Neun Kommunen rund um Hammelburg teilen sich eine Archivkraft
Autor: Bastian Reusch, Ralf Ruppert
Hammelburg, Donnerstag, 09. Januar 2020
Neun Kommunen arbeiten unter dem Dach "Fränkisches Saaletal" zusammen. Von der Kooperation profitieren alle: Kleinere Gemeinden holen sich unter anderem Fachwissen, die Stadt Hammelburg nutzt ihre Infrastruktur besser aus.
90 000 Euro hat die Regierung von Unterfranken der Kommunalen Allianz "Fränkisches Saaletal" zur Förderung einer gemeinsamen Archiv- und Registraturfachkraft für alle neun Allianz-Kommunen zugesagt. Die Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaften Euerdorf und Elfershausen, die Stadt Hammelburg, der Markt Oberthulba und die Gemeinde Wartmannsroth wollen gemeinsam jemanden einstellen, der "die Archive professionell aufbereiten sowie eine dauerhafte Pflege und eine effektive, moderne Nutzung sicherstellen" soll, heißt es aus Würzburg. Es ist eines von vielen Projekten der Allianz.
Der Freistaat Bayern hat eigens eine Richtlinie zur Förderung der interkommunalen Zusammenarbeit. Die Regierung von Unterfranken hat die Kooperation rund um die Archive als "vorbildhaft und förderungswürdig" anerkannt, deshalb werden 85 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten bezuschusst - bis zu einer Höchstgrenze von 90 000 Euro. Die Gesamtkosten der zweijährigen Aufbauphase sind mit rund 120 000 Euro veranschlagt.
Ansprechpartner für die neun Kommunen und mehr als 30 Einzelorte der Allianz Fränkisches Saaletal ist seit 1. Juli 2017 Diplom-Geograph Holger Becker. Der Allianzmanager koordiniert die Zusammenarbeit der Verwaltungen, organisiert Projekte und bereitet die Sitzungen des Lenkungsausschusses vor: Die Bürgermeister beraten zunächst Themen vor, die Entscheidung liegt dann bei den Gemeinderäten und dem Hammelburger Stadtrat.
"Das Tätigkeitsfeld war mir jetzt nicht komplett unbekannt", verweist Holger Becker auf seine vorherigen Tätigkeiten in der Regionalentwicklung und in der Allianz Ochsenfurter Gau. Die neun Bürgermeister unter einen Hut zu bringen, sei zwar manchmal nicht ganz leicht, allerdings gebe es keine Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit, betont der Allianzmanager.
Genauso sieht das Hammelburgs Bürgermeister und Allianz-Vorsitzender Armin Warmuth (CSU). "Natürlich hat Hammelburg als weit größtes Mitglied der Allianz die Aufgabe, die anderen Gemeinden mitzunehmen", sagt er zur Rolle seiner Stadt. Der Austausch zwischen Stadt und Umland sei wichtig. Als Beispiel nennt Warmuth ein tragfähiges Konzept für die hausärztliche Versorgung im Allianzgebiet. Noch sei die Region zwar einigermaßen gut aufgestellt, aber der Altersdurchschnitt der praktizierenden Landärzte sei mit 61 Jahren zumindest kritisch. "Wir haben zwar noch kein konkretes Ergebnis wie ein Fachärztehaus oder Ähnliches, aber es ist etwas in Bewegung", sagt Warmuth. Weitere Themen seien die Innenentwicklung oder das Artenschutz-Projekt Grüngitter.
Nutzen für Einzel-Gemeinden
"Vielleicht waren die Erwartungen auch ein bisschen hoch", zieht Warmuth eine Zwischenbilanz beim Projekt Kernwegenetz. Trotzdem habe sich auch das bereits gelohnt: Die Allianz habe rund 35 000 Euro investiert, die Gemeinde Sulzthal bekam schon 86 000 Euro Förderung für eine Maßnahme.
In der Allianz seien laut Warmuth Projekte leichter zu koordinieren, Kosten würden geteilt und das Auftreten gegenüber Behörden und Dritten habe ein ganz anderes Gewicht. Das Kirchturmdenken vergangener Tage sei auf jeden Fall verschwunden: "Die Herausforderungen werden ja nicht weniger und sowohl kleinere Gemeinden als auch wir stoßen erheblich an Grenzen", sagt Warmuth.