Modern und gar nicht angestaubt
Autor: Werner Vogel
Hammelburg, Dienstag, 18. Oktober 2022
GuIG und fränk'n feel überzeugen mit hoher Professionalität bei ihrem gemeinsamen Konzert in der Musikakademie Hammelburg. Ein etwas anderer Auftritt.
Das gemeinsame Konzert von GuIG und fränk'n feel in der Musikakademie Hammelburg überrascht mit anspruchsvoller Gesangsliteratur, spritziger Gestaltung und hoher Professionalität.
Zugegeben, Gesangvereine haben es schwer. Nachwuchsprobleme, Überalterung, Proben im Hinterzimmer, ein etwas verstaubtes Image und spärlicher Besuch bei Auftritten. Da sind neue Ideen gefragt und es gibt sie. Der Sonntagabend in der Musikakademie war so eine und sie könnte wegweisend sein. Das beginnt schon beim stimmigen Ambiente rund um die Musikakademie.
Lockerer Treff vieler junger Leute im Park vor dem Konzert, ein Gläschen Sekt zur Einstimmung oder in der Pause und dann ruft Hannah Silberbach ganz allein, aber mit flotten Rhythmen, die sie ihrer Trommel entlockt, zum Konzert und singend aus allen Richtungen kommen die Sängerinnen und Sänger der Hammelburger Gesangs- und Instrumentalgruppe Hammelburg kurz GuIG, formieren sich in immer neuen Gruppierungen zu einem Chor und nehmen die Besucher mit auf eine musikalische Reise durch moderne Chorsätze.
Nicht alle sind Teenager und Twens, Valentin Fell begleitet den Chor mit seiner Gitarre seit 58 Jahren, Stefan Ammersbach dirigiert schon 17 Jahre und Maria Heckmann organisiert und schiebt auch schon gefühlte Jahrzehnte an. Längst verdient der Kulturehrenbrief des Landkreises für die Formation, den sie vor zwei Wochen an gleicher Stätte in Empfang nehmen durfte. Moderne Musik überwiegend mit religiösem Inhalt, aber auch anspruchsvolle zeitgenössische Lieder mit starken Aussagen und facettenreichen Melodien.
Gospels und Michael Jackson
Tagesaktuelle gesellschaftliche Gegebenheiten, aber auch Themen von Freundschaft, Liebe und Glaube werden thematisiert. "Musik kann Herzen heilen", moderiert Maria Heckmann einen ersten Gesangsblock und "... ist da jemand, der mich versteht", heißt ein prägnanter Refrain.
In den dunklen Kriegszeiten sehnt sich die Gesellschaft nach Licht: unter diesem Motto wechseln rhythmusbetonte Gospelsongs mit Melodien von Michael Jackson, Bob Dylan und Ella Fitzgerald einander ab.
Es wird mucksmäuschenstill, wenn pianissimo gesungene Textzeilen gut zu verstehen sind wie etwa ... "als unser Leben in den Seilen hing..." und " ... auch wenn die Welt verrückt spielt, die Hoffnung hört nie auf...". Da wird wie befreit mitgeklatscht und Teile des Publikums verabschieden die Sängerinnen und Sänger von GuIG stehend in die Pause.