Druckartikel: Mittelschüler helfen bei Lese in den Hammelburger Weinbergen

Mittelschüler helfen bei Lese in den Hammelburger Weinbergen


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Mittwoch, 09. Oktober 2013

Zwei Klassen der Mittelschule Hammelburg helfen einen Vormittag lang bei der Weinlese. Sie sollen so die heimische Berufswelt besser kennenlernen.
Robert Freund schneidet Müller-Thurgau-Trauben von den Rebstöcken. Fotos: Arkadius Guzy


Die Steillage ist am Anfang gewöhnungsbedürftig: "Ich muss aufpassen, dass ich nicht wegrutsche", sagt Lena Simon. Die 15-Jährige hilft das erste Mal im Weinberg mit. Auch für Robert Freund ist das Arbeiten im Hang eine neue Erfahrung. Der Neuntklässler rückt die Zeile dennoch schnell vorwärts und überholt Ursula Plihal. Die gebürtige Hammelburgerin ist aus Nürnberg angereist, um drei Tage lang "Urlaub beim Lesen zu machen". "Alle Trauben, die schön gelblich sind, kannst du abschneiden. Die Blätter lässt du stehen", leitet sie den Jugendlichen nun an.

Den 34 Schülern der Klassen 9 d und 9 e stehen erfahrene Saisonkräfte zur Seite, um die Arbeit zu koordinieren. Für die Mittelschule ist es der erste Praxisunterricht im Weinberg. "Die Jugendlichen sollen die für die Region typischen Berufe kennenlernen", erklärt Lehrer Matthias Weinig. In Hammelburg sei dies eben der des Winzers.
"Kein Jungwinzer bleibt arbeitslos", meint Thomas Müller. Auch wenn sein Betrieb noch zu klein sei, um auszubilden, gebe es bei größeren Weingütern Berufschancen. Dazu gehören Aufgaben als Weinbautechniker oder Kellermeisters. Über das Fachabitur könnten die Schüler auch Getränketechnologie studieren, erklärt Müller.

"Langsam müssen wir uns umschauen, was wir machen wollen", sagt Robert Freund. Der Weinbau sei für ihn aber dann doch nicht das richtige Berufsfeld. Lena Simon kann sich zumindest vorstellen, irgendwann einmal wieder bei der Lese mitzuarbeiten. Denn Aushilfskräfte werden immer gebraucht: Noch könne der Betrieb den Bedarf mit Leuten aus der Region decken, aber es werde immer schwieriger, wie Florian Müller erklärt.

Die Schüler sammeln nicht nur Trauben, sie fotografieren auch fleißig zwischen den Rebzeilen. Denn sie müssen sich mit einzelnen Aspekten wie zum Beispiel der Geschichte des Weinbaus befassen und die Ergebnisse präsentieren. Die Mittelschule verbindet den Praxistag bei der Ernte mit der Vorbereitung auf die Projektprüfung. Lena Simon recherchiert mit drei Mitschülerinnen über die Aufgaben des Winzers im Jahreslauf.

Winzer Thomas Müller muss die Schüler aber erst einmal bremsen. Mit den vielen zusätzlichen Kräften geht es zu schnell den Hang hinauf. Die Eimerkette kommt etwas ungeordnet am Traktor an. Während des kurzen Stopps kann der ein oder andere Schüler eine Traube naschen und den Weinbau auf seine Weise probieren.