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Münzen erinnern an Franzoseneinfälle


Autor: Arkadius Guzy

Untererthal, Mittwoch, 24. Februar 2016

Bereits vor Jahrzehnten fand Rudolf Swatosch zwei alte Münzen. Nun ist ihre Geschichte geklärt.
Kreisheimatpfleger Roland Heinlein hat den Münzfund von Rudolf Swatosch historisch bestimmt. Foto: Arkadius Guzy


Die Bauern wollen die Plünderungen nicht tatenlos erdulden. Also fallen sie über die fremden Soldaten her. Den Offizier schlägt die aufgebrachte Menge nieder und ertränkt ihn in der Thulba. Die "Chronik der Stadt Hammelburg" von Heinrich Ullrich berichtet von diesen Ereignissen aus dem Jahr 1796, als die Franzosen in der Gegend um Hammelburg auftauchten. Zwei Münzen lassen die Schilderung nun greifbar werden.

Es ist die Geschichte eines klassischen Dachbodenfunds, die Rudolf Swatosch erzählt. Mitte der 1970er Jahre baute er das Hauptgebäude des früheren Erthal´schen Hofs um. Das Haus war durch Kauf in die Familie seiner Frau gekommen. "Das Gebäude war runtergekommen. Ich habe es entkernt und neue Leitungen gelegt", berichtet Swatosch.

Als er damals den Dachboden säuberte, habe er zwischen Dreck und Spelzen noch irgendetwas anderes bemerkt: zwei Münzen. Sie landeten für die folgenden Jahrzehnte in eine Schatulle. Nun holte Swatosch die Münzen vor Kurzem wieder heraus. Er habe schon immer gerne gewusst, was sie bedeuten. Per Zufall kam ein Kontakt zu Kreisheimatpfleger Roland Heinlein zustande. Nach relativ kurzer Recherche konnte dieser die Geldstücke bestimmen.

"Es sind Revolutionsmünzen", erklärt Heinlein - Notmünzen, geprägt in der Zeit kurz nach der französischen Revolution. Die größere der beiden Münzen ist aus Kupfer und stammt aus dem Jahr 1792. Auf der Bildseite legen Uniformierte einen Eid auf die Verfassung ab, die von Minerva als Personifizierung Frankreichs gehalten wird.

"Vivre libres ou mourir" ("Frei leben oder sterben"), lautet der umlaufende Schriftzug. Der Wert beträgt fünf Sols (spätere Währungsbezeichnung: Sou).

Das kleinere Geldstück ist einen Sol wert und trägt das Datum 1793. Auf der Bronzemünze ist unter anderem ein Jokobinerhut zu erkennen.

Derjenige, in dessen Hände die französischen Münzen geraten sind, konnte mit ihnen nicht viel anfangen, meint Heinlein. "Er musste sie wohl verstecken."

Die Franzosen hatten sich ja auch nicht allzu beliebt gemacht, wie der Zwischenfall in Untererthal zeigte. Die Soldaten hatten 1796 den Rhein überschritten und waren ins fuldische Herrschaftsgebiet vorgedrungen. Nach einer Niederlage bei Würzburg blieb ihnen ein direkter Rückzugsweg aber verschlossen. "So kam es, dass der südliche Teil des Fuldaer Landes von den demoralisierten französischen Soldaten schweres Leid zu erdulden hatte", heißt es in der Chronik.

Am 4. September 1796 tauchte "eine kleine französische Abteilung" in Untererthal auf, um Pferdefutter zu beschaffen. "Der Schultheiß ging mit dem Befehlshaber in den Erthaler Hof, wo sich das Hafermagazin befand. Während dessen plünderten die anderen in den Häusern. Die erbitterten Bauern fielen daraufhin über die Feinde her, töteten einige und trieben die anderen in die Flucht." Auch Bauern aus den Nachbardörfern beteiligten sich an der Gegenwehr. Neu anrückende Abteilungen zerschlugen den Widerstand allerdings, wie zu lesen ist.

"Es ging damals ganz schön wild zu", sagt Heinlein. Er zieht den Bogen von 1796 über 1816 bis 2016: Als der südliche fuldische Bereich 1816 zu Bayern kam, waren die Herrschaftsstrukturen nach mehreren Wechseln wieder geordnet. Und die 200-jährige Zugehörigkeit zu Bayern ist ein Aspekt des diesjährigen Stadtjubiläums. Für Sammler haben die beiden Münzen einen geringen Wert, denn sie sind stellenweise völlig zerkratzt. Swatosch würde sie sowieso am liebsten dem Stadtmuseum überlassen.