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KOB im Landkreis Bad Kissingen feiert 70. Geburtstag


Autor: Karlheinz Franz

Hammelburg, Donnerstag, 20. Oktober 2016

Aus dem kleinen Omnibusbetrieb des ehemaligen Landkreises Hammelburg ist binnen 70 Jahren ein mittelständisches Unternehmen geworden, die KOB GmbH.
Anton Leiber war Kraftfahrer Nummer fünf auf der Lohnliste des Kreisomnibusbetriebes. Unser Foto zeigt Leiber in einem Setra-Bus, Baujahr 1968, der zum KOB-Jubiläum von der Firma Schießer zur Verfügung gestellt wurden war. Original sind noch die Fahrkartentasche und der Münzspender.  Foto: Karlheinz Franz


Die Not war groß, als der damalige Landkreis Hammelburg den Entschluss fasste, einen Kreisomnibusbetrieb aus der Taufe zu heben. Zwei alte Busse aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen wurden erworben und für die Personenbeförderung flott gemacht. Im November 1946 wurden täglich bereits bis zu 240 Fahrgäste und rund 3000 im Monat gezählt.
Der Hof des altehrwürdigen Roten Schlosses in Hammelburg war das erste Domizil des jungen Unternehmens. Die zwischen 30 und 35 Fahrgäste fassenden Busse passten gerade so durch die Sandstein-Torbogen mit den Wappentellern darüber hindurch. Ludwig Hannawacker, Arthur Popp, Georg Väth und Helmut Schleich waren die ersten Fahrer in den Reihen des Kreisomnibusbetriebs. Alle Vier sind inzwischen verstorben.


Oft schwierige Umstände

Als Fahrer Nummer fünf kam Anton Leiber (Hammelburg) zu dem Busunternehmen. Er ist seit einigen Jahren pensioniert, hat bis zuletzt jedoch immer wieder bei Bedarf ausgeholfen. Von seinen teils längst verstorbenen früheren Kollegen weiß er noch, unter welchen Umständen diese ihren Job verrichten mussten. Teils miserable Ortsverbindungsstraßen, ein unbefestigter Schlosshof als Abstellplatz für die Busse und einmal sogar ein unter der Kirchgasse eingestürzter Gewölbekeller machten den Busfahrern zu schaffen.
Als Toni Leiber 1970 zum Kreisomnibusbetrieb kam, gab es längst keine Begleiter mehr in den Bussen, die sich um das Kassieren des Fahrkartengeldes kümmerten. "Was ich aus der Anfangszeit noch habe, sind meine Ledertasche für die Fahrkarten und einen alten Münzspender, in dem sich das Wechselgeld befunden hatten." Ein 50-Pfennig-Stück steckt heute noch im Spender.


Ohne Servolenkung

Mit Freude bestieg Leiber im Rahmen der Geburtstagsfeier nochmals einen von Armin Kuchenbrod organisierten Setra-Bus aus dem Jahre 1961 mit 34 Fahrgastplätzen, 125 PS Turbomotorleistung und Fünf-Gang-Getriebe ohne jegliche Servo-Unterstützung. In einem solchen hatte Leiber noch Fahrgäste befördert. Heute kommen die modernen, 50-sitzigen Reisebusse mit 400 bis 500 PS Motorleistung und allem denkbaren Komfort für Passagiere und Fahrer daher. Im 70. Jahr seines Bestehen hat der KOB aber auch neben einer modernen Flotte mit 42 Linien- und Reisebussen 65 Mitarbeiter.
KOB - intern stehen die Buchstaben nicht nur für "Kreisomnibusbetrieb", sondern auch für "Kundenorientiertes Busunternehmen" - wurde 1946 durch den damaligen Landkreis Hammelburg gegründet und nach der Gebietsreform 1972 vom Landkreis Bad Kissingen fortgeführt.


