Neue Rundtouren durch die Hammelburger Altstadt
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Mittwoch, 15. Oktober 2014
Die Altstadtrunde erzählt seit 14 Jahren an mehreren Stationen die Historie von Hammelburg. Um den gewandelten Ansprüchen der Besucher zu genügen, bekommt die Route einen neuen Zuschnitt und neue Themen.
Wer etwas über die Geschichte der Stadt erfahren möchte, macht sich am besten auf den Weg. Seit 2000 erzählen Tafeln entlang der Altstadtrunde, wie der Weinbau und Ereignisse wie der Stadtbrand von 1854 die Entwicklung von Hammelburg geprägt haben. "Die Altstadtrunde wird gern gelaufen", sagt Elfriede Böck vom Amt für Tourismus und Kultur. Doch die Tour sei veraltet und mit zwei Kilometern zu lang.
Daher hat die Stadt eine Überarbeitung des Rundwegs in Auftrag gegeben. Das Konzept von Dagmar Stonus und Jochen Ramming (Frankonzept) sowie Eike Lossin (DerKulturdoc) liegt nun vor. Die wichtigste Änderung: Die Altstadtrunde wird auf zwei Strecken aufgeteilt. Die nördliche Route verbindet vor allem private Häuser.
Die südliche Tour führt schwerpunktmäßig an Gebäuden vorbei, die historisch etwas mit der Obrigkeit zu tun haben.
"Stadtmenü in 2 Gängen" lautet der gemeinsame Titel für die beiden Strecken. Er soll den Entspannungs- und Genusscharakter der neuen Altstadtrunden hervorheben, wie Eike Lossin erklärt. Die neue Streckenführung soll die kleinen Gassen erschließen, in denen sich noch alte Höfe erhalten haben, und "malerische Blickwinkel" bieten.
Route bindet die Saale ein
Die südliche Route läuft ein Stück an der Saale entlang und über die Museumsinsel, um den Naturraum am Fluss und vor allem das Museum Herrenmühle einzubeziehen. Die Herrenmühle ist schon jetzt eine Station auf der Altstadtrunde. Doch aufgrund ihrer Lage an der Grenze der Altstadt scheint sie etwas an den Rand gedrängt.
Die südliche Route soll das ändern.
Der Zuschnitt der beiden Strecken soll den heutigen Ansprüchen der Reisegäste entsprechen. Als Zielgruppe nennt Lossin Wohnmobilisten, Tagestouristen und die Generation 50-plus. Aber auch an Familien und Schulklassen ist gedacht. Jede der beiden Strecken wird bei einer durchschnittlichen Gehgeschwindigkeit und Lesedauer etwa 45 Minuten beanspruchen.
Die Informationstafeln an den einzelnen Stationen decken drei Themen ab: Wein, Geschichte, Menschen. Nach wie vor sollen die beiden Rundgänge die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung des Weinbaus in den Mittelpunkt rücken. Zumal Touristen angesprochen werden sollen, die sich für Ernährung und Genuss interessieren.
Darüber hinaus beschreiben die Tafeln, wie sich die Stadt historisch entwickelt hat. Das erklärt bereits die Altstadtrunde.
Lossin sagt aber: "Neue Themen sind nötig." Die Erzählung soll nicht in der Vergangenheit vor 1900 stecken bleiben, sondern auch Geschehnisse der Zeitgeschichte aufgreifen. Das jüdische Leben, Hammelburg als Garnisionsstadt und die Folgen des Zweiten Weltkriegs sollen zusätzlich thematisiert werden. Denkbar ist, dass die Ankunft der DDR-Flüchtlinge ebenfalls berücksichtigt wird.
Persönlichkeiten erzählen
Die Planer wollen dabei einzelne Menschen in den Vordergrund rücken. Die Tafeln sollen bedeutende Persönlichkeiten der Stadtgeschichte vorstellen wie den Drucker Johannes Frobenius oder Ludwig Kirchner, der am Ende des Zweiten Weltkriegs die Stadt vor der Beschießung durch amerikanische Einheiten bewahrte. Aber auch Originale der Stadtgeschichte sollen sich wiederfinden.
"Sie sollen den sympathischen Charakter der Stadt unterstreichen", meint Lossin.
Die Ausarbeitung der beiden Routen ist noch nicht abgeschlossen. Anregungen sind ausdrücklich erwünscht. Dem Weinbauverein, dem Förderkreis Stadtmuseum und dem Verein "Tourismus Fränkisches Saaletal Hammelburg" haben die Büros ihr Konzept bereits vorgestellt. Die Rückmeldungen waren positiv, wie Böck berichtet. Die Teilnehmer empfahlen aber, die frühere Kirche auf dem Viehmarkt zu erwähnen.
Über den Winter wird das Design und die Produktion der Tafeln in Auftrag gegeben. Sie werden neben Texten und Fotos möglicherweise auch 3D-Abbildungen historischer Fotografien zeigen. Das hängt allerdings noch von den Kosten ab. Aus Kostengründen wird es zunächst auch keine Audioguides geben. QR-Codes, eine Vorraussetzung dafür, können aber später auf die Tafeln angebracht werden.
Vereine beteiligen sich
Die neue Konzeptionierung und Ausschilderung der Rundwege kostet etwa 24 000 Euro. Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau gibt einen Zuschuss von 50 Prozent. Zudem beteiligen sich der Weinbauverein, der Förderkreis Stadtmuseum und der Verein "Tourismus Fränkisches Saaletal Hammelburg" mit jeweils 500 Euro.
Zum Saisonstart im Frühjahr 2015 sollen die beiden Rundstrecken fertig sein und eröffnet werden. Die Touren sollen die touristische Attraktivität steigern, erklärt Bürgermeister Armin Warmuth (CSU). "Die Altstadtrunde war schon damals einzigartig."
Das bestätigt auch Georg Bätz von der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Denn die Touren erzählen die Weinbaugeschichte direkt in der Stadt. Üblich sind normalerweise Weinwanderwege in den Weinbergen. Damit bietet die Altstadtrunde den Hammelburgern selbst vor Ort eine Identifikationsmöglichkeit mit ihrer Geschichte, wie Cordula Kuhlmann vom Regionalmanagement des Landkreises Bad Kissingen betont.