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Mehrheit für Windkraft in Sulzthal


Autor: Gerd Schaar

Sulzthal, Freitag, 21. November 2014

Nach der Bürgerversammlung votierten die Sulzthaler Räte mit 7:2 Stimmen für einen Vertrag mit der Firma Enercon. Die plant vier Windräder in der Flur Hohenroth.
Pfeiler der Energiewende: Windkraftanlagen sollen jetzt auch in der Gemarkung Sulzthal entstehen. Foto: Gerd Schaar


von unserem Mitarbeiter Gerd Schaar

Sulzthal — Bevor der Gemeinderat entschied, kamen die Bürger in der Mehrzweckhalle zu Wort. Und auch unter den rund 120 Interessierten gab es offenbar mehr Befürworter als Gegner.
Im Vorfeld mussten sich die Räte mit einem Antrag von Johannes Büttner befassen. Er plädierte dafür, den Ratsbeschluss zu vertagen und zuvor eine Bürgerbefragung durchzuführen. Bürgermeister August Weingart (CSU) entgegnete, dass für eine Vertagung des Beschlusses die Zeit nicht reiche. So wiesen die Räte Büttners Antrag mit 6:3 Stimmen ab.
"Das würde mindestens sechs, wenn nicht gar acht Wochen Zeit kosten, die wir nicht haben", bestätigte Michael Unsleber, Geschäftsleiter der VG Euerdorf. Heuer sollte wenigstens der Vertragsabschluss noch über die Bühne gehen.
Ursache für den Termindruck sei die bevorstehende Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zum Jahr 2017, erklärte Weingart. Ratsmitglied Michael Hümpfner (CSU/WG) lobte Harald Tremer für die fachkundige Arbeit an der Vertragsvorbereitung.

Schmerzlicher Eingriff

Einig war man sich darüber, dass die vier südlich von Sulzthal geplanten Windkraftanlagen am Standort WK 76 (Flur Hohenroth) samt Zuleitungen einen schmerzlichen Eingriff in Landschaft und Wald darstellten.
"Doch sollten wir unseren Anteil erbringen, wenn wir der ungeliebten Stromtrasse Südlink und den Atomkraftwerken etwas Sinnvolles entgegensetzen wollen", sagte Weingart. Außerdem befinde sich Sulzthal mit der Windkraft im Trend, wies er auf Ramsthal und weitere Orte der Region hin.
"Mein Jagdrevier ist betroffen", machte sich Jagdpächter Robert Schmitt bemerkbar und sprach von einem "Floriansprinzip Windkraft" an der geplanten Stelle. Er sorgt sich um Wild und Wald und fordert einen Schulterschluss mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF).
"Den schönen Ort Sulzthal nicht verschandeln" wollte Anwohner Bruno Herterich. Und Windkraftbefürworter Ralf Ruppert fragte: "Gibt es Beeinträchtigungen für uns Anwohner?" Franz Eberlein interessierte: "Was ist die Triebfeder für den Gemeinderat - Ökologie oder Ökonomie?"

Ertragsgutachten im Herbst

Spätestens im März soll mit den nötigen Gutachten begonnen werden, bestätigte Christoph Boeffel von der Betreiberfirma Enercon. Sein Kollege Erik Steinmüller präsentierte Landkarten mit beruhigenden Werten bezüglich Schall- und Schatteneffekten. Der Ort bekomme überhaupt nicht mit, dass es einen Windkraftpark gebe. Nur an wenigen exponierten Stellen sei allenfalls die Spitze eines Windrades zu sehen.
Nach Vertragsabschluss könne Enercon sich um die Netzverknüpfung kümmern. Mit einem Ertragsgutachten sei im nächsten Herbst zu rechnen.

150 Meter hohe Räder

Über die A 7 (Abfahrt Hammelburg), dann über die B 287, über die Staatsstraße 2293 in Richtung Wasserlosen und anschließend über Feldwege würden die Einzelteile der knapp 150 Meter hohen Räder angeliefert, so Steinmüller.
Wenn es eines Tages gewünscht werde, könnten die Anlagen komplett abgebaut werden, inklusive Betonfundament, das einen Radius von 22 Metern habe. Ob es genügend Wind am Standort gebe, das hänge stets von der Topografie ab, "egal ob im Schwarzwald, an der Nordsee oder in Sulzthal", beantwortete Erik Steinmüller eine weitere Nachfrage.