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Neue Ausstellung zur Infanterie-Geschichte in Hammelburg


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Donnerstag, 10. Oktober 2013

Seit 50 Jahren gibt es die Lehrsammlung der Infanterieschule in Hammelburg. Die Ausstellung ist nur begrenzt für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie bekommt dennoch einen museumsartigen Charakter.
Jan Mannigel zeigt eine preußische Pickelhaube. Fotos: Arkadius Guzy


Kopflos steht der Soldat in seiner Uniform da. Er soll eigentlich die Bundeswehr in der Zeit nach der Wiederbewaffnung repräsentieren, doch jetzt ist er erst einmal an den Rand gedrängt. Ein Soldat aus Fleisch und Blut muss zunächst den Schaukasten für die Puppe reinigen - und ein passender Kopf wird sich für diese auch noch im Bestand finden lassen.

Im Generalsbau auf dem Lagerberg herrscht rege Betriebsamkeit. Die Exponate der Lehrsammlung der Infanterieschule wurden komplett ausgeräumt, um sie nun neu zu präsentieren. "Wir stellen die Ausstellung auf neue Füße", sagt Jan Mannigel. Der Major der Reserve betreut die Sammlung. Sie soll sich künftig auf wesentliche Objekte konzentrieren, die die Geschichte der Infanterie über die Jahrhunderte hinweg veranschaulichen.

Leihgaben gehen zurück

"Unser Zielpublikum sind 20- bis 25-Jährige, die zu den Lehrgängen kommen, und nicht Sammler - auch wenn die willkommen sind", erklärt Mannigel. Daher gibt die Infanterieschule Leihgaben an Museen wie die Veste Coburg oder das Bayerische Armeemuseum Ingolstadt zurück. Mannigel: "Ich brauche keine 30 Figuren mit Pickelhaube, um die Entwicklung der Helmform zu erklären. Es reichen zwei oder vier."

Vollständigkeit um ihrer selbst willen ist nicht mehr das Ziel. Die Lehrsammlung soll stattdessen an Stringenz gewinnen. Der Durchmarsch durch die Infanteriegeschichte beginnt um das Jahr 1500. "Um diese Zeit lässt sich der Beginn der Infanterie im deutschsprachigen Kulturraum festmachen." Den Reichseinigungskriegen, dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg sowie der Wiederbewaffnung widmet sich jeweils ein Ausstellungsraum. Der Rundgang endet bei den Auslandseinsätzen der jüngsten Vergangenheit, die die Lehrsammlung bisher nicht berücksichtigte.

Schautafeln informieren über die Zusammenhänge. Geschichtsinteressierte Reservisten verfassen die Texte, die früher gänzlich fehlten. Mit der Neukonzeption bekommt die Lehrsammlung so den Charakter eines Museums. Ein offizielles Infanteriemuseum scheitert dagegen seit Jahren an den Kosten. Bundeswehr und Stadt verweisen jeweils auf den anderen als notwendigen Partner.

Das Interesse an den Exponaten nimmt dabei immer mehr zu, wie Martin Heinlein berichtet. "Die Nachfrage ist auch von ziviler Seite groß", sagt er. Heinlein ist als Lehrsammlungsfeldwebel seit diesem Jahr hauptamtlich für die Ausstellung verantwortlich und führt Besucher durch den Generalsbau. Denn auch wenn die Lehrsammlung nicht öffentlich zugänglich ist, können Gruppen sie nach Terminabsprache besichtigen.

Nach dem Umbau ist die Arbeit für Mannigel nicht abgeschlossen. "Eine Sammlung ist nie fertig", sagt der studierte Geschichts- und Sozialwissenschaftler. Denn trotz der generellen Reduktion des Bestand, werden weiterhin Exponate aus Nachlässen oder von Sammlern angenommen. "Es gibt noch Lücken." Mannigel sucht vor allem Objekte, die ein persönliches Schicksal erzählen.

Außerdem müssen die Verantwortlichen nach aktuell ausrangierter Militärausrüstung Ausschau halten, um sie für die Lehrsammlung zu sichern. Denn mit den Jahren kann das Material je nach Stückzahl zum Sammlerobjekt werden - und dann steigt der Preis. So will Mannigel seine Bergstiefel einlagern, wenn er sich das neue Modell ausgeben lässt. Und vielleicht wird für die Schuhe auch einmal eine Vitrine geräumt.