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Lieder gegen die Melancholie des Herbstes


Autor: Gerd Schaar

Obereschenbach, Montag, 17. November 2014

Stefan Noelle überzeugte mit seinem "Späten Frühstück" in der Eschenbachhalle. Der Liedermacher unterhielt das Publikum mit niveauvollen, musikalischen Partnerdialogen.
Die Texte von Liedermacher Stefan Noelle ranken sich vor allem um die Freuden und Nöte der Partnerschaften. Seine Stücke haben bisweilen autobiografischen Charakter. Foto: Gerd Schaar


Die Faszination, die vom Barden Stefan Noelle ausgeht, ist nicht verblasst. Viele kennen ihn von seinen Auftritten mit Alex Haas als Gesangsduo "Unsere Lieblinge". Jetzt hatte der Verein "kulturbunt" ihn noch einmal eingeladen, als Solosänger in Begleitung von Georg Alkofer (Gitarre) und Hugo Siegmeth (Querflöte und Bass-Klarinette). Ihr Programm hieß "Spätes Frühstück".
"Heute ist Familienfeier und der November hat seinen Blues", begrüßte Martina Bay Musiker und Zuhörer in der Eschenbachhalle. Mit Zeilen des Dichters Rainer Maria Rilke stimmte sie auf die herbstliche Melancholie ein.

Von Rilke zu Heinz Erhardt

"Ich nehme an, dass Sie jetzt eine gewisse Grundfurcht mitbekommen haben, aber zu viel Melancholie in Obereschenbach ist schwierig", meinte Noelle. So setzte der sprachbegeisterte Liedermacher dem Dichter Rilke den humoristischen Zyklus von Heinz Erhardt entgegen: "Frühling ist es nun geworden ...".
Vor allem um die Freuden und Nöte der Partnerschaften ranken sich Noelles Lieder, die gern die Paar-Kommunikation für Fortgeschrittene durchleuchten. "Wenn die geschenkten Unterhosen die falschen sind, dann kann die Liebe auch gleich vorbei sein", kommentiert Noelle das Lied vom geschenkten Schal. "Weiß sie, was er denkt?", geht Noelle auf die Unterschiede der Geschlechter ein: "Sie schaut gerne in den Spiegel - und er liest ihn lieber."

Zuhörer begeistert

"Das sind gute Musiker, die toll zusammenspielen", war Zuhörerin Heidi begeistert und ergänzte: "Dazu kommen die aus dem Leben gegriffenen, intelligenten Liedertexte." Zuhörerin Maria war ebenso begeistert. "Ins Herz getroffen", so ihr Kommentar. Insbesondere das Lied vom tätowierten Herzen habe ihr gefallen. "Es ist eine wunderbar weiche Musik mit der Bass-Klarinette", lobt sie den Spieler Siegmeth.
Aber auch die bluesorientierten Gitarrensoli von Alkofer verfehlten ihre Wirkung nicht und erhielten Zwischenapplaus. "Originelle Texte und schöne rhythmische Musik", war Zuhörerin Karin Kammerer mit ihrer Meinung nicht allein. Im Ohr blieb dem Publikum auch der Song von der Erdbeerbowle.
"Ich bin in einer neuen Form hier, die sich strikt vom Repertoire der Lieblinge unterscheidet", erklärte Noelle. Texte und Lieder stammen aus eigener Feder. "Ich habe damit recht spät begonnen, viele Texte im Laufe der Jahre liegen lassen, und ich habe es trotzdem nicht bereut", sagt Noelle, der sich nicht nur auf seiner Gitarre begleitet, sondern auch als Percussionist mit seiner Rahmentrommel betätigt.

Themen aus dem Leben

Dass sich Noelles Geduld mit der Aufarbeitung liegen gebliebener Texte gelohnt hat, bewies sein Konzert in der Eschenbachhalle. In der Region bekannt wurde der in Hagen geborene, seit 1977 in München lebende Sänger durch Auftritte in Sommerhausen, Würzburg und Thüngersheim.
"Ein echtes spätes Frühstück ist nicht zufällig spät, sondern absichtlich. Es ist was für Tagträumer, Müßiggänger, Luftikusse - und Verliebte", schreibt Noelle auf seiner Homepage.
Die Themen seiner Lieder kommen größtenteils aus seinem Leben. Das Lied vom verloren gegangen Schal zum Beispiel habe autobiografischen Charakter. "Eine Form von Kontemplation, ein letzter Luxus in einer durchgetakteten Welt, und immer ein Hauch von ,Das tut man nicht' drumherum", kommentiert Noelle seine Werke. Der Titel "Spätes Frühstück" war für "kulturbunt" auch der Anlass, Schmackhaftes auf Tellern zu kreieren. Das lobte auch Noelle: "Da empfinde ich schon eine gewisse Wertschätzung".
Als nächste Veranstaltung plant "kulturbunt" für Freitag, 12. Dezember, eine Winter-Rock-Danceparty im Hammelburger Wasserhaus.