Naturschätze im Hammelburger Stadtwald
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Dienstag, 29. Sept. 2015
Der Hammelburger Forst hat einen überraschend hohen Artenreichtum. Besonders an schwachen Standorten sind zwei mittlerweile seltene und wertvolle Baumarten zu finden.
Die lange Sommertrockenheit hat ihre Spuren im Stadtwald hinterlassen. Besonders die Buchen haben ihr Laub abgeworfen. Auf den Höhenzügen mit ihren humusarmen Muschelkalkkuppen ist dies zu beobachten, wie Hubertus Tumpach und Matthias Wallrapp bei einer Waldbegehung im Gebiet zwischen Obererthal und Feuerthal dem Bau-, Forst- und Umweltausschuss erklärten. Die Mitglieder des Ausschusses erfuhren allerdings auch positive Überraschungen.
Denn in diesen Baumbeständen auf Böden, die wenig Wachstumspotenzial bieten, können sich seltene Arten gegenüber ihren Konkurrenten durchsetzen. Dazu zählt zum Beispiel die Elsbeere. Und sogar der Speierling ist zu finden. Wallrapp lenkte die Aufmerksamkeit der Stadträte auf diese Arten. "Es gibt nicht viele Wälder, in denen der Speierling vorkommt", sagte er.
Wallrapp ist Betriebsleiter im Forst der Stiftung Juliusspital Würzburg.
Da die Stiftung seit Anfang September die Betriebsleitung für den Hammelburger Stadtwald übernommen hat, ist er zusätzlich für den kommunalen Forst zuständig. Bäume wie den Speierling bezeichnete Wallrapp als Perlen, die es zu hüten gelte. Elsbeere und Speierling liefern hochwertige Furnierhölzer. Die Möbelindustrie vermarktet sie unter dem Handelsnamen "Schweizer Birnbaum".
Buchen müssen weichen
Künftige Hiebmaßnahmen sollen die Edelholzarten fördern, die zum Beispiel in der Abteilung Schellskopf - einem alten Stockausschlagwald - wachsen. Insbesondere Buchen werden geschlagen, um Elsbeere, Speierling, aber auch der Eiche Platz und Licht zu verschaffen.
Denn diese Bäume halten die Trockenheit auf den humusarmen Böden besser aus als die Buche.Wie ein forstwirtschaftlicher Eingriff das Waldbild allgemein verbessern kann, erläuterte der städtische Forstbetriebsleiter, Hubertus Tumpach. Er zeigte den Stadträten zwei gegenüberliegende Bestände am neu ausgebauten Forstweg Richtung Feuerthaler Kreuz: Der eine Bestand präsentierte sich dunkel und eng, der andere aufgelockert, hell und mit viel Grün nicht nur auf Wipfelhöhe. "Wo Licht den Boden erreichen kann, verjüngt sich der Wald", sagte Wallrapp. Damit stehe die nächste Baumgeneration schon bereit, wenn zum Beispiel Schäden durch Windwurf auftreten.
Dass Maßnahmen im Wald in der Bevölkerung aber häufig auf Unverständnis stoßen, machte die Diskussion zwischen den Ausschussmitgliedern und den beiden Forstexperten deutlich. "Pflegemaßnahmen dienen dem Wald, auch wenn sie zunächst als radikal empfunden werden", fasste Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) die Erkenntnisse aus der Begehung zusammen.