Richtige Entscheidung

Das 70-jährige Bestehen wurde im Pianocenter Kleinhenz, in unmittelbarer Nachbarschaft zum KOB-Betriebshof gelegen, mit den Mitarbeitern und rund 80 geladenen Gästen gefeiert.
Die Entscheidung des Landkreises Bad Kissingen, das Unternehmen nach der Gebietsreform als Kreisomnibusbetrieb weiter zu führen, sei richtig gewesen, sagte Landrat Thomas Bold (CSU). Mit dem Betriebsgelände in Oberthulba, den Betriebshöfen in Hammelburg und Bad Brückenau sowie in der neuen Betriebsform als GmbH mit den Gesellschaftern OVF und Landkreis sei das Unternehmen gut gerüstet.
Geschäftsführer Claus Schubert hatte in aufwändigen Recherchen umfassendes Bildmaterial zusammengetragen, das er vorführte. "Eines der Highlights war im Jahr 2006 der Vertrag mit dem Fußballverband von Equator. Wir haben die Prinzenfamilie ebenso chauffiert wie Spieler und Spielerfrauen sowie handverlesene Gäste der damaligen Fußball-Weltmeisterschaft, sagte er. Emotional wurde Schuberts Rückblick auf Ereignisse im Vorjahr, als der Freistaat Bayern die KOB GmbH zur Bewältigung der Beförderungsprobleme im Rahmen des Flüchtlingsansturms verpflichtet hatte. Claus Schubert: "Welches Leid wir da zu sehen bekamen und welche Dankbarkeit uns entgegen gebracht worden ist, vergessen wir nie."
Die Verabschiedung des ehemaligen Geschäftsführers, Elmar Göppel, und Klassik-Interpretationen durch Pianistin Larissa Schloss waren weitere Bestandteile der gelungenen Geburtstagsfeier der KOB GmbH.

70 Jahre KOB GmbH

Gründung
1946 erfolgte die Gründung durch den damaligen Landkreis Hammelburg.

Fuhrpark damals ein Opel-Bus und ein MAN-Bus, Baujahr 1943, aus alten Wehrmachtsbeständen bildeten den Fuhrpark.

Dienstsitz Das Rote Schloss mit seinem unbefestigten Innenhof war das Domizil des Kreisomnibusbetriebs.

Fahrgastaufkommen Im November 1946 wurden täglich bis zu 240 und monatlich rund 3000 Personen befördert.

Umzug 1964 erfolgte die Verlegung des expandierenden Betriebs auf das Gelände der DEULA-Landmaschinenschule nahe der heutigen Realschule Hammelburg.

Übernahme 1976 übernahm der Kreisomnibusbetrieb das private Busunternehmen Anton Wolf (Schondra). Die Flotte wuchs um 13 Omnibusse samt Fahrer, KOB wurde ein mittelständisches Unternehmen.

Neues Betriebsgelände In den Jahren 1978/79 entstand neben der Autobahnmeisterei an der BAB-Anschlussstelle Oberthulba auf rund 4000 Quadratmetern das neue Betriebsgelände des Kreisomnibusbetriebs mit Garagen, Werkstatt, Tankstelle und Betriebs- und Sozialräumen. Hier befindet sich bis heute der Hauptsitz des Unternehmens.

Busdepot Hammelburg Knapp 20 Jahre später (1995 bis 97) errichtete der Landkreis Bad Kissingen auf dem rund 5500 Quadratmeter großen ehemaligen Schlachthofgelände in Hammelburg einen modernen Betriebshof mit 14 Boxen, Waschanlage und Betriebsgebäude.

Busdepot Bad Brückenau Ein Jahr nach der Eröffnung des Hammelburger Betriebshofes erfolgte 1998 die Inbetriebnahme des Busdepots Buchrasen bei Bad Brückenau mit 17 Boxen, Waschplatz und Betriebsgebäude.
Gründung der GmbH Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erfolgte zum 1. 1. 2002 die Umwandlung der Betriebsform in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH).

KOB GmbH heute Im 70. Jahr des Bestehens sind 65 Frauen und Männer in Voll- und Teilzeit bei der KOB GmbH beschäftigt. Das Unternehmen verfügt über 42 moderne Linien- und Reisebusse. Die Fahrer legten mit ihren Bussen im Jahr 2015 rund zwei Millionen Kilometer zurück: 1,2 Million Kilometer im Linienverkehr, je rund 200 000 km für die Schulverbände und im Fernreiseverkehr sowie rund 300 000 km durch Auftragsunternehmen. zz