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Militärbischof besucht den Lagerberg


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Dienstag, 13. Oktober 2015

Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink besucht das Hammelburger Ausbildungszentrum Infanterie. Die geistliche Betreuung auf dem Lagerberg ist nach längerer Zeit wieder durch beide Konfessionen abgedeckt.
Pfarrer Rüdiger Bernhardt (rechts) erklärt Militärbischof Sigurd Rink die Geschichte von Bonnland. Foto: Arkadius Guzy


Dass der Bedarf nach seelsorgerischen Angeboten wie zum Beispiel Rüstzeiten groß ist, hat Ulrich Sachse in den vergangenen Wochen gemerkt. Als im August das Team des evangelischen Militärpfarramts mit Pfarrer Rüdiger Bernhardt komplett war, habe das Telefon nicht aufgehört zu läuten, sagt der Pfarrhelfer. Dass dem seelsorgerischen Beistand bei der Begleitung von Soldaten ein großer Stellenwert zuwächst, weiß auch Sigurd Rink.

"In der Militärseelsorge kehrt man zu den Wurzeln des Pfarrerberufs zurück", sagt der evangelische Militärbischof bei seinem Besuch des Ausbildungszentrums Infanterie. Verwaltungs- und Leitungsaufgaben, die in einer zivilen Pfarrstelle normalerweise anfallen, rückten in den Hintergrund.

In Deutschland gibt es nur zwei Militärbischöfe, je einen für die evangelische und die katholische Konfession. Rink ist dabei der erste hauptamtliche Militärbischof. Seit seiner Berufung im Juli 2014 besucht er Bundeswehrstandorte und die Auslandseinsätze der Bundeswehr, um die Aufgaben und Einsatzbereiche kennen zu lernen.
So hört Rink aufmerksam zu, als der Leiter des Stabs, Oberstleutnant Burkard Schneegold, zusammen mit weiteren Offizieren das Ausbildungszentrum Infanterie vorstellt. Bis vor einigen Jahren fanden auf dem Lagerberg Ausbildungswochen für Militärseelsorger statt. In Erzählungen von Pfarrern heißen die Lehrgänge "Grüne Woche", wie Rink berichtet.

"Die Ausbildungswoche war für mich sehr wesentlich, um die Welt der Soldaten kennen zu lernen. Das beginnt mit dem Anziehen der Uniform und der Kleiderordnung", erinnert sich Militärdekan Gerhard Kern. Er nahm vor neun Jahren daran teil. Ein kleiner Marsch und ein Biwak gehörten zum Beispiel zum Programm.

Zurück an seinem Amtssitz in Berlin, will sich Militärbischof Rink für die Wiedereinführung der Ausbildungswoche einsetzen. Das nimmt er als Aufgabe aus Hammelburg mit. Er sagt: "Ich halte die ,Grüne Woche‘ als essenziell für Militärseelsorger." Die Bundeswehr sei schließlich eine fremde Welt für sie. Einen kleinen Eindruck davon bietet eine Fahrt mit dem Panzerwagen Dingo. Der Militärbischof kann selbst nachvollziehen, dass das Ein- und Aussteigen - zumal mit voller Montur - wegen des hohen Radstands Übung verlangt. Die Tour mit dem Dingo führt Rink und seine Begleiter nach Bonnland. Besonders der Friedhof mit seiner romantisch-verwitterten Anmutung fasziniert ihn dort.

Pfarrer Rüdiger Bernhardt stellt die Bonnland-Kirche vor. Bernhardt ist erst seit August neuer evangelischer Militärseelsorger auf dem Lagerberg und betreut neben seinem katholischen Kollegen die Soldaten. Bernhardt war zuvor Pfarrer der Gemeinde St. Marien in Strausberg. Mit ihm ist die evangelische Militärpfarrstelle nach mehr als drei Jahren wieder besetzt.