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Landkreis will Insekten schützen


Autor: Arkadius Guzy

Oberthulba, Dienstag, 03. Juli 2018

Der Landkreis Bad Kissingen will zusammen mit mehreren Gemeinden Lebensraum für Insekten schaffen. Jeder ist aufgerufen, die Artenvielfalt zu fördern.
Eine Hummel fliegt eine Beinwell-Blüte an. Wer solche Pflanzen im Garten hat, tut Insekten etwas Gutes. Foto: Archiv/Arkadius Guzy


Andreas Sandwall (CSU), Bürgermeister von Bad Bocklet, ist schon mal mit gutem Beispiel vorangegangen. Er hat außen vor seinem Rathaus Steine herausnehmen lassen, um Platz für Blühpflanzen zu schaffen, berichtet er. Auch andere Gemeinden denken bei ihrer Grünarbeit bereits an Insekten. All diese Bemühungen sollen nun aber verstärkt werden.

Dafür startet im Herbst im Landkreis Bad Kissingen das Projekt "Grüngitter", auf das die Beteiligten schon jetzt bei einer Vorabpräsentation aufmerksam machen. "Immer mehr Raum wird verplant", erklärt Waldemar Bug (ödp), Bürgermeister von Burkardroth. Für die Natur bleibe dadurch immer weniger Platz. Daher sollen neue Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen, insbesondere für Insekten, entstehen.

Der Markt Burkardroth mäht wie die anderen Mitgliedskommunen des "Kissinger Bogens", Oberthulba, Bad Bocklet und Nüdlingen, schon seit Längerem Straßenränder nur dort akribisch, wo es für die Sicherheit notwendig ist. Denn Bug findet für die Wirkung moderner Mähwerke drastische Worte: "Mulchen ist ein Zerschmettern der Natur." Insekten verlieren Lebensraum und Nahrung, wenn Blühpflanzen früh im Sommer zerkleinert werden.

Daher sollen Flächen ausgewiesen werden, die möglichst unberührt bleiben. Das Projekt "Grüngitter" will auch Gartenbesitzer und Landwirte motivieren, Grün stehen zu lassen. Dabei sollen jedoch keine Flächen aus der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung herausgenommen werden, beruhigt Roland Lenhart von der Naturschutzbehörde am Landratsamt. Gleichwohl soll der Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln auf den als Rückzugsraum vorgesehenen Flächen ausgeschlossen werden.

Nicht nur Blühstreifen sollen angelegt werden. "Es geht nicht nur um ein paar Blümchen auf der Wiese", erklärt Lenhart. So soll zum Beispiel untersucht werden, was solche Blühstreifen der Natur bringen und ob eine Bewirtschaftung mit wenig Mähen den Kommunen Einsparungen bringt. Bei allen Vorhaben sollen neben den Gemeinden Jäger, Landwirte und andere Gruppen einbezogen werden. Um das alles zu koordinieren, wird eine extra Managementstelle geschaffen.

Finanziert wird das Projekt "Grüngitter" über den bayerischen Naturschutzfonds. Der Landkreis hat einen Antrag über 1,4 Millionen Euro für fünf Jahre Laufzeit gestellt. Vorerst sind 840 000 Euro für drei Jahre bewilligt. Der Förderbescheid wird in wenigen Wochen erwartet, damit das Projekt offiziell am 1. Oktober starten kann.

Die Idee entstand in den Allianzen "Kissinger Bogen" und "Fränkisches Saaletal". In Letzterer arbeiten die Kommunen Hammelburg, Oberthulba, Wartmannsroth, Elfershausen, Fuchsstadt, Aura, Euerdorf, Ramsthal und Sulzthal zusammen. Für den Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) ist es ein "Paradebeispiel" dafür, was dank der Allianzen entstehen kann.

Denn neben dem Landkreis konnten weitere Kommunen für die Idee gewonnen werden, wie der stellvertretende Landrat Emil Müller (CSU) erklärt. So machen nun 18 Kommunen beim "Grüngitter" mit. Einzig der Raum Bad Brückenau bleibt außen vor. Die Gemeinden des Altlandkreises seien von der Landschaftsstruktur anders, sagt Bug. Das heiße aber nicht, dass sich diese Gemeinden nicht auch dem Thema auf ihre Weise widmeten.