Konni Albert begeistert mit Mundart und Wurst-Harley
Autor: Gerd Schaar
Hammelburg, Montag, 04. November 2013
Der Hammelburger Konni Albert begeistert in der Markthalle mit Mundartgeschichten und Liedern. Und am Ende präsentiert er das Bild einer Harley aus Wurst und Schinken.
"Wenn´s verreckt is´, is´ verreckt". Mundart herrschte in der Hammelburger Markthalle am Sonntagabend vor. Schnell waren die rund 100 Sitzplätze besetzt. Konrad Albert begeisterte mit heimatlichen Mundartgeschichten aus seiner Jugendzeit, mit Mundartliedern und mit Zeichnungen, die er mit gekonnten Strichen innerhalb weniger Minuten vor dem begeisterten Publikum auf das Papier brachte. Der optische Höhepunkt aber war Alberts zum Konzertende enthülltes Gemälde vom Harley-Motorrad, das bis in alle Einzelheiten sämtlich aus Wurst und Schinken bestand.
Schnell flossen die Zeichnungen aus Alberts dickem Eddingstift auf das weiße Papier. So entstanden die Szenarien vom Bauernhof der Großeltern und Tanten aus Poppenroth oder vom Mistausbringen auf dem Acker mit sämtlichen Details. Denn dort in Poppenroth ist Albert aufgewachsen. Und von dort stammen die ländlichen Geschichten und Lieder, die Albert in Mundart zum Besten gab. Dabei begleitete sich der emsige Vielfachkünstler abwechselnd auf seiner Gitarre, seiner Mundharmonika und seiner Ziehharmonika.
Die Zuhörer waren hingerissen. Die meisten verstanden den Poppenrother Dialekt, der sich in manchen Worten leicht von der Hammelburger Mundart unterscheidet. "Selbst wenn unser Konni (Albert) ganz schnell redet, komme ich noch mit", bestätigt Alberts Sportkamerad Norbert Kippes vom Hammelburger TV/DJK. "Konni spricht mir aus dem Herzen", bekennt Kippes und seine Nachbarn aus der Stuhlreihe nicken ihm fröhlich zu.
"Die Jugend will heutzutage nicht mehr die Mundart lernen", bedauert Zuhörer Hubert Gerlach. "Ich habe früher noch den Mies´gepätscht", erzählt er aus seiner eigenen Jugend. Ger-lach half damals noch, den Mist mit der Schaufel zu plätten, damit der Dünger während des Transports nicht vom Pferdewagen herunter fällt. "Ich hab´auch die Hühner visitiert, um zu schauen, ob bald ein Ei gelegt wird", erzählt Gerlach. Ans Hühnerköpfen zur Kirmes erinnert sich noch Zuhörer Alfons Schneider. Durch Alberts Mundartabend seien ihm jetzt noch Erinnerungen "von ganz früher" in den Kopf gekommen. Heimatgefühle hatte Zuhörer Kalli Otter bei den Liedern und Erzählungen. "Ab und zu muss ich bei Alberts Mundartgeschichten schmunzeln, weil mich das an meine eigenen Geschichten zu sehr erinnert", verrät er.
Beifall erhielt Alberts Liste mit den "Mundarthighlights". Da war der Pappedeckel (Karton) genau so vertreten wie der Daabdüüdel (langsamer Mensch) oder der Oppere (Zinnober). Ja, dieser grafisch und musikalisch begabte Mundartbarde, der die alten Bräuche so gern besingt und seinen Zuhörern tief ins Herz blickt, ist unbestritten ein Stück Heimat. Und die Zuhörer liebten ihn vermutlich schon zu jenen Zeiten, als sich Konrad Albert vor vielen Jahren während seines Grafikstudiums in Würzburg sein Taschengeld mit Straßengesängen an der Seite seines Hundes Libelle verdiente.
"Wenn man zu einem solchen Konzert kommt, sollte man tagelang zuvor keine Musik hören", scherzte Albert. Nein, seine Zuhörer habe er weder mit Einladungsschreiben noch mit einem Wurstringel zum Kommen überredet. Die Metzgereiprodukte scheinen jedoch einen tiefen Eindruck auf den Künstler hinterlassen zu haben. Dies konnte man recht anschaulich dem eingangs erwähnten Gemälde vom Wurstmotorrad entnehmen. "Die Reifen zu malen, war das Schwierigste an dem Bild", kommentierte Albert sein Werk. Der Lenker aus Blutwurst, der Tank aus rohem Schinken, der Motorradsattel aus Innereien. In jedem Detail dieser optischen Fleischeslust stecken die sorgsam gemalten Metzgereiprodukte. Das Bild würde bestimmt auch dem Kabarettisten Michl Müller gefallen, der so gern das Lied von der Fleischerei-Fachverkäuferin singt.