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Marktplatz Hammelburg: Stadtrat lehnt Bauantrag ab


Autor: Ralf Ruppert

Hammelburg, Donnerstag, 27. Januar 2022

Eine bereits genehmigte Sanierung des Gebäudes wurde abgebrochen, nun plant die HWT Invest Aktiengesellschaft einen viergeschossigen Neubau direkt am Marktplatz. Dagegen gibt es erheblichen Widerstand.
Die Eigentümerin des Gebäudes, in dem unter anderem die Einhorn-Apotheke untergebracht ist, plant gegenüber dem Rathaus einen Neubau.


Die markante Sonnenuhr mit blauem Sternenhimmel und goldenen Tierkreiszeichen, die Durchfahrt in den großen Innenhof und die alteingesessene Einhorn-Apotheke mit ihrer Treppenanlage aus Naturstein prägen nicht nur das Gebäude mit der Hausnummer 9, sondern den gesamten Hammelburger Marktplatz. Zum wiederholten Mal hat sich der Stadtrat nun mit dem Anwesen befasst: Zunächst gab es mehrere Bauanträge zur Sanierung, nun hat die HWT Invest Aktiengesellschaft als Eigentümerin den Abriss des alten Gebäudes und einen viergeschossigen Neubau beantragt. Von Sanierungsbeirat, Stadtrat und Landesamt für Denkmalpflege kommt allerdings Widerstand.

Laut Stadtbaumeister Detlef Mohr gibt es eine Baugenehmigung für einen Umbau im Bestand, dem auch der Sanierungsbeirat zugestimmt hatte. Mehrere Monate lang stand ein Kran auf dem Marktplatz, Arbeiter entkernten die oberen Stockwerke. Allerdings seien bei den Arbeiten zusätzliche Schäden zum Vorschein gekommen, die laut Eigentümerin die ursprüngliche Planung, vor allem den Ausbau des Dachgeschosses, über den Haufen warfen. Bei dem Gebäude handelt es sich laut Stadt um kein Einzeldenkmal, allerdings gehört es zum geschützten Ensemble Marktplatz.

Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) bot in der Sitzung auch Architekt Stefan Buttler an, etwas zum Antrag zu sagen. Buttler war wegen des Konzepts Bürgerspital (wir berichteten) zufällig in der Sitzung, schwieg allerdings zum Bauantrag am Marktplatz. Laut Mohr liegen der Stadtverwaltung keine weiteren Untersuchungen zum Zustand des Gebäudes vor. "Das Gebäude könnte saniert werden, aber es ist unklar, zu welchen Kosten, es spielt sicher die Wirtschaftlichkeit eine entsprechende Rolle", sagt Mohr auf Nachfrage zum Bestand.

Als größtes Problem sieht der Stadtbaumeister, dass der Neubau viergeschossig geplant ist: "Positiv ist, dass das Gebäude nicht viel höher werden soll, aber Viergeschossigkeit kommt bislang am Marktplatz nicht vor", fasste Mohr die Pläne zusammen. Das Gebäude habe bislang einen hohen Sockel und drei hohe Geschosse. Im Entwurf sind vier Vollgeschosse plus Ausbau des Dachstuhls vorgesehen, ohne dass sich die Gesamthöhe des Gebäudes wesentlich verändert.

In der Sitzung verwies Mohr auch auf die Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege: "Sowohl Abbruch, als auch der Neubau mit einem zusätzlichen Geschoss werden kritisch gesehen", sagte Mohr. In der Stadtratssitzung nahm auch Erwin Full vom Sanierungsbeirat Stellung: "Wir haben den Antrag einstimmig abgelehnt", stellte er klar. Der Entwurf widerspreche in mehreren Punkten der Gestaltungssatzung. "Hier werden Grenzen gebrochen", sagte Full, und: "Das wäre eine Steilvorlage für alle, die in der Innenstadt bauen wollen." Zudem forderte Full weitere Informationen dazu, weshalb das bestehende Gebäude angeblich nicht zu retten sei.

Unklare Beschlusslage des Beirates

Auch SPD-Stadträtin Rita Schaupp verwies auf die geltende Gestaltungssatzung der Stadt. In anderen Fällen, etwa bei einem Vorhaben in der Bahnhofstraße, habe der Stadtrat bereits vier Vollgeschosse verhindert, deshalb sprach sie sich auch in diesem Fall dagegen aus.

Stadtbaumeister Detlef Mohr schlug auch aus formellen Gründen eine Ablehnung des Bauantrags vor: Abbruch und Neubau seien Ende November 2021 beantragt worden, aus seiner Sicht liege aber bislang keine endgültige Stellungnahme des Sanierungsbeirats vor. Er wertete die bisherige Forderung unter anderem nach dem Erhalt der Fassade nur als "Tendenz". Aus seiner Sicht muss noch ein formaler Beschluss erfolgen, dadurch könne die Stadt allerdings die vorgeschriebene Frist für eine Stellungnahme nicht einhalten. Der Stadtrat schloss sich Mohrs Vorschlag einstimmig an. In der kommenden Woche soll nun der Sanierungsbeirat gehört werden.

Bis zur nächsten Stadtratssitzung will Mohr auch weitere Stellungnahmen einholen. "Die Verwaltung möchte auch mit dem Gebäudeeigentümer sprechen, um Alternativen zu klären", sagte Stadtbaumeister Mohr auf Nachfrage. Die endgültige Entscheidung falle jedoch in Bad Kissingen: "Am Ende muss das Landratsamt alle Einwände abwägen und eine Entscheidung fällen", sagte Mohr. Aus dem Landratsamt habe es bisher keine grundsätzlichen baurechtlichen Einwände gegen vier Geschosse gegeben.

Wie geht es mit der Apotheke weiter?

Unmittelbar betroffen von den Plänen ist Apotheker Dr. Sebastian Hose, der als Vorsitzender des Vereins für Werbung und Stadtmarketing selbst im Sanierungsbeirat sitzt. "Mir wurde im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass eine Sanierung angeblich doch nicht machbar ist", berichtet der Inhaber der Einhorn-Apotheke. Vor zehn Jahren habe er die Apotheke aufwendig umgebaut. "Ich habe einen Mietvertrag bis 2026, mit der Verlängerungsmöglichkeit bis 2031", berichtet der 59-Jährige. Wie es im Falle eines Abrisses des Gebäudes weitergehe, sei völlig offen. "Eine Sanierung hätte für uns zwar Dreck und Staub bedeutet, aber jetzt weiß ich gar nicht, wie es weitergeht", sagt der Apotheker.

Architekt Stefan Buttler sagte zwar am Rande der Stadtratssitzung zu, der Redaktion weitere Auskünfte zu dem Projekt zu geben, lehnte später aber trotz mehrerer Nachfragen eine Stellungnahme ab. Auch von der Eigentümerin des Hauses, der HWT Invest Aktiengesellschaft mit Vorstand Dr. Hubert-Ralph Schmitt, gab es bis zum Redaktionsschluss keine Rückmeldung.