneuen Garten freuen, den sie jetzt schon ausprobieren dürfen.
Es war vor allem die Sicherheit und die Langlebigkeit, die den Ausschlag für den Umbau gaben. Denn der im Jahr 2010 erbaute Freiluft-Bereich entsprach nicht mehr dem Stand heutiger Normen und war schon recht strapaziert. Deshalb entschieden sich das Kindergarten- und die Eltern-Teams für eine Umgestaltung.


Rundweg und Hügel

"Wenn schon, dann machen wir etwas G'scheits", lautete die einhellige Meinung. Deshalb verfügt St. Peter und Paul jetzt über den gepflasterten Bachlauf, Steine in dem kleinen Hügel, dem das abgenutzte Holz entnommen wurde, und einen neuen Rollrasen, den die Eltern verlegten. Ein Experte auf dem Sektor Kindergarten-Gärten, Holger Schwarz aus Kirchheim, übernahm dabei die Planung und die Bauleitung.


Mischfinanzierung

Der Rundweg braucht zwar etwas Schotter und der Rasen um den Hügel ist noch auszubessern, dennoch sind Kindergartenleiterin Eva Wüscher und Elternsprecher Marco Brust überzeugt: "Der Garten ist so, wie wir uns ihn vorgestellt haben. Wir sind sehr zufrieden." Die Frage, die sich damit verbindet, ist die nach dem Preis und dem Kostenträger, der die stolze Summe von immerhin 60 000 Euro bezahlt.
Hier haben Kindergartenleitung und Eltern eine "Mischfinanzierung" ersonnen, die die Kosten decken soll. "Durch die Beteiligung der Eltern - beispielsweise konnten wir einen Hausmeister oder die Gartenpflege einsparen - bekamen wir über längere Zeit durch konsequentes Ansparen einiges Geld auf die hohe Kante und konnten Baumaterialien, den Rollrasen und den Maschineneinsatz bezahlen", klärt die junge Leiterin auf.
Dazu kamen Zuschüsse der Caritas, Spenden von der Sparkasse und anderen Institutionen und Privatpersonen. Über einen Unterstützungsantrag der Stadt entscheidet der Rat. Auch durch Veranstaltungen, wie den Muttertag auf der Trimburg und den Weihnachtsmarkt, flossen Gelder in die Kasse von St. Peter und Paul.
Das Lob Wüschers gilt vor allem den Eltern, die sich - je nach Talent - in vier Gruppen formierten, eine Handwerker-, eine Hauswirtschafts-, eine Gartengruppe und das "Sprachrohr", ein Kommunikations-Team. "Sie nehmen uns viel Arbeit ab und sparen uns eine Menge Geld ein. Wir sind froh, dass wir sie haben", betont sie. Ein Verantwortlicher aus jeder Gruppe bilden das Elternteam, das die anfallenden Arbeiten vergibt.


Besonderes Konzept

Verändert sich mit solchen Umstrukturierungen die vom Westheimer Kindergarten angewandte Reggio-orientierte Pädagogik? "Nein", sagt Eva Wüscher, "sie unterstützt sie sogar." Denn die Erziehungsmethode aus der italienischen Stadt Reggio Emilia trägt den Leitsatz "Kinder durch Experimente und Forschen die Welt für sich entdecken zu lassen". Und dazu eignet sich ein Garten besonders gut. "Das Konzept leben wir. Viele Fachakademien und Kindergartenteams kommen zu uns, um sich Anregungen zu holen", erklärt die Leiterin und fügt hinzu: "Darauf sind wir stolz." Eva Wüscher, die in St. Peter und Paul unter Ria Förster ihre Ausbildung absolvierte, steht absolut hinter der Haltung des Hauses. "Um diese Philosophie umsetzen zu können, brauchen wir gute Teams, sowohl beim Kindergartenpersonal wie bei den Eltern", merkt sie an. Mit elf Erzieherinnen, zwei Praktikantinnen und den vier engagierten Elterngruppen sieht sie die Basis gegeben. Dieses Kontingent ist wohl auch notwendig, um bei 68 jungen Forschern und Entdeckern nicht den Überblick zu verlieren.