Peschmerga üben auf dem Lagerberg
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Mittwoch, 11. März 2015
Zum zweiten Mal nehmen kurdische Soldaten aus dem Irak an einer Ausbildung auf dem Lagerberg teil. Diesmal geht es nicht nur um die Panzerabwehrwaffe Milan.
Grasbüschel fliegen in die Luft, eine grau-weiße Rauchfahne steigt über der Wiese empor: Ein im Boden eingegrabener Sprengsatz ist per Funk ausgelöst worden. Solche Fallen kommen in Kriegsgebieten häufig vor. Daher lernen kurdische Soldaten auf dem Lagerberg, woran sie solche Explosionsvorrichtungen ausmachen können. Mit dem Lehrgang unterstützt das Ausbildungszentrum Infanterie die Peschmerga zum zweiten Mal im Kampf gegen die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS).
"Wir schulen das Auge, solche Sprengfallen zu erkenne", sagt ein Bundeswehrsoldat. Ausbilder führen die Peschmerga übers Übungsgelände. Die kurdischen Kämpfer sollen ihre Aufmerksamkeit auf Details richten. Auf den detonierten Sprengsatz am Rand einer Fahrspur hat ein aus einer Handvoll Steinen aufgetürmter Haufen hingewiesen.
Die Peschmerga erfahren, wie sie sich in einem solchen Gefechtsfeld bewegen sollen.
Ausbildung zu Ausbildern
Der Lehrgang vermittelt außerdem Wissen über den technischen Aufbau solcher unkonventionellen, also nicht fabrikmäßig hergestellten Sprengkörper. Im internationalen Militärjargon werden sie "improvised explosive device" (IED) genannt. Die Entschärfung und Beseitigung selbst gehören jedoch nicht zur Ausbildung auf dem Lagerberg. Den Teil haben die Amerikaner und Kanadier übernommen.
Nach dem elftägigen Training in Hammelburg, das in dieser Woche endet, sollen die Peschmerga nicht nur für den Kampf gerüstet sein, sondern ihr Wissen an ihre Kameraden weitergeben.
"Hilfe zur Selbsthilfe", lautet das Motto.
"Alle Ausbildungsteile sind für uns sehr interessant", sagt der kurdische Hauptmann, der die 30-köpfige Delegation der Peschmerga leitet. Er dankt der deutschen Regierung für die Unterstützung und betont auf Nachfrage, dass die Ausrüstung aus Deutschland nicht den Feinden in die Hände fallen wird.
Die Ausbildung steht im Zusammenhang mit den Materiallieferungen in den Nordirak, mit denen Deutschland die Kurden im Kampf gegen den IS unterstützt. Es ist daher gut möglich, dass Hammelburg nicht zum letzten Mal Trainingsort für die Peschmerga ist. Das hängt zunächst davon ab, welchen Bedarf die Peschmerga bei Deutschland anmelden.
Dann richtet sich die Entscheidung danach, ob das Ausbildungszentrum Infanterie die Themen abdecken kann, wie der stellvertretende Kommandeur der Einrichtung, Oberst Hans Sahm, erklärt.
So ist der Inhalt diesmal breiter gefächert: Von den 30 Peschmerga lernen zehn die Grundlagen der Kampfmittelabwehr, fünf durchlaufen eine Sanitätsausbildung für die Gefechtssituation und zehn erfahren, wie die gelieferten Handwaffen und Radfahrzeuge gewartet werden. Außerdem üben zehn kurdische Soldaten den Umgang mit der Panzerabwehrwaffe Milan - wie bereits beim ersten Lehrgangsdurchgang im vergangenen Herbst. Am Dienstag wurde mit der Milan scharf geschossen.
Das Ausbildungszentrum hat seine Spezialgebiete, andere Standorte haben ihre besonderen Schwerpunkte. Daher haben andere Bundeswehreinrichtungen für die Sanitätsausbildung und die Schulung in der Kampfmittelabwehr Personal für Hammelburg zur Verfügung gestellt. Zum zweiten Mal einen Ausschlag für Hammelburg gab wohl nicht nur die Ausbildung an der Milan, sondern auch die Erfahrung mit dem ersten Lehrgang für Peschmerga.