Nationaler Gedenktag an Opfer der Pandemie: Hammelburg beteiligt sich mit Gedenkbaum

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In einer stillen Feier in kleinem Rahmen gedachten (von links) der katholische Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher, 2. Bürgermeisterin Elisabeth Assmann, die evangelische Pfarrerin Adelheid Augustin und Bürgermeister Armin Warmuth der Corona-Toten. Foto: Ralf Ruppert
In einer stillen Feier in kleinem Rahmen gedachten (von links) der katholische Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher, 2. Bürgermeisterin Elisabeth Assmann, die evangelische Pfarrerin Adelheid Augustin und Bürgermeister Armin Warmuth der Corona-Toten. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke von der Pflanzung des Gednkbaums. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke von der Pflanzung des Gednkbaums. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke von der Pflanzung des Gednkbaums. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke von der Pflanzung des Gednkbaums. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke von der Pflanzung des Gednkbaums. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke von der Pflanzung des Gednkbaums. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke von der Pflanzung des Gednkbaums. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke von der Pflanzung des Gednkbaums. Foto: Ralf Ruppert
 

Die Stadt hat als Reaktion auf die Initiative des Bundespräsidenten einen Gedenkbaum an der Ölbergkapelle gepflanzt.

Der Mann von Sabine A. (Name von der Redaktion geändert) ist einer von mindestens neun Hammelburgern, die an Covid-19 gestorben sind. "Wir haben wirklich aufgepasst, und trotzdem hat sich mein Mann infiziert und ist daran gestorben", berichtet die Witwe. Besonders schmerzlich sei der Abschied von ihrem Mann gewesen: Bereits einen Tag, nachdem er ins Krankenhaus kam, habe er beatmet werden müssen. Wiedergesehen hat sie ihren Mann erst gutvier Wochen später, mit ihm sprechen konnte sie gar nicht mehr: "Die Kinder und ich durften erst ins Krankenhaus, als er schon im Sterben lag." Umso wichtiger seien Symbole wie das geschmückte Grab und der für morgen, Sonntag, ausgerufene nationale Gedenktag für Corona-Opfer.

"Corona hat ein leises Sterben in unseren Alltag gebracht", zitierte der Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth gestern Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Die Stadt Hammelburg nahm den von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgerufenen Gedenktag zum Anlass, einen Gedenkbaum für die in der Pandemie Verstorbenen zu pflanzen. Laut Landratsamt Bad Kissingen starben bisher 93 Menschen im Landkreis an oder in Verbindung mit Covid-19. Einzel-Zahlen teilt der Landkreis nur für vier Kommunen mit: In Bad Kissingen gab es 34 Corona-Tote, in Münnerstadt 13, in Hammelburg neun und in Bad Brückenau acht.

Weltweit seien mittlerweile fast drei Millionen Menschen, die mit dem Corona-Virus infiziert waren, gestorben, in Deutschland rund 80 000, in Bayern rund 13 700, berichtete Bürgermeister Warmuth, und: "Jeder Einzelne hinterlässt eine Lücke bei Angehörigen und Freunden."

Warmuth ging auch auf das Dilemma der Pandemie-Vorschriften ein: "Obwohl wir Abstand halten müssen, wollen wir uns ganz nah sein." Den für den Gedenkbaum gewählten Ort zwischen Stadtpfarrkirche und Ölbergkapelle lobte der Bürgermeister als besonders symbolträchtig: Der Ölberg sei "ein Ort des Schmerzes, der Einsamkeit und des Gedenkens".

Mitarbeiter des Bauhofs hatten einen Amber-Baum besorgt und die Pflanzung vorbereitet. "Ein Baum ist ein lebendiges Denkmal, ein Baum ist auch ein Zeichen für Wachstum und für Leben", sagte Warmuth. Der katholische Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher hofft, dass mit dem Baum auch die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie wachse. Die "stille Baum-Pflanzaktion" im Freien fand in kleinem Kreis statt, neben Warmuth und Eschenbacher waren lediglich 2. Bürgermeisterin Elisabeth Assmann und die evangelische Pfarrerin Adelheid Augustin dabei.

In persönlichen Worten erinnerte Warmuth vor allem an Ostern 2020, als er vom Corona-Ausbruch im Hammelburger Bürgerspital erfuhr. Insgesamt sechs Bewohner des Seniorenheims starben. "Diese Situation werde ich nie vergessen", kommentierte er die schwierigen Gespräche mit Heim-Leitung, Mitarbeitern und Angehörigen. Und Warmuth warb auch in Zukunft für Verständnis für alle Entscheidungsträger: "Anti-Corona-Politik ist nicht immer verständlich, man muss jedoch genau hinschauen."

Briefe und Gesten halfen

Warmuth rief dazu auf, am nationalen Gedenktag nicht nur der Toten zu gedenken. Die Bürger sollten auch alles dafür tun, verantwortlich zu handeln. Zudem müssten alle unterstützt werden, die unter den Folgen der Pandemie gesundheitlich oder wirtschaftlich leiden.

Vom nationalen Gednktag am 18. April und der Idee eines Gedenkbaums erfuhr Sabine A. gestern erst durch die Nachfrage der Redaktion. Beides begrüßt sie ausdrücklich, weil es Orte der Trauer und Gesten der Erinnerung brauche. "Was uns sehr geholfen hat, waren viele liebe Briefe nach dem Tod meines Mannes", erzählt Sabine A., und: "Wir haben das Grab so hergerichtet, wie er es sich gewünscht hätte." Natürlich könne all das einen Menschen nicht zurück bringen, aber die Unterstützung, etwa die regelmäßigen Nachrichten des Klinik-Seelsorgers, hätten Trost gespendet: "Das hat uns gut getan." Umso entsetzter ist die Witwe, dass es auch in Hammelburg Menschen gebe, die gegen die Hygiene-Maßnahmen demonstrieren: "Die sollten mal einen Blick auf eine Intensivstation werfen und sehen, wie elend die Menschen dort leiden."