Mit der Nase gegen den Wind
Autor: Gerd Schaar
Elfershausen, Sonntag, 21. Dezember 2014
Velomobilisten trafen sich mit ihren "Ferraris unter den Fahrrädern" bei Daniel Fenn in Elfershausen, um die neueste Technik zu testen.
Velo heißt die Kurzbezeichnung für die stromlinienförmig verkleideten Liegeräder. Jetzt trafen sich Liebhaber dieses ungewöhnlichen Gefährts aus ganz Europa schon im zweiten Jahr in Elfershausen bei Konstrukteur Daniel Fenn.
Fenn arbeitet im Auftrag eines niederländischen Velomobil-Herstellers, dessen Chef Ymte Sübrandy ebenfalls gekommen war. "An der Konstruktion wurden Feinheiten gegenüber dem Vorjahr verändert", bestätigt Fenn. Vom Grundsatz her habe sich nur wenig getan. Fenns frohe Botschaft aber lautet: "Der Absatz der Velomobile hat sich heuer verdoppelt, was die Velomobile erheblich preiswerter machte". So seien die Verkaufspreise von 12 000 Euro im Vorjahr auf jetzt erträglichere 6000 Euro (Grundpreis) gefallen.
Der Kilopreis für das höchstens 30 Kilogramm schwere High-End-Fahrzeug beträgt damit immer noch mindestens 200 Euro.
Im Innern ist das Velomobil eine hochwertige Fahrradkonstruktion auf drei Rädern. Außen herum ist es eine im Windkanal wissenschaftlich ausgetüftelte Kunststoffverkleidung, die den Luftwiderstand beim Fahren auf ein Minimum reduziert.
Die angereisten Besitzer fachsimpelten auf hohem Niveau. Wie gut das alles funktioniert, das konnten die Teilnehmer am auslaufenden Gefälle zwischen Elfershausen und Aura längs der Saale ganz praktisch feststellen. Der kurze Anschub durch den Berg reichte ohne Pedalkraft fast bis in den nächsten Ort.
Fenn war hoch zufrieden.
Neuentwicklung im Test
"Ich bin stolz auf mein Modell S, auch wenn es mittlerweile eine Weiterentwicklung zum Modell DS gibt", sagt Uwe Karo aus Leverkusen (NRW). Dessen Frau Patricia hat sich bei dem nasskalten Wind in das warme Auto gesetzt und wartet lieber dort auf ihren Einsatz mit dem Velomobil. Zum Test stand noch eine weitere Neuentwicklung namens XL an. "Die Aerodynamik ist zu testen. Wichtig ist auch festzustellen, wie leicht das Velomobil rollt und welche Strecke es mit einer definierten Menge Energie zurücklegen kann", erklärt Karo. Auch die Bereifung spiele bei den Feinheiten des Rollwiderstandes eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Hatte Fenn noch im vergangenen Jahr seine Entwicklungsarbeit im fernen Rumänien absolviert, so ist er mittlerweile im holländischen Nimwegen tätig, wo eine neue Herstellerfirma entstand.
Die leichte Bauweise, die Strömungsoptimierung der Luft und die edle Mechanik sind die baulichen Ziele der Velomobile, die gewissermaßen als Ferrari unter den Fahrrädern gelten. Etwa 70 Stundenkilometer seien durchaus zu erreichen, bestätigen die Nutzer.
Aufpassen mussten sie bei dem böigen Wind, wie sie ihr Velomobil am Wegesrand abstellen. Denn nur zu leicht konnte es geschehen, dass die Böe unter das leichtgewichtige Velo griff und es ohne Vorwarnung davon trug. Ein erheblicher Schaden drohte. "Die Nase in den Wind stellen", riet Velomobil-Chef Ymte Sübrandy. Über 150 solcher Velo-Fahrer treffen sich in Kürze in Holland, dem nahezu berglosen Vorbildland für alle Radfahrer.