Lautlose Kraft unter dem Sitz
Autor: Gerd Schaar
Hammelburg, Montag, 30. Oktober 2017
Die Hammelburger haben bereits seit einem Jahr ein Elektro-Fahrzeug im Betrieb. Jetzt gab es ein Gipfeltreffen mit Trainern und Herstellern.
Man hört überhaupt nichts von dem Motor, wenn Anne Lehmann mit dem Elektrokart über den abgesteckten Slalomparcours ihre Bahnen zieht. Lediglich wenn sie bremst oder enge Kurven nimmt, hört man ein Reifengeräusch. Allmählich erobern die elektrischen Antriebe im Kart-Bereich und bei den Trial-Motorrädern den Sportsektor des ADAC.
Ganz vorn hat der ansässige AMSC seine Nase dabei im Wind des Geschehens. Am Sonntag tagten die Fachleute im AMSC-Heim auf dem Reinhold-Schmitt-Platz. Hochrangige Vertreter des Bayerischen Motorsport-Verbandes (BMV), an der Spitze Präsident Ludwig Heining, hatten dort gewissermaßen ein fachliches Gipfeltreffen mit Trainern aus dem Sport- und Spezialisten aus dem Herstellerbereich. Zurzeit würden wichtige Weichen für den Motorsport gestellt, ließ Heining durchblicken. "Ausdauernde Elektroantriebe sind die Zukunft im Motorsport", sagte er.
"Der AMSC Hammelburg hat bereits seit einem Jahr ein Elektro-Trial-Motorrad in Betrieb und freut sich, auch beim Jugend-Kart-Sport eine Vorreiterrolle in der Elektromobilität eines Tages zu übernehmen", sagt AMSC-Vorsitzender Ralf Deinlein. Während die Anschaffung eines elektrischen Motorrads noch in den überschaubar finanziellen Möglichkeiten des Vereins liege, seien die Elektro-Karts doch schon eine Nummer größer. Solch ein E-Kart liege im fünfstelligen Euro-Bereich. Das sei momentan auch für andere Vereine ein dicker Brocken. "Es nützt auch nichts, wenn einige teilnehmenden Mannschaften außen vor sind", sagt Deinlein. Denn ein sportlicher Wettbewerb setze voraus, dass unter gleichen Bedingungen gestartet werde.
Fasziniert waren die Zuhörer, als der Hersteller-Fachmann von den leistungsfähigen Elektromotoren erzählte. Diese Motoren hätten je nach Voreinstellung so viel Power, dass sich beim Starten der Reifen auf der Felge verwinden könne. Dabei seien diese Elektromotoren so klein, dass sie auf die Achse passen. Ein neues Zeitalter im Mobilwesen scheint nicht nur auf der Straße sondern auch beim Sport angebrochen zu sein. Die Akku-Reichweiten sind offenbar im Kart-Slalom-Bereich kein Problem. Etwa 50 Starts könne so ein E-Kart bis zum nächsten Aufladen bewältigen. Zurzeit werde noch an passenden Reifenmischungen gearbeitet, verriet der Insider-Fachmann. Wenn da nicht der hohe Anschaffungspreis wäre. "Derzeit etwa 12 000 bis 15 000 Euro für ein ausgewachsenes E-Kart", sagt er. Aber alles sei in Entwicklung, vielleicht auch der hoffentlich sinkende Preis. Der AMSC warte noch ab, so Deinlein.
"Es ist alles noch nicht ausgereift, was den Sportbereich betrifft", sagt Heining der Zeitung. Aber die Zukunft komme an der Elektromobilität nicht vorbei. Wichtig sei neben dem Preis, dass die technischen Bedingungen des so genannten Pflichtenheftes erfüllt seien. Heining: "Es liegt viel an den Herstellern".