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Obstbäume in Untererthal: Äpfel trotzten der Trockenheit


Autor: Winfried Ehling

Untererthal, Montag, 31. August 2015

Für Pflege der Bäume und auch für Neupflanzungen setzt der Untererthaler Obst- und Gartenbauverein den Erlös aus der Versteigerung ein. Aber die Verantwortlichen haben eine andere Motivation als Geld zu verdienen.
Die alten Apfelsorten haben die Trockenperiode relativ gut überstanden, wie Edwin Fella (links) und die Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Untererthal, Inge Schipper-Telger (rechts), versichern. Fotos: Winfried Ehling


Die Trockenheit und extreme Hitze der letzten Monate in Erinnerung, waren diesmal nur wenige Abnehmer zur Obstbaumversteigerung nach Untererthal gekommen - wohl im Glauben, hier sei wenig zu holen. Das stimmt zwar in vielen Bereichen, in denen Baumbesitzer und Landwirte schmerzliche Ernteabstriche hinnehmen müssen, aber nicht für die gesamte Palette landwirtschaftlichen Anbaus.

"So mancher glaubt, heuer gebe es kein Obst. Doch das stimmt nicht in jedem Fall", sagt Edwin Fella, der stellvertretende Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins (OGV). "Auf tiefgründigem Böden in denen Restfeuchtigkeit vorhanden ist, kann auch bei solchen Temperaturen Obst gedeihen", fügt er hinzu.


Auf steinigem Boden

Solche Böden sind beispielsweise am Ablaufgraben der Bundesstraße 27 am südlichen Ortausgang Untererthals oder am "Flachsacker" zu finden. Hier gedeihen auch bei Temperaturen wie in diesem Jahr die Äpfel. Dagegen sind die Früchte an den Bäumen am "Alten Sportplatz", an dem der Boden nur flachgründig und steinig ist, mickrig, weil ihnen das Wasser fehlte.

Die Abhängigkeit der Apfelsorte von der Feuchtigkeit tritt am deutlichsten an einem Baum an der Bundesstraße heraus, der mehrmals gepfropft wurde und 20 verschiedene Apfelsorten trägt, von denen sich allerdings nur sechs bis sieben gut entwickelten. "Die alten Sorten wie Boskop, Ontario oder Rambur halten sich besser bei Trockenheit als andere", weiß Fella.


Gemeinde war Eigentümer

Die Obstbaumversteigerung hat im Stadtteil eine lange Tradition. Dabei ersteigern Interessierte unter Federführung des Obst- und Gartenbauvereins die Früchte der ehemals gemeindeeigenen Bäume, die heute vom OGV betreut werden. OGV-Vorsitzende Inge Schipper-Telger kann nicht widerstehen, holt sich eine Frucht von dem Baum und beißt hinein.

"Mmh, die schmecken gut", lautet das Urteil, und Wolfgang Jachmann greift zu und ersteigert den Multi-Frucht-Baum gemeinsam mit zwei anderen Bäumen für sechs Euro. Was macht er mit der doch recht stattlichen Anzahl der Früchte?


Einlagern oder Most machen

Nach dem Motto: "An apple a day keeps the doctor away" (deutsch: Jeden Tag einen Apfel hält den Doktor aus dem Haus) lagert er die Äpfel ein, die zum täglichen Verzehr bestimmt sind. "Ich habe sogar noch einige aus dem vorigen Jahr", sagt der Untererthaler. Andere verwenden die Früchte, um Most zu machen oder zum Brennen eines Apfelschnaps. Die vielen Früchte, die unter den Bäumen liegen, wird sich wohl das Wild holen, sind sich die Teilnehmer einig.

Was gibt es sonst noch in der Flur? "Kirschen haben wir nicht, und an den Birnen ist niemand interessiert. Zwetschgen sind auch nicht der Renner", informiert Fella, der fünf Zwetschgenbäume für einen Euro "verscherbelt". "Aber wir haben ein gutes Nüsse-Jahr. Da freuen sich die Nagetiere."

Den geringen Versteigerungserlös setzt der OGV Untererthal für die Pflege der Bäume und eventuelle Neupflanzungen ein. "Es geht nicht ums Geld, sondern darum, die Tradition aufrechtzuerhalten und die Ernte einem sinnvollen Zweck zuzuführen", schließt der Vize-Vorsitzende ab. Denn die Geschenke der Natur möchte er nicht verrotten lassen